Anti-Drama-Queen will Sandplatzkönigin werden

SID
Sam Stosur will die French Open gewinnen
© Getty

Surfer-Sonnenbrille, Baseballcap und Muskelshirt: Samantha Stosur erinnert mehr an eine Beachvolleyballerin als an eine Weltklasse-Tennisspielerin. Doch Sand spielt im Leben der Australierin von der Gold Coast trotzdem eine wichtige Rolle.

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Bei den French Open in Paris gilt Stosur spätestens nach ihrem Achtelfinal-Sieg gegen die kleine Grande Dame Justine Henin (2:6, 6:1, 6:4) als Geheimfavoritin auf den Titel - auch wenn auf die 26-Jährige im Viertelfinale am Mittwoch die topgesetzte Serena Williams (USA) wartet. Doch mit 17:2 Siegen auf Asche ist Stosur bislang die unangefochtene Sandplatzkönigin des Jahres.

"Für Samantha ist nur der Himmel die Grenze", sagte jüngst ihr früherer Mixed-Partner Scott Draper über den beeindruckenden Aufstieg seiner Landsfrau.

Erste Australierin in Top 10 seit 1985

Und daran hat ausgerechnet ein Zeckenbiss von 2007 erheblichen Anteil. Denn erst nach der folgenden sechsmonatigen Zwangspause wurde aus der Doppel-Spezialistin Stosur (Grand-Slam-Titel bei den French Open 2006 und den US Open 2005) die erfolgreiche "Einzelgängerin" Sam.

"Während meiner Krankheit hat mir das Tennis sehr gefehlt. Ich hatte aber auch Zeit nachzudenken und wollte fortan lieber im Einzel voll angreifen", berichtete die Spätzünderin, die am 17. Mai ihre bislang höchste Weltranglisten-Position erreichte: Platz sieben. Stosur ist die erste Australierin nach Wendy Turnbull 1985 in den Top 10.

Viel Kraft zieht die athletische Powerspielerin mit dem Hammeraufschlag aus der Ruhe. "Sam ist das Gegenteil von einer Drama-Queen", meinte dazu ihr Coach David Taylor, der schon mit French-Open-Siegerinnen wie Martina Hingis (Schweiz) und Ana Ivanovic (Serbien) arbeitete.

Eine Stoikerin auf dem Platz

Die letztjährige French-Open-Halbfinalistin Stosur ist auf dem Platz eine Stoikerin. "Als ich aufwuchs, habe ich auf meine Idole Steffi Graf und Monica Seles geschaut. Sie haben auch nie ihren Schläger zertrümmert", sagte Stosur.

Damit das auch in brenzligen Situationen so bleibt, hat sie sicherheitshalber zwei Worte auf ihrem linken Schweißband stehen: Attitude (Haltung) und Composure (Selbstbeherrschung). Stosur: "Das hilft mir, mich immer richtig zu fokussieren."

Beharrlichkeit und Disziplin hat die Rechtshänderin aus Down Under schon zu Genüge unter Beweis gestellt. Ihre Eltern mussten sich nach einer Flutkatastrophe einst eine neue Existenz aufbauen und hatten nicht viel Zeit für die kleine Sam. "Sie mussten sich wirklich alles hart erarbeiten", meinte Vater Tony anerkennend.

Stosur will Revanche

Das Viertelfinal-Duell mit Serena Williams in Roland Garros soll für Stosur zur Revanche werden. "Sam ist definitiv eine große Bedrohung", erklärte Stosur-Coach Taylor.

Im Januar scheiterte die frühere Doppel-Spezialistin ausgerechnet bei ihrem Heimspiel im Australian-Open-Achtelfinale von Melbourne in zwei Sätzen an der Weltranglistenersten.

Bereits zuvor hatte es ein paar Scharmützel gegeben. Die US-Amerikanerin kritisierte die kraftvolle Spielweise von Stosur, diese warf Williams latent fehlenden Respekt vor ihren Gegnerinnen vor. Das Kriegsbeil scheint vor dem neuerlichen Showdown aber begraben.

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