"Dann wäre ich jetzt vielleicht tot..."

Von Interview: Florian Regelmann
Pat Cash uns sein liebstes Hobby: die Musik!
© Getty
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SPOX: Neben Tennis war die Musik immer Ihre große Leidenschaft. Hätten Sie gerne mal ein Leben als Rockstar geführt?

Cash: Oh ja, ein Leben als Rockstar wäre cool gewesen. Wobei, dann wäre ich vielleicht jetzt tot... (lacht) Das Leben eines Rockstars kann manchmal doch sehr verrückt sein. Ich liebe die Musik, es ist mit Sicherheit mein Nummer-eins-Hobby. Ich liebe es, Musik zu hören und selbst Musik zu machen. Ich bin kein wirklich guter Gitarrist, aber ich versuche, so viel wie möglich zu spielen. Wenn man eine Sache nicht so gut beherrscht, lernt man die Leute, die es wirklich können, erst so richtig schätzen. Ich habe großen Respekt davor, was manche Jungs auf der Gitarre so anstellen.

SPOX: Gab es während Ihrer Karriere eigentlich etwas, das Sie richtig gehasst haben am Tennis-Business?

Cash: Mit Reportern zu sprechen. Das war im Prinzip das Einzige. Ich habe gerne gespielt und trainiert, aber das mochte ich nicht. Und es war immer sehr hart, nach Verletzungen sich zurückzukämpfen. Das ist das Schlimmste überhaupt. Ich glaube, die meisten Menschen wissen gar nicht, wie hart es ist, sich nach einer Verletzung wieder in Form zu bringen. Wie einen das runterziehen kann, wie deprimierend das manchmal ist. Tommy Haas ist das Paradebeispiel für jemanden, der sich immer und immer wieder nach Verletzungen herangearbeitet hat.

SPOX: Es gab eine Phase in Ihrem Leben, in der Sie unter Depressionen gelitten haben.

Cash: Ja, ich hatte schlimme Depressionen. Das war eine harte Zeit in meinem Leben, weil es sehr schwer ist, damit umzugehen. Wenn ich Matches verloren habe, ging es mir teilweise wochenlang mies. Es gab damals noch nicht so das Verständnis dafür, unter welchem Druck Spitzensportler stehen. Gerade in einem Einzelsport, wo du niemanden hast, mit dem du dich austauschen kannst. Viele Topsportler haben deshalb damals getrunken und nur noch Party gemacht. Heutzutage ist das Thema Depression viel präsenter und es wird mehr geschaut, wie man vorbeugen kann. Aber es kann immer noch mehr getan werden.

SPOX: Abschließend brauche ich noch Ihre Tipps für die Australian Open. Wer gewinnt?

Cash: Ganz schwer zu sagen. Bei den Damen sind Serena Williams und Petra Kvitova für mich die heißesten Favoritinnen. Und bei den Herren kann es von den Top 4 jeder gewinnen. Ich denke nicht, dass jemand außerhalb der Top 4 eine Chance hat. Klar, es gibt Tsonga, der weit kommen kann. Vielleicht Berdych. Dimitrov wird in dieser Saison seinen großen Durchbruch feiern. Und Raonic vor allem. Der Junge ist richtig gut, er schafft es in diesem Jahr in die Top 10.

SPOX: Was halten Sie von Murrays Verpflichtung von Ivan Lendl als neuem Coach?

Cash: Ich denke, dass es funktionieren könnte. Lendl steht für Seriosität und Professionalität. Er hat eine Menge Ahnung vom Tennis und kann Murray helfen. Entscheidend ist für mich, dass Murray tougher werden muss. Er muss erwachsen werden. Er muss ein Mann werden. Alles andere hat er. Ich vergleiche ihn ein wenig mit Wayne Rooney. Es gibt sicher schönere Spieler wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo, aber auf dem Feld kriegt es Rooney genauso gebacken. Murray ist kein Pin-up-Boy wie Nadal, den alle Frauen lieben. Aber solange er gewinnt, ist das vollkommen egal.

SPOX: Wie sieht es mal wieder mit einem australischen Topstar aus? Bernard Tomic hätte das Potenzial.

Cash: Tomic ist sehr talentiert. Ich sehe ihn im Moment als einen Spieler, der für starke Siege gut ist. Er kann nicht Federer schlagen, aber so ein paar Jungs knapp außerhalb der Top 10 kann er sicher ausschalten. Klar, er muss konstanter werden, aber ich glaube, dass wir ihn in diesem Jahr in den Top 20 der Welt sehen werden.

SPOX: Und dann gibt es ja noch Ihren 17-jährigen Sohn Jett...

Cash: Jett liebt Tennis. Er ist im Moment in Spanien in der Akademie von Emilio Sanchez. Mal schauen, wie es weitergeht. Er soll auf jeden Fall erst mal die Schule zu Ende machen und danach wird er wohl in die USA aufs College gehen. Tennis ist ein tougher Sport, da ist es wichtig, eine Ausbildung in der Hinterhand zu haben. Aber ich denke, dass Jett es auf jeden Fall ein paar Jahre auf dem Circuit versuchen wird. Ich werde ihm helfen und ihn coachen, wann immer es geht.

Der Stand in der ATP-Weltrangliste

Präsentiert vom ehemaligen Wimbledon-Gewinner Pat Cash zeigt CNN International jeden Monat das Tennis Magazin Open Court. Der gebürtige Australier berichtet über die Neuigkeiten aus der Tennis-Welt: Neben spannenden Interviews mit bekannten Tennisgrößen stehen Reportagen über die bedeutendsten Turniere des Tennis-Sports im Mittelpunkt der Sendung. Open Court wird jeden vierten Donnerstag im Monat auf CNN International ausgestrahlt. Die nächste Sendung ist am 26. Januar um 18.30 Uhr auf CNN International zu sehen.

Die Januar-Ausgabe von Open Court kommt vom Hopman Cup aus Perth. Hier haben Spieler die Gelegenheit, ihre Partner für die Doppels bei den Olympischen Spiele zu testen. Pat Cash versucht sich als Kommentator des Turniers und spricht mit der australische Tennislegende Fred Stolle über die Bedeutung des Wettbewerbs sowie über die Möglichkeiten und Risiken gemischter Doppels. Außerdem trifft Open Court die aktuelle Nummer 1 der Weltrangliste Caroline Wozniacki beim Training und den Saisonvorbereitungen.

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