Halle: Erstrunden-Aus für Tommy Haas

SID
Tommy Haas muss wie in Paris schon nach der ersten Runde die Koffer packen
© Getty

Roger Federer sagte kurzfristig ab, die deutschen Tennisprofis moserten, und Publikumsliebling Tommy Haas scheiterte bereits in der ersten Runde: Die Stimmung beim einzigen deutschen Rasenturnier im westfälischen Halle könnte wahrlich besser sein.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nachdem Superstar Federer die Organisatoren der Gerry Weber Open mit seinem Rückzug in den Schockzustand versetzt hatte, ruhten alle Hoffnungen auf dem Wahl-Amerikaner Haas.

15 Monate hatte der 33-Jährige nach einer Hüft-Operation pausieren müssen und erst bei den French Open in Paris sein Einzel-Comeback mit einer Niederlage gegen den Türken Marsel Ilhan gegeben. Auf dem geliebten Rasen reichte nun gegen den Italiener Andreas Seppi die Kraft nicht ganz. Mit 2:6, 7:6 (8:6) und 3:6 unterlag Haas nach 2:06 Stunden.

"Nach zwei Stunden habe ich es in der Pumpe gespürt", sagte Haas, der noch nicht ganz fit ist: "Es zwickt verdammt hart im unteren Rücken, das soll aber keine Entschuldigung für die Niederlage sein."

Tommy Haas: Unterstützung von der Familie

Vor der Partie war der Halle-Champion von 2009 noch zuversichtlich gewesen, fühlte er sich doch nach seiner Pause im vergangenen Jahr als Titelverteidiger und richtig wohl auf dem schnellen Untergrund.

Zudem wurde er von seinem Vater Peter und seiner Verlobten Sara Foster unterstützt. "Auch meine Tochter Valentina war irgendwo da draußen, auch wenn sie noch nicht ganz mitbekommen hat, was da unten läuft", erzählte er.

Haas startete mit einem Break ins mit 750.000 Euro dotierte Turnier und nährte die Hoffnungen auf seinen ersten ATP-Tour-Sieg seit Februar 2010. Sein Gegner Seppi, bislang nicht als ausgewiesener Rasenspezialist in Erscheinung getreten, gewann nach dem 0:2 allerdings sieben Spiele in Folge. "Da bist du nicht mehr so gerne auf dem Platz", erläuterte Haas die schwächste Phase seiner Partie.

Satzgewinn im Tie-Break

Der Deutsche lamentierte, führte Selbstgespräche und feuerte sich wie zu seinen besten Zeiten an. Im zweiten Satz holte er ein Break auf und kämpfte sich durch den Gewinn des Tie-Breaks in den entscheidenden dritten Durchgang.

Dort fehlte Haas, der vor seiner Verletzung im Halbfinale von Wimbledon gestanden hatte, die Kraft. Ob er wieder in London antreten wird, ließ er allerdings noch offen: "Ich würde gerne, muss aber abwarten, wie die nächsten Tage laufen."

Florian Mayer besiegt Dustin Brown

Die deutsche Nummer eins Florian Mayer ist dagegen noch im Rennen. Der Bayreuther setzte sich gegen den Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown (Winsen/Aller) in drei hart umkämpften Sätzen 7:6 (8:6), 2:6, 6:3 durch.

"Hier ging es nur ums Gewinnen. Er spielt so unberechenbar, dass man seine Chancen eiskalt nutzen muss. Und bis zum dritten Satz hatte ich keine Chance", sagte Mayer, der nun auf Yen-Hsun Lu (Taiwan) trifft.

Unzufrieden war der Mannschafts-Weltmeister mit den Bedingungen: "Wir brauchen gar nicht drum herum reden: Der Boden ist nicht so gut wie in Wimbledon. Die Leute geben sich Mühe, hier ist es aber deutlich schneller, und das kommt meinem Spiel nicht entgegen", sagte Mayer.

Philipp Petzschner kritisiert Veranstalter

Deutlichere Kritik an den Veranstaltern übte Davis-Cup-Kollege Petzschner nach seinem 6:2, 7:6 (7:5)-Erfolg über Dominik Meffert (Mayen).

"Ich denke, es gibt nicht viele amtierende Wimbledonsieger in Deutschland, und ich musste am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit antreten", sagte der sichtlich angefressene Petzschner, der vor gefühlten "57 Zuschauern" mit Michael Kohlmann (Herdecke) gegen Eric Butorac/Jean-Julian Rojer (USA/Niederländische Antillen) im Match-Tiebreak des dritten Satzes 11:13 verloren hatte.

"Immerhin darf ich im Einzel auf dem Center Court spielen", sagte Petzschner, der im Vorjahr an der Seite von Jürgen Melzer (Österreich) im englischen Mekka des Tennissports triumphiert hatte.

In Halle geht es in Runde zwei gegen Daniel Gimeno-Traver (Spanien). Ausgeschieden ist dagegen Wildcard-Inhaber Mischa Zverev (Hamburg) mit 2:6, 3:6 gegen Davis-Cup-Sieger Viktor Troicki (Serbien).

Nadal und Djokovic statt Federer?

Nach der Absage von Roger Federer haben sich die Verantwortlichen beim einzigen deutschen Rasenturnier Gedanken über die Zukunft gemacht.

"Wir werden an die anderen Topspieler Rafael Nadal und Novak Djokovic herantreten. Beide waren schon in Halle und haben keine Verträge in Queens. Ihr Management hat bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert", sagte Turnierdirektor Ralf Weber.

Die ATP-Weltrangliste in der Übersicht

 

Artikel und Videos zum Thema