Djokovic vs. Djokovic

Von Liane Killmann
Novak Djokovic hat 2011 57 von 59 Matches gewonnen
© Getty
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1. Serena Williams

Unfassbar, wie Serena nach ihrer langen Verletzungspause (Fußsehne, Lungenembolie) auftrumpft: Siege in Stanford und Toronto haben die US-Amerikanerin aus der Rekonvaleszenz direkt in die Favoritenrolle katapultiert.

Dass sie wegen Schmerzen im Zeh in Cincinnati zurückzog, war wohl eine Vorsichtsmaßnahme. "Leute! Alles wird gut!", beschwichtigte die dreifache US-Open-Siegerin ihre Fans per "Twitter". Böse Zungen behaupteten, Williams habe sich die Auszeit lediglich gegönnt, um auf der Glamour-Hochzeit von Kim Kardashian zu tanzen.

Prognose: Alles andere als der Finaleinzug wäre eine Überraschung, der vierte Titel ist drin.

2. Maria Scharapowa

Die Russin ist zurück und vielleicht stärker denn je. Trotz einer rätselhaften Aufschlagschwäche im ersten Finalsatz von Cincinnati hat Scharapowa beim größten Vorbereitungsturnier gnadenlos abgeräumt. Aus der herben Viertelfinalpleite gegen Serena in Stanford (1:6, 3:6) wird die 24-Jährige wichtige Schlüsse gezogen haben.

Im Cincy-Endspiel bewies sie zudem, dass sie sich - selbst wenn mal etwas richtig schief läuft - nicht mehr aus der Ruhe bringen lässt. Stattdessen zerrt sie in diesen Situationen mit viel Biss, ihrem Spitzenreturn und der gewohnten Geräuschpalette so lange an den Nerven der Gegnerin, bis sie sie doch noch niederringt.

Prognose: Sie ist die einzige Frau im Kreis der Favoritinnen, die Serena Williams in Sachen Willensstärke und Erfahrung das Wasser reichen kann.

3. Sabine Lisicki

Halbfinale in Stanford, Viertelfinale in Carlsbad, Sieg in Dallas - und in Sachen Power können ihr sowieso die wenigsten Gegnerinnen das Wasser reichen: Was soll da schief gehen für die 21-jährige Deutsche?

Sabine Lisicki im Interview: "Einfach nur Spaß haben und kämpfen"

Dass ihr ein Ausreißer nach unten nach wie vor passieren kann, hat die Wimbledon-Halbfinalistin in der ersten Runde von Cincinnati erfahren müssen: Gegen eine durchschnittlich agierende Shahar Peer spielte Lisicki haarsträubend und wachte erst bei 4:6, 0:5 auf. Sie stoppte die Fehlerflut, ging sensationell mit 6:5 in Führung - um postwendend den Tiebreak und das Match abzugeben.

Dieses Erlebnis hat sie wohl nicht zu sehr ins Grübeln gebracht. Falls doch, hat Lisicki die richtigen Schlüsse gezogen: Getreu dem Motto "Neue Woche, neues Glück" trat sie in Dallas ihren Siegeszug an.

Prognose: Wenn sie aus dem Drama von Paris (Aufgabe wegen Ganzkörperkrämpfen), dem Halbfinal-Erlebnis in Wimbledon und ihrem Ausrutscher in Cincinnati die richtigen Lehren gezogen hat, kann sie dank ihrer Power wieder die Top Four knacken.

4. Wera Swonarewa

Früher war Swonarewa mit dem Image des Seelchens und vielen Wuttränen auf der Tour unterwegs, jetzt hat sich die Russin inzwischen auf Platz zwei der Weltrangliste festgesetzt. 2010 erreichte sie bekanntlich bereits die Endspiele von Wimbledon und der US Open.

Swonarewa macht wenig Fehler, ist ruhiger geworden und spielt dennoch aggressiv. Zudem agiert sie variabler als die meisten Konkurrentinnen, hat ein hervorragendes Auge für die Nachlässigkeiten der Gegnerinnen und nutzt diese Chancen sicher. Ihre Hartplatzsaison verlief exzellent: Sieg in Baku, Finale in Carlsbad, in Toronto das Achtel- und in Cincinnati das Halbfinale. Einfach stark!

Prognose: Konserviert die 26-Jährige diese Form, kann sie jede schlagen.

5. Victoria Asarenka

Exzellentes Hartplatztennis, doch den entscheidenden Big Point noch immer nicht gelandet: Seit einer kleinen Ewigkeit wird die Weißrussin als Next-Grand-Slam-Champion gehandelt.

Dass es in Flushing Meadows auch in diesem Jahr wohl noch nicht so weit ist, liegt zum Teil an dem riesigen Ehrgeiz, den die 22-Jährige auch während ihrer Matches zur Schau stellt. Konzentration und Fokus schön und gut, nach Spaß sieht es bei Asarenka meist nicht aus.

Prognose: Wenn sie ihre Verbissenheit in Aggressivität und Freude auf dem Platz ummünzen kann, kratzt sie an den Semis.

Woman to watch: Petra Cetkovska

Beim Rückblick auf Cetkovskas Karriere nach dem Durchbruch bei den French Open 2008 (Achtelfinale) von einer Durststrecke zu sprechen, wäre eine heftige Untertreibung. Verletzungen warfen die Tschechin zurück, sie sammelte in den fünf folgenden Grand Slams Erstrundenniederlagen. Die Hauptfelder der nächsten sieben Majors fanden gleich ganz ohne sie statt. Kein Experte hätte wohl mehr einen Pfifferling auf Cetkovska gesetzt.

Doch still und heimlich berappelte sie sich, wechselte den Coach und zog nach Paris. Inzwischen grüßt sie mit 26 Jahren wieder von Platz 32 der WTA-Rangliste, es soll nur eine Durchgangsstation sein. Ans Aufgeben, sagt sie, hat sie in der schwierigen Zeit nie gedacht. Ein Schlüsselerlebnis: Das Achtelfinale in Wimbledon 2011 als Qualifikantin. In New Haven hat sie letzte Woche das Finale erreicht, dabei Li Na und Marion Bartoli ausgeschaltet.

Prognose: Eine Frau, die für Arrivierte ein Stolperstein sein kann - dank ihres aggressiven Spiels und der Erfahrung aus elf Profi-Jahren. Das Viertelfinale ist möglich.

Aussichten der Deutschen: Bestens

Für die an Position 10 gesetzte Andrea Petkovic steht und fällt alles damit, wie sie ihren Meniskusriss in den Griff bekommt. Geht es nach Spielstärke, mentaler Toughness und ihren starken Ergebnissen in Carlsbad (Halbfinale), Toronto (Viertelfinale) und Cincinnati (Halbfinale), gehört die 23-Jährige in die Runde der letzten Acht.

Julia Görges kam nach Wimbledon zunächst nicht in Schwung, aber mit einer 6:1, 6:3-Demonstration gegen Jelena Jankovic und der knappen Pleite gegen Serena Williams in Toronto, wo sie die haushohe Favoritin in den Tiebreak zwang, ließ sie aufhorchen. In der ersten Runde trifft sie im deutschen Duell auf Kristina Barrois, die sie im Griff haben sollte. Danach braucht sie mehr Kampfgeist als zuletzt, wo knappe Matches der 22-Jährigen meist als Drei-Satz-Niederlagen endeten. Die zweite Woche wäre ein Riesenerfolg.

Angelique Kerber überzeugte beim (wenn auch weniger gut besetzten) Vorbereitungsturnier in Dallas. Die 23-jährige Linkshänderin ist für eine Überraschung gut! Für Mona Barthel ist jede überstandene Runde ein Erfolg - die 21-Jährige braucht noch mehr Matchpraxis auf diesem Niveau, ihr Potenzial hat sie mit Runde zwei bei den French Open bereits angedeutet.

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