Multi-Talent Petkovic vor Fed-Cup-Debüt

SID
Im Januar 2010 erreichte Andrea Petkovic das Halbfinale des Turniers in Brisbane
© Getty

Andrea Petkovic studiert Politik, schreibt Kolumnen, musiziert und ist die zweitbeste Tennisspielerin Deutschlands. Am Wochenende tritt sie erstmals für ihr Land beim Fed Cup an.

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Zum Glück endet der Horizont von Andrea Petkovic nicht an der Grundlinie. Denn dann würde die Nervosität Deutschlands zweitbeste Tennisspielerin vor ihrem Einzel-Debüt im Fed Cup am Samstag und Sonntag in Tschechien wohl in den Wahnsinn treiben.

So aber greift Petkovic auch in den Tagen von Brünn immer wieder zur Fachliteratur der Fernuni Hagen - am 5. März steht die nächste Klausur der ehrgeizigen Politologie-Studentin an, die dank ihrer Interessen und Begabungen als der etwas andere Profi im Circuit gilt.

"Wahl zur Bundeskanzlerin ist drin"

Bundeskanzlerin, Rockstar, Journalistin - bei Andrea Petkovic scheint in Zukunft alles möglich. "Ich habe viele Pläne und Wünsche im Kopf. Ich möchte mich auf jeden Fall politisch engagieren und weiterhin journalistisch aktiv bleiben. Am liebsten würde ich tausend Sachen auf einmal machen", sagt die 22-Jährige dem "SID".

Sie wagt eine Prognose: "Von der Parteigründung bis zur Wahl als Bundeskanzlerin ist alles drin." Dass hinter den forschen Ankündigungen keineswegs Größenwahn steckt, hat die Weltranglisten-49. in den vergangenen Jahren bereits bewiesen.

In der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden hat die Einser-Abiturientin ein Praktikum "bei meinem Freund Roland Koch" absolviert. Zudem veröffentlicht sie in unregelmäßigen Abständen Kolumnen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Fed Cup als größtes Geschenk

Nach ihrem Debüt am Wochenende im Exhibition Center von Brünn will Petkovic wieder in die Laptop-Tastatur hauen. Dann können sich die Leser sicherlich auf reichlich emotionales Lesematerial einstellen, denn für die Darmstädterin geht mit ihrem Auftritt in der Tennis-Nationalmannschaft ein Traum in Erfüllung.

"Der Fed Cup hat eine große Priorität in meinem Leben. Er ist für einen Einzelsportler das größte Geschenk und gleichzeitig die größte emotionale Herausforderung. Man leidet, man lacht, man freut sich, man weint", sagt Petkovic über die in eine Woche gepressten "Tausend Gefühle".

Nach der Absage der derzeit besten deutschen Spielerin Sabine Lisicki geht die Hobby-Schlagzeugerin in dem Erstrundenspiel der Weltgruppe als Nummer eins ins Rennen. Eine Aufgabe, die der stets gut gelaunten Petkovic auf den Leib geschrieben scheint.

"Bis zur Schmerzgrenze"

"Ich habe schon eine gewisse Führungspersönlichkeit in mir", berichtet sie. Vor allem sieht sich Petkovic aber als Teamplayer: Jede Spielerin sei sich ihrer Verantwortung als Vorbild für die anderen bewusst.

"Da reihe ich mich absolut ein. Mehr als alles zu geben und die anderen dabei versuchen mitzuziehen, kann ich nicht. Aber das werde ich bis zur Schmerzgrenze ausreizen."

Und sie wird es genießen. Denn seit ihrem Comeback nach einem bei den Australian Open 2008 erlittenen Kreuzbandriss und einer achtmonatigen Pause schätzt Petkovic ihr Leben als Tennisprofi noch mehr.

Tennis ist nicht alles

Im vergangenen Sommer gewann sie in Bad Gastein ihr erstes WTA-Turnier, im Januar gelang ihr erstmals der Sprung unter die Top 50.

"Die Verletzung hat mich ironischerweise schneller nach vorne gebracht als jedes einzelne Match, das ich in meiner Karriere bis jetzt gespielt habe", erzählte die Darmstädterin: "Mich kann so schnell nichts mehr aus den Socken hauen."

Keine Ziele mehr

Da Zahlen für Petkovic Schall und Rauch sind, will sie sich in Sachen Weltranglisten-Platzierung nach dem Erreichen der angestrebten Top 50 keine Ziele mehr setzen.

"Aber ich spüre noch viel, viel mehr in mir, was noch nicht rausgeholt wurde. Daran arbeite ich." Und an vielem anderen mehr.

Dass die Liebe zum Tennis dennoch nicht ganz unerschütterlich ist, hat die passionierte Gitarrenspielerin ihrem sich stets erweiternden Horizont zu verdanken.

"Ich würde meine Tenniskarriere", sagt Petkovic, "für eine Rockstarkarriere sofort an den Nagel hängen."

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