Die Geschichte vom guten Wein

SID
Stehen sich im Finale der French Open gegenüber: Francesca Schiavone und Li Na
© Getty

Die letztjährige Überraschungssiegerin Francesca Schiavone aus Italien und die Chinesin Li Na bestreiten am Samstag bei den French Open das Finale (ab 15 Uhr im LIVE-TICKER). Zusammen sind die beiden Routiniers über 60 Jahre alt. Nur viermal in der Grand-Slam-Geschichte gab es ein noch älteres Endspiel.

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Die eine machte Paris eine Liebeserklärung und schwärmte von Steffi Graf, die andere träumte vom Tennis-Boom in China und einem Coup für die Geschichtsbücher: Auf einen Nenner kamen Francesca Schiavone und Li Na vor ihrem Finale am Samstag nur bei einem Thema. Der Diskussion über das vermeintlich hohe Alter der beiden Endspiel-Protagonistinnen.

"Das ist eben wie mit einem guten Wein. Je länger er in der Flasche bleibt, desto besser ist er dann", sagte die kurz vor ihrem 31. Geburtstag stehende Titelverteidigerin Schiavone nicht ohne Genugtuung.

Die Italienerin glaubt, dass die Zeiten der Teenie-Siegerinnen auf der Grand-Slam-Bühne erst einmal vorbei sind: "Es hat schon eine Veränderung stattgefunden. Erfahrung spielt eine große Rolle", meinte die an Position fünf gesetzte Mailänderin, die 2010 am Bois de Boulogne als erste italienische Grand-Slam-Siegerin für eine besondere Premiere gesorgt hatte.

Li Na: "Wünsche mir einen Tennis-Boom in China"

Das diesjährige Endspiel von Roland Garros ist gemessen am Alter von Schiavone und der 29-jährigen Li Na mit 60 Jahren und 79 Tagen das fünftälteste seit dem Beginn der "Open Era" 1968. "Das Alter an sich hat doch nichts zu bedeuten. Das ist nur eine Zahl auf dem Papier. Ich fühle mich jedenfalls, als ob ich noch jung wäre", betonte auch Li Na - und schmunzelte.

Die Melbourne-Finalistin hat derzeit auch gut lachen. Nur noch ein Sieg fehlt der quirligen Li Na, um als erster chinesischer Grand-Slam-Gewinner in die Historie einzugehen. Bei den Australian Open Anfang des Jahres war sie der erste Tennisprofis ihres Landes, der das Endspiel eines Majors erreichte.

"Ich hoffe, dass mir in China am TV auch viele Kinder zugucken und dann sagen: Da wo Li Na ist, will ich auch einmal hin. Ich wünsche mir einen Tennis-Boom in China", erklärte die Asiatin, die seit ein paar Wochen anstelle von Ehemann Jiang Shen den Dänen Michael Mortensen als Trainer an ihrer Seite hat. Die im Viertelfinale gescheiterte Andrea Petkovic traut Li Na alles zu. "Sie besitzt so eine Aura", sagte die deutsche Nummer eins.

Steffi Graf als Motivationshilfe

Die Magie von Roland Garros will indes Francesca Schiavone für ihren zweiten Major-Triumph nutzen. "Wenn ich hierher komme, fühle ich immer etwas ganz Besonderes. Schon als Kind habe ich von diesem Turnier geträumt, es ist für mich Inspiration", sagte die von Italiens Medien als "Francesca I., Königin von Frankreich" gefeierte Schiavone.

Als Triebfeder diente der nur 1,66 Meter großen Titelverteidigerin nicht zuletzt Steffi Graf. Die einst beste Spielerin der Welt hatte die Italienerin in den Neunziger Jahren fasziniert.

"Als ich als Juniorin bei den French Open war, habe ich mal im Stadion ein Match zwischen Steffi und Monica Seles gesehen. Ich habe ein Foto von der Tribüne aus gemacht. Und dieses Bild schaue ich mir immer an, bevor ich hierher komme", verriet Schiavone, die auch ein Poster von Graf und Seles in ihrem Jugendzimmer hatte: "Ich wollte immer dahin kommen, wo sie waren."

Dass das Ganze etwas länger gedauert hat, stört den italienischen Wirbelwind nicht. Vor ihrem Coup 2010 in Paris hatte Spätzünderin Schiavone in 13 Profijahren gerade mal drei Turniere der mittleren Kategorie gewonnen, nach ihrem Coup keines mehr.

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