"Beine hochlegen und chillen"

SID
Julia Görges gewann als erste deutsche Tennisspielerin seit 17 Jahren beim Turnier in Deutschland
© Getty

Mit ihrem Sieg in Stuttgart hat Julia Görges die Tennis-Welt überrascht. Im Interview spricht die 22-Jährige über den Aufschwung im deutschen Damen-Tennis, ihre Art zu feiern und möglichen Neid zwischen ihr und Andrea Petkovic.

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Frage: Ist der Triumph beim einzigen deutschen Turnier Ihr bislang größter Erfolg?

Julia Görges: Das ist schwer zu sagen. Denn der Turniersieg in Bad Gastein im vergangenen Jahr war der allererste, das ist immer etwas Besonderes. Aber dieses Turnier in Stuttgart habe ich schon früher vor dem Fernseher verfolgt. Dann tatsächlich selbst als Siegerin in diesem Auto zu sitzen, das ist schon etwas ganz Besonderes.

Frage: Andrea Petkovic hat mit ihren jüngsten Erfolgen einen kleinen Hype ausgelöst. Glauben Sie, dass nach Ihrem Überraschungscoup das Interesse mittelfristig gesichert ist?

Görges: Das Wichtigste ist: Die Leute lieben wieder Tennis, das Interesse ist wieder da. Man hat die Vergleiche mit Steffi Graf so oft gehört. Das war nicht einfach für uns, denn sie war eine Ausnahmeerscheinung und hat so viele Grand Slams gewonnen. Wenn du alles gibst, ist es schwierig, jeden Tag damit konfrontiert zu werden. Ich wusste aber, wir sind jung und haben großes Potenzial.

Frage: Die deutschen Spielerinnen sind derzeit en vogue. Wo führt das hin?

Görges: Man muss vorsichtig sein, das ein bisschen bremsen. Die Spielerinnen müssen Zeit bekommen, um sich zu entwicken. Man muss so etwas auch erst einmal sacken lassen.

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Frage: Gibt es eigentlich Neid zwischen Ihnen und Ihrer Kollegin Andrea Petkovic?

Görges: Nein, ganz im Gegenteil. Ich ziehe den Hut vor Andreas Leistungen. Zum Beispiel in Stuttgart bei ihrem Spiel gegen Jelena Jankovic. Davon kann man nur lernen, das war championslike. Andrea arbeitet hart, und am Ende profitieren wir ja ohnehin alle von ihren Erfolgen.

Frage: Haben Sie den Sieg beim Heimturnier schon realisiert?

Görges: Ein Traum ist wahr geworden. Ich kann stolz sein. Es war erstaunlich, wieviel Kraft ich noch hatte und wie tough ich war. Ich wollte aggressiv sein und auch mal ein paar hohe Bälle einstreuen. Das ist mir gelungen.

Frage: Wie werden Sie ihren Überraschungscoup feiern?

Görges: Ich freue mich auf ein paar freie Tage zuhause. Dort war ich drei Monate nicht mehr. Das Schönste ist, im eigenen Bett zu schlafen. Ich werde zwei, drei Tage die Beine hochlegen und chillen. Ich werde das dann ausgiebig sacken lassen. Es wird bestimmt ein bisschen dauern, bis ich begreife, was passiert ist.

Frage: Beim Fed Cup und auch am Anfang des Stuttgarter Turniers hat sich viel um Andrea Petkovic gedreht. Konnten Sie sich in Sachen Medienpolitik etwas abschauen?

Görges: Wir sind verschiedene Charaktere in dieser Hinsicht und gehen damit deshalb anders um. Generell muss man das aber alles erstmal verarbeiten. Dennoch: Auf diesen Erfolgen kann man aufbauen. Und gemeinsam werden wir das schaffen.

Frage: Gab es ein Schlüsselerlebnis? Wann hat es bei Ihnen 'klick' gemacht?

Görges: Das war im letzten Jahr, als ich in Tokio mit Samanatha Stosur zum ersten Mal eine Spielerin aus den Top 10 besiegt habe. Auch der erste Turniersieg ist wichtig. Da weiß man dann, dass man da oben stehen kann. Auch mein Match gegen Maria Scharapowa bei den Australian Open in diesem Jahr war wichtig. Das habe ich zwar verloren, aber es war einer der schönsten und größten Momente, bei dieser Stimmung und vor 10.000 Leuten zu spielen.

Frage: Was wollen Sie 2011 noch erreichen?

Görges: Mein Ziel in diesem Jahr waren die Top 30. Das habe ich schon geschafft. Jetzt muss ich erstmal mit meinem Trainer besprechen, was die neuen Ziele sind. Es muss jetzt 'Step-by-step' weitergehen, ich will mich kontinierlich verbessern.

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