"Ich wollte nie aufhören"

Von Interview: Florian Regelmann
Anna-Lena Grönefeld gewann 2009 zusammen mit Mark Knowles das Wimbledon-Mixed
© Getty

Anna-Lena Grönefeld ist Wimbledon-Siegerin. Zwar nicht im Einzel, aber immerhin im Mixed. Bei SPOX spricht die 24-Jährige über Facebook-Bekanntschaften, Martina Navratilova und die schwierigste Zeit ihres Lebens.

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SPOX: Im Internet lernt man ja tolle Männer kennen, Frau Grönefeld...

Anna-Lena Grönefeld (lacht): Zumindest tolle Doppelpartner, das stimmt.

SPOX: Über Facebook hatte Mark Knowles Sie kontaktiert. Wie kam er auf Sie?

Grönefeld: Er hatte jemanden gesucht und er kannte mich, weil wir früher schon gegeneinander gespielt haben. Er hat wohl gedacht, dass es passen könnte. Und es passt super.

SPOX: Was passt denn so gut?

Grönefeld: Das ist schwer zu beschreiben. Wir verstehen uns einfach super. Es passt menschlich und auch spielerisch. Wir haben sehr viel Spaß zusammen und das ist im Doppel immer sehr wichtig. Wir werden auch bei den US Open zusammen an den Start gehen.

SPOX: Entwickeln Sie sich zur Doppelspezialistin?

Grönefeld: Das würde ich nicht sagen. Mein Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf dem Einzel. Die Doppel-Erfolge nehme ich nebenbei mit.

SPOX: Klar ist, dass Ihnen das Doppel unglaublich Spaß macht. Manche Spieler verzichten auf eine Zusatzbelastung neben dem Einzel. Warum ist das bei Ihnen anders?

Grönefeld: Zum einen hilft mir das Doppel, mich auch im Einzel weiterzuentwickeln. Und zum anderen ist Doppel einfach immer besser als jede Trainingseinheit. Bevor ich zum Trainieren gehe, gehe ich doch viel lieber raus und spiele eine Runde Doppel. Das macht eindeutig mehr Spaß.

SPOX: Wenn man dann noch tolle Partner hat, umso besser, oder?

Grönefeld: Das stimmt. Ich habe schon mit tollen Leuten spielen dürfen. Besonders mit Martina Navratilova war es eine wahnsinnige Erfahrung. Allein zu sehen, was für ein Rummel um sie ist, war beeindruckend.

SPOX: Sie haben es gesagt, der Fokus liegt auf dem Einzel. Sie waren schon mal die Nummer 14 der Welt. Was haben Sie für Ziele?

Grönefeld: Wenn man mal da oben war, will man da natürlich auch wieder hin. Das ist kein Geheimnis. Aber in erster Linie geht es mir nicht um eine Ranglistenplatzierung. Ich will mein Spiel verbessern, vor allem mein Spiel nach vorne - und dann schauen wir, wie weit ich nach vorne kommen kann.

SPOX: Ist ein Grand-Slam-Sieg im Einzel utopisch?

Grönefeld: Ein Grand-Slam-Sieg ist der Traum von jedem Tennisspieler. Ich arbeite hart darauf hin. Ich habe schon viele gute Spielerinnen geschlagen und weiß, was ich kann. Der Traum lebt schon noch in mir.

SPOX: Sabine Lisicki hat diesen Traum auch. Sie macht keinen Hehl daraus, die Nummer eins der Welt werden zu wollen. Was trauen Sie Ihr zu?

Grönefeld: Ich bin keine so gute Prognostikerin, deshalb kann ich das schwer beurteilen. Aber dass Sabine ein Riesenpotenzial hat, das zeigen ja ihre Ergebnisse. Ich traue ihr viel zu.

SPOX: Als nächstes stehen die US Open an. Wie sind Sie in Form?

Grönefeld: Ich hatte einen holprigen Start in das Jahr, aber jetzt bin ich zufrieden, wie ich drauf bin. Ich bin auf einem guten Weg und fühle mich gut. New York kann kommen.

SPOX: Im letzten Jahr sind Sie bis ins Achtelfinale gekommen. Sie haben gute Erinnerungen, aber Sie müssen auch viele Punkte verteidigen.

Grönefeld: Mein Trainer hat mir eingebläut, dass man keine Punkte verteidigen kann, man kann nur welche machen. Ich freue mich sehr auf die US Open und will wieder so gut spielen, wie im letzten Jahr. New York ist eine meiner Lieblingsstädte. Ich mag die besondere Atmosphäre, aber nach zwei Wochen ist es dann auch wieder gut. Auf Dauer bin ich lieber in Nordhorn oder Saarbrücken. Da ist es ruhiger.

SPOX: Sie haben Ihren Trainer Dirk Dier angesprochen. Wie groß ist sein Anteil an Ihrem Erfolg?

Grönefeld: Dirk ist ganz wichtig für mich. Wir haben eine sehr sehr gute Beziehung. Auf dem Platz ist es ein ganz normales Spieler-Trainer-Verhältnis, aber wir verstehen uns auch außerhalb super und können auch über andere Sachen als Tennis reden. Gerade am Anfang, als es sicher nicht immer leicht mit mir war, hat er viel Geduld mit mir gehabt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

SPOX: Es kracht also nie?

Grönefeld (lacht): Na ja. Natürlich ist man nach einem Match mal sauer aufeinander, aber das ist ganz normal und legt sich schnell wieder. Eine Stunde später haben wir uns dann wieder lieb.

SPOX: Über Ihre schwere Zeit unter Ihrem Ex-Coach Rafael Font de Mora ist viel geschrieben worden. Wie oft denken Sie noch an die Zeit zurück?

Grönefeld: Es ist sicherlich noch in mir drin und wird auch ein Teil von mir bleiben, aber ich kann guten Gewissens sagen, dass ich mit der Vergangenheit ganz gut abgeschlossen habe. Ich konzentriere mich auf das, was mir Spaß macht. Und das ist Tennis.

SPOX: Hatten Sie mal einen Zeitpunkt, an dem Sie nicht mehr an ein Comeback geglaubt haben?

Grönefeld: Ich hatte sicherlich ganz schwierige Phasen, aber wenn ich es mir überlege, dann habe ich nie daran gedacht aufzuhören. Soweit ist es nie gekommen. Ich habe gekämpft...

SPOX: ...und jetzt können Sie sich Wimbledon-Siegerin nennen. Ein Leben lang.

Grönefeld: Das habe ich mir auch schon oft gedacht. Das kann mir niemand mehr nehmen - ein tolles Gefühl.

SPOX: Bevor Sie das Mixed-Finale gespielt haben, mussten Sie lange warten, weil Roger Federer etwas länger gebraucht hat. Wie schlimm war das?

Grönefeld: Gar nicht schlimm. Ich bin ein großer Roger-Fan. Wie bodenständig er trotz aller Siege geblieben ist, finde ich unglaublich. Er ist nicht nur ein Riesensportler, sondern auch ein Riesenmensch.

Grönefeld gewinnt Wimbledon-Titel im Mixed

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