Williams ist mit neuem Selbstvertrauen zurück

SID
Serena Williams hat mit ihrem Turniererfolg in Stanford neues Selbstbewusstsein getankt
© Getty

Serena Williams ist wieder da. Durch ihren souveränen Turniersieg in Stanford hat sie sich in der Tennis-Weltrangliste um 90 Plätze verbessert. Nun gilt die ehemalige Nummer eins als Favoritin für die US Open Ende August in New York.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serena Williams betet oft. Nicht nur, wenn es schlecht läuft, wenn das Schicksal es nicht so gut mit ihr meint, sondern auch und vor allem dann, wenn alles gut ist. So wie jetzt nach dem Turniersieg in Stanford, ihrem ersten seit Wimbledon 2010.

"Ein Gebet ist wie ein Gespräch mit einem Freund", sagt sie: "Und meine guten Freunde brauche ich immer, nicht nur in schlechten Zeiten."

Für Serena Williams sind die Zeiten endlich wieder gut. Nach dem bisher schwersten Jahr ihres Lebens ist die 29-Jährige fast wieder dort angekommen, wo sie vor jenem schicksalhaften Abend im Juli 2010 in einem Münchner Restaurant jahrelang war, nämlich ganz oben.

Rückkehr nach vielen Verletzungen

Was damals in München passierte, kann Serena Williams bis heute nicht so richtig verstehen. Auf dem Weg nach draußen spürte sie plötzlich einen stechenden Schmerz unter beiden Füßen: "Auf dem Boden lagen ganz viele Glasscherben, die hatten die Sohlen meiner Schuhe regelrecht zerschnitten. Überall war Blut."

Es folgten die erste, die zweite und eine dritte Operation, die linke Fußsohle wurde mit sechs Stichen genäht, die Wunde wollte einfach nicht heilen. Es kam noch schlimmer: "Laufen konnte ich zeitweise gar nicht, da habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen."

Mit dem fuhr sie an einem Tag im Oktober viel zu schnell eine abschüssige Straße runter, ein Sturz und ein tiefer Riss in der Schulter waren die Folgen.

Im März dieses Jahres ging es dann plötzlich nicht mehr nur um die sportliche Karriere, sondern um das nackte Leben: Blutgerinnsel in der Lunge, Not-OP, Embolie, wochenlange medizinische Überwachung.

Damals hat Serena sehr viel mit Gott gesprochen. "Er hat mich immer gehalten, ich hatte niemals wirklich Angst", sagt sie. Sie hat das Licht am Ende der Finsternis gesehen und gewusst, dass alles wieder gut wird: "Aber dass es so schnell geht, das überrascht mich jetzt doch ein bisschen."

Comeback erst im Juni

Elf Monate nach jenem verhängnisvollen Fehltritt in München kehrte Serena Williams Anfang Juni in Eastbourne auf die Tour zurück, dort und anschließend in Wimbledon war jeweils im Achtelfinale Endstation.

In Stanford hat es nun erstmals wieder zum Titel gereicht, dabei unter anderem zu einem 6:1, 6:3 gegen die zuletzt bärenstarke Maria Scharapowa, zu einem 6:1, 6:2 gegen Wimbledon-Halbfinalistin Sabine Lisicki und im Finale zu einem 7:5, 6:1 gegen die Französin Marion Bartoli.

Mitfavoritin bei den US Open

Die legte sich im Hinblick auf die US Open Ende August in New York schon mal fest: "Bis dahin wird sie das zulegen, was jetzt noch fehlt, und dann wird es sehr schwer, sie zu schlagen."

Serena Williams ist also wieder da, ihr Tennis ist so unwiderstehlich, so kraftvoll, so atemberaubend schnell wie eh und je. Niemals, sagte Sabine Lisicki nach der kurzen Lehrstunde von Stanford, habe sie gegen eine so starke Gegnerin gespielt.

Die sieht sich allerdings selbst noch nicht wieder dort, wo sie eigentlich hin will. Zwar verbesserte sie sich in der Weltrangliste um genau 90 Positionen auf Platz 79, sieht aber vor allem im mentalen Bereich noch Luft nach oben: "Ich habe noch nicht das Selbstvertrauen, das einem viele gewonnene Matches bringen." Und vielleicht auch viele gute Gespräche. Mit guten Freunden.

Die WTA-Weltrangliste

Artikel und Videos zum Thema