Das Doppel der Hoffnung

SID
Bei den US Open steht das indisch-pakistanische Doppel Bopanna-Qureshi im Viertelfinale
© Getty

Der eine ist ein indischer Hindu, der andere ein pakistanischer Muslim - gemeinsam bilden die beiden Tennisprofis aus den verfeindeten Atommächten das Doppel der Hoffnung.

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Auf den Courts dieser Welt verbreiten Rohan Bopanna und Aisam Qureshi Seite an Seite ihre Friedensbotschaft: "Stop War, Start Tennis".

Der Slogan prangte in Wimbledon sogar auf den Trainingsjacken des indisch-pakistanischen Duos, das bei den US Open in New York im Viertelfinale steht.

"Wir sind ein Beispiel dafür, wie man friedlich zusammenleben kann. Unsere Partnerschaft überwindet die Grenzen und Gräben", sagt Bopanna und glaubt an die Vorbildfunktion der Allianz: "Wenn Aisam und ich uns gut verstehen, können das unsere Landsleute auch. Wir möchten auch anderen die Kraft geben, Mauern im Kopf einzureißen."

Ungleiches Paar mit "Mission possible"

Die Kollegen haben großen Respekt vor dem nur auf den ersten Blick so ungleichen Paar und ihrer "Mission possible". "Sie sind gut für unseren Sport", meinte der beste Doppelspieler Mike Bryan und fügte an: "Und für den Weltfrieden."

Die Völkerverständigung der besonderen Art ist auch in den Tagen von Flushing Meadows wieder ein Thema. Selbst ein Taxifahrer kannte die Geschichte vom "Indo-Pakistan-Express" und überraschte damit Qureshi.

"Das hat mich schon überwältigt. Jemand in Amerika weiß genau Bescheid, was wir machen und machte uns deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind", meinte der 30-Jährige staunend.

Qureshi trotzt Widerständen

Qureshi hatte schon vor acht Jahren sein Faible für den Diplomatendienst im Tennishemd unter Beweis gestellt. Der Pakistani ging trotz Widerständen von gläubigen Fundamentalisten bei einigen Turnieren mit dem israelischen Juden Amir Hadad an den Start.

Der pakistanische Verband reagierte auf den vermeintlichen politischen Fauxpas mit der Verbannung Qureshis aus dem Davis-Cup-Team.

Seinen Glauben an die gute Sache hat das nur noch bestärkt. "Sport ist frei von Konflikten. Wenn es etwas gibt, das Völker verbinden kann", sagt Qureshi, "dann ist es der Sport."

Nächstes Projekt in Planung

Den Beweis dafür bekam das in der Weltrangliste auf Platz 15 stehende Friedens-Doppel vor drei Jahren vor Augen geführt. Als Bopanna und Qureshi beim Turnier im indischen Bombay das Endspiel erreichten, passierte das schier Unfassbare.

"Ich schaute ins Publikum und sah Hunderte, die auf einer Wange Indiens Flagge und auf der anderen die pakistanische aufgemalt hatten", berichtete Qureshi mit leuchtenden Augen. Da habe er endgültig realisiert, "dass wir viel bewegen können."

Und das nächste Projekt ist bereits in Planung - zumindest in den Köpfen der besten Freunde Bopanna und Qureshi, die sich schon seit 14 Jahren kennen. Am einzigen Straßen-Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan in Wagah soll ein Netz gespannt werden.

Protestaktionen gegen Hochzeit

Der Pakistani Qureshi soll beim Bälleschlagen auf der indischen Seite stehen, der Inder Bopanna auf der pakistanischen. "Wenn nur fünf Prozent der Leute in Pakistan und Indien ihre Ansichten ändern, haben wir schon etwas bewegt", meinte Qureshi.

Dass noch viel Arbeit auf das Doppel mit der Lizenz zur Versöhnung wartet, zeigte sich aber erst kürzlich.

Als bekannt wurde, dass die indische Tennisspielerin Sania Mirza den pakistanischen Cricketstar Shoab Malik heiraten wird, gab es in beiden Ländern Protestaktionen. Ohne Erfolg: Das Paar gab sich am 12. April im indischen Hyderabad das Ja-Wort.

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