Stich-Schützling Kamke vor dem Durchbruch

SID
Tobias Kamke steht in Wimbledon in der dritten Runde und trifft dort auf Jo-Wilfried Tsonga
© Getty

Am Dienstag musste Tobias Kamke sein Hotel am Earls Court verlassen. Als er gebucht hatte, konnte der Lübecker ja nicht ahnen, wie lange er bei den 124. All England Championships aktiv sein würde.

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Angereist war er schließlich bereits zum Montag vor zwei Wochen als in Roehampton die Qualifikation für das bedeutendste Tennisturnier der Welt begannen. Am Samstag spielt er in der dritten Runde gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. "Es ist unglaublich für mich, noch dabeizusein", sagt der Lübecker.

Seit 2004 hat sich der Norddeutsche auf kleinen Turnieren durchgeschlagen, beharrlich ist er seinen Weg gegangen. Die Ochsentour. Und dabei immer das Ziel vor Augen, einmal in die große Tenniswelt vorzudringen: "Gegen Tsonga wird es mein erstes Spiel gegen einen Top-Ten-Spieler, solche Matches wünscht man sich."

Sein Talent ist schon früh aufgefallen. Mit 17 Jahren schloss sich Kamke dem UHC Hamburg an, wo damals Michael Stich trainierte und ab und an Punktspiele bestritt.

Michael Stich nimmt Kamke unter seine Fittiche

Der Wimbledonsieger von 1991 nahm Kamke unter seine Fittiche, eine Zusammenarbeit, die bis heute andauert. "Michael hat damals eine Trainingspartner gesucht, ich war so begeistert, dass ich sogar die Schule geschwänzt habe", erzählt der 24-Jährige.

Bei der deutschen "Tennis-Glaubensfrage" Becker oder Stich gehörte der junge Schleswig-Holsteiner immer zur Stichfraktion, erzählt er: "Das kommt von meinen Eltern. Mein Vater war totaler Stich-Fan."

Wohl doch das norddeutsche Gen. Die Trainingsmatches gegen das Idol hat er - "wenn ich ehrlich bin" - schon mit 17 gewonnen. "Heute legt Michael nicht mehr so viel Wert auf das zählen!"

Aber Kamke legt weiter Wert auf den Rat des Hamburgers, der als Radiokommentator für die BBC in Wimbledon ist und sich bei Gelegenheit die Spiele seines Schützlings anschaut.

Stich hilft bei Karrieplanung

"Wir haben uns auch vor dem Turnier unterhalten", sagt der Lübecker, das war sehr wichtig für mich." Stich hat auch bei der Sponsorensuche geholfen und bei der Karriereplanung: "Ich habe Mitte 2006 das Abitur gemacht und er hat mir dazu geraten, mir selbst drei Jahre Zeit zu geben, das Profileben kennenzulernen."

Diese Zeit ist nun abgelaufen und der Plan scheint genau aufzugehen. Gemeinsam mit seinem Kumpel Julian Reister, der in Wimbledon in der zweiten Runde stand, ist er nun dabei, den Durchbruch zu schaffen.

Top-100 als nächstes Ziel

Für die Trainingsarbeit sind die Coaches Ralph Grambow und Maik Schürbesmann verantwortlich. Von Platz 280 ist er binnen eines Jahres auf Rang 128 geklettert, und nach Wimbledon wird er seinem Ziel Top-100 noch näher gekommen sein.

"Mein nächstes Turnier ist Hamburg, danach hoffe ich, die 100 geknackt zu haben", sagt Kamke. Dann ist er automatisch im Hauptfeld der Grand-Slam-Turniere.

Dann ist das Leben eines Tennisprofis planbarer. Für das Turnier in Hamburg allerdings brauchte er noch eine Wildcard. Turnierdirektor dort ist Michael Stich.

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