Beck erkämpft Ausgleich

SID
Andreas Beck gewann ein hart umkämpftes Match gegen Paul-Henri Mathieu
© Getty

Ein von Selbstzweifeln geplagter Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und ein unbekümmert aufspielender Andreas Beck (Stuttgart) haben der deutschen Mannschaft am ersten Tag des Arag World Team Cups in Düsseldorf ein 1:1 gegen Frankreich beschert. Die Entscheidung über Sieg und Niederlage fällt im abschließenden Doppel, das nach der neuen Spielordnung im Rochusclub erst am Montag stattfindet.

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Wer für Deutschland spielt, war am Sonntagabend noch nicht bekannt. "Das werden wir beim Abendessen besprechen", sagte Teamchef Patrik Kühnen, der grundsätzlich die Kombination Philipp Kohlschreiber/Christopher Kas favorisiert: "Die beiden sind ziemlich eingespielt und haben schon gute Matches gezeigt."

Kohlschreiber sieht sich derzeit allerdings eher nicht in der Position, einen Doppel-Einsatz fordern zu können. Stattdessen mühte er sich nach der 2:6, 4:6-Niederlage gegen Jeremy Chardy um eine Erklärung für seine schwache Vorstellung.

"Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit meinem Spiel und weiß nicht, warum", erzählte der 26 Jahre Davis-Cup-Spieler, als Nummer 29 der Welt immerhin zweitbester Deutscher hinter Tommy Haas: "Jeder hat gesehen, dass es spielerisch nicht stimmt, aber eine Lösung habe ich nicht parat."

Andreas Beck machte es besser. Der 24-jährige Linkshänder, Nummer 81 der Welt, glich mit dem 7:6 (7:1), 6:7 (4:7), 6:4 gegen den im Ranking 25 Positionen besser platzierten Paul-Henri Mathieu zum 1:1 aus. Nach 2:52 Stunden verwandelte Beck seinen dritten Matchball.

"Die Zuschauer haben ein echt gutes Match gesehen", sagte Beck: "Anfangs war ich ein bisschen nervös, aber während des Spiels dann sehr entspannt."

Kohlschreiber fand gegen Chardy nie ins Match, stand meistens viel zu weit vom Ball entfernt und hatte gegen den solide spielenden Franzosen nicht den Hauch einer Chance.

Kohli bedrückt und ratlos

"Ich sehe meinen Ball fliegen und kann die Schrift lesen, weil er so langsam ist", sagte Kohlschreiber: "Die Power, die ich gerne hätte und die mein Spiel eigentlich auch auszeichnet, ist seit ungefähr zehn Tagen nicht mehr da. Ich fühle mich immer auf dem falschen Fuß erwischt."

Chardy musste bei weitem nicht seine Bestleistung bringen, Kohlschreiber war einfach zu harmlos, um seinen Gegner auch nur ansatzweise in Bedrängnis zu bringen.

"Wenn meine Bälle jedes Mal schon auf der T-Linie runterfallen, ist es logisch, dass ich nach links und rechts über den Platz gejagt werde", sagte Kohlschreiber und ganz gegen seine Natur wirkte er bedrückt und ratlos.

Hoffen auf ein Wunder

Teamchef Patrik Kühnen tat auf der Bank sein Bestes, um seine Nummer eins aufzurichten, aber auch die Seelenmassage des dreimaligen Davis-Cup-Siegers half Kohli nicht: "Er hat mir gesagt, dass jeder Spieler mal so eine Phase hat. Ich hoffe, Patrik kann in dieser Woche ein Wunder bewirken." Kühnen sieht es nicht ganz so dramatisch: "Ich habe solche Situationen selbst als Spieler erlebt, das ist keine Katastrophe, nichts Ungewöhnliches, es gehört halt dazu."

Einen Sportpsychologen hat der sonst so selbstbewusste Philipp Kohlschreiber bisher noch nicht in Anspruch genommen, er schließt es aber auch nicht aus, falls sich an seiner Situation in absehbarer Zeit nichts ändern sollte.

"Im Moment lese ich viel Bücher zu dem Thema", sagte er in Düsseldorf: "Einfach, um mich der Problematik mal von einer anderen Seite zu nähern." Eine physische Erkrankung schließt der 26-Jährige aus: "Ich fühle mich körperlich topfit, es ist nur so, dass urplötzlich mitten in einem Match mein Spiel zusammenfällt."

"Ich habe manchmal eine echt große Klappe"

Beim Arag World Team Cup hofft er nun darauf, dass der Knoten platzt, dass er verlorenes Selbstvertrauen und Ballgefühl wiederfindet, dass er seinen Gegner wieder wie gewohnt von der Grundlinie aus unter Druck setzen und das Spiel dirigieren kann.

Auf Kosten der Mannschaft und des gemeinsamen Erfolges soll das Selbstfindungsprogramm jedoch nicht gehen: "Ich will mich nicht ins Doppel drängen, um Spielpraxis zu gewinnen und mich in Form zu bringen. Das beste Team soll hier spielen, und wenn ich momentan nicht dazugehöre, dann ist das eben so."

Kohlschreiber weiß, dass es vielleicht auch gar nicht so einfach ist, einen wie ihn zu unterstützen. "Ich habe manchmal gute Argumente, dagegenzuarbeiten, wenn mir jemand helfen will. Bei einem wie mir ist es schwer, aus so einer Krise zu finden, ich habe manchmal eine echt große Klappe."

Dennoch macht es ihm ein bisschen Angst, dieses "Gefühl in mir, das ich nicht kenne, das mich nicht frei spielen lässt". Im Training mit den Teamkollegen will er sich deshalb in den Tagen von Düsseldorf doppelt und dreifach reinhängen: "Es geht darum, Vertrauen zu mir selbst wiederzufinden. Da muss viel getan werden."

In der ersten Begegnung der roten Gruppe spielten am Sonntag die USA und Australien gegeneinander. Sam Querrey brachte die Amerikaner durch ein 6:7 (4:7), 7:6 (7:3), 6:3 gegen Peter Luczak in Führung, Lleyton Hewitt sorgte mit einem 6:2 und 6:4 gegen John Isner für den Ausgleich.

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