Haas: Was tun gegen Roger Federer?

Von Christian Bernhard
Der letzte Sieg von Tommy Haas gegen Roger Federer datiert aus dem Jahr 2002
© Getty

Roger Federer also. Einen schwereren Gegner hätte Tommy Haas für sein Wimbledon-Halbfinale (Freitag ab 13.55 Uhr im LIVE-TICKER) nicht bekommen können.

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Nach seinen überzeugenden Erfolgen gegen Novak Djokovic und Igor Andreev träumt aber nicht nur Haas vom Finaleinzug - ganz Tennis-Deutschland hofft auf die große Sensation.

Auf was sollte Haas bauen, um gegen König Roger bestehen zu können? SPOX gibt Antworten.

Sein variables Spiel:

Haas überzeugte auf dem heiligen Londoner Rasen in den bisherigen Partien mit seinem variablen Spiel. Starke Grundlinienschläge gepaart mit eindrucksvollem Serve-and-Volley-Spiel und einem guten Aufschlag führten ihn in die Runde der letzten vier. Kam Haas' erster Aufschlag, machte er über das ganze Turnier gesehen 84 Prozent der Punkte. Ganz stark.

Genau solche Zahlen braucht Haas auch gegen Federer. Dazu noch aggressive Returns - vor allem bei Federers zweitem Aufschlag - und keine Angst vor Risiko. Nur so hat man gegen den Fed-Express überhaupt eine Chance.

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Das Selbstvertrauen:

Zehn Spiele in Serie ist Haas mittlerweile auf Rasen ungeschlagen. Der 31-Jährige sagt von sich selbst, dass beim Halle-Triumph ein "Knoten geplatzt" ist. Federer weiß das - und hat großen Respekt: "Tommy ist sehr talentiert, er ist einer der Spieler mit dem meisten Ballgefühl überhaupt".

Der Head-to-head-Vergleich spricht mit 9:2 eindeutig für den Schweizer, aber bis auf drei Ausnahmen hat es ihm Haas immer sehr schwer gemacht - erst zuletzt beim Fünf-Satz-Erfolg in Paris nach 0:2-Satzrückstand.

Federer weiß, dass Haas einer der wenigen Spieler auf der Tour ist, der das Talent hat, ihn zu schlagen.

Das Umfeld:

Haas aktueller Gemütszustand könnte besser nicht sein. "Ich fühle mich so wohl wie noch nie", wiederholt der 31-Jährige in Wimbledon immer wieder. Der Hauptgrund dafür ist das Trio in seiner Spielerbox: Freundin Sara Foster, Trainer Thomas Hogstedt und Betreuer Alex Stober. Die Schauspielerin an seiner Seite bezeichnet Haas als die "Liebe meines Lebens" - eine baldige Hochzeit ist nicht ausgeschlossen. Alles in allem "passt das Puzzle zusammen", so Haas. Seine letzten Resultate bestätigen ihn in dieser Analyse.

"Ich hatte immer das Gefühl, Wimbledon schuldet mir was", so Haas nach seinem Sieg gegen Djokovic. Vielleicht ist es sogar mehr, als "nur" ein Halbfinal-Einzug.

Die Nervenstärke:

Dachte man früher an Tommy Haas, kamen einem bald seine Wutausbrüche auf dem Platz in den Sinn. Das war einmal, in Wimbledon ruht Haas in sich selbst und ist besonders bei den Big-Points hochkonzentriert. Sowohl gegen Andreev als auch gegen Djokovic war auf Haas in der Crunch-Time Verlass - einzig gegen den Serben musste er in der Endphase des zweiten Satzes das Re-Break hinnehmen. Dieses "Missgeschick" bügelte er aber im Tiebreak postwendend aus. Diese Nervenstärke könnte der entscheidende Punkt gegen Federer werden, das hat Haas erst vor kurzem am eigenen Leib in Paris erfahren müssen. Damals hatte er im dritten Satz einen Breakball zum vorentscheidenden 5:3. Der Schweizer wehrte ihn mit einem famosen Schlag ab und drehte just in diesem Moment die Partie zu seinen Gunsten.

Eines ist aber klar: Haas hat nur dann eine Chance, wenn (fast) alles passt, denn der Schweizer ist seinerseits auf dem Weg, wieder zum "alten" Federer zu werden. Nicht umsonst beschrieb ihn die englische Presse in den vergangenen Tagen als "perfekt schnurrenden Rolls Royce".

Trotzdem: Unschlagbar ist Federer nicht. Und als zusätzliche Motivation dürften Haas auch die Aussagen seines Vaters Peter dienen. Der hatte in der "Bild" vor dem Djokovic-Match gesagt: "Gegen Djokovic hat Tommy gute Chancen. Er hat ihn ja schon in Halle geschlagen. Aber dann ist Schluss. Im Halbfinale wartet Roger Federer. Der müsste schon umknicken."

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