Federer: "Es war ein langer und harter Weg"

SID
Roger Federer (l.) und Andre Agassi machten beide in Paris ihren Grand-Slam-Sammlung komplett
© Getty

Nach seinem klaren Drei-Satz-Sieg gegen Robin Söderling hielt Roger Federer endlich den lang ersehnten Silberpott in den Händen und die Huldigungen nahmen kein Ende mehr.

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"Le Maestro" titelte Frankreichs Sporttageszeitung "L´Equipe" in riesengroßen Buchstaben und darunter: "Der größte Meister, den das Tennis je hervorgebracht hat. Er steht in einer Reihe mit Pele, Eddie Merckx oder Michael Jordan. Wenn nicht mit Muhammad Ali, Ayrton Senna, Carl Lewis oder Michael Phelps. Er ist eine Legende. Ganz einfach."

Niemand fand sich in Paris, der ihm diesen einen Sieg nicht gönnte, der seinen letzten noch fehlenden Triumph bei einem Grand Slam nicht als verdient betrachtete.

Federer schließt zu Sampras auf

Das 6:1, 7:6, 6:4 über den Schweden Robin Söderling im Finale der French Open (hier die Partie im RE-LIVE) machte Federer zum sechsten Spieler der Tennisgeschichte mit mindestens einem Sieg bei jeden der vier Grand-Slam-Turniere.

14 Grand-Slam-Titel hat er insgesamt geholt und zu Rekordhalter Pete Sampras aufgeschlossen.

"Wenn ich mir jemanden hätte wünschen sollen, der meinen Rekord einstellt oder sogar bricht, dann ist es Roger. Es war sein Schicksal, dieses Jahr in Paris zu gewinnen", teilte Sampras mit.

Agassi: "Habe verstanden, was er fühlt"

Neben Federer stand Andre Agassi auf dem Podest und sah mit "jeder Menge Emotionen", wie dem Schweizer bei der Nationalhymne die Tränen nur so über das Gesicht liefen.

"Ich habe verstanden, was er fühlt", sagte Agassi. Als bislang letzter Spieler hatte der Ehemann von Steffi Graf vor fast auf den Tag genau zehn Jahren ebenfalls in Paris seine Grand-Slam-Kollektion komplett gemacht.

Agassi, Federer und Rod Laver haben das als einzige Spieler in der Profiära geschafft, hinzu kommen Fred Perry, Don Budge und Roy Emerson.

Roger Federer ist stolz

"Es ist großartig, zu den Besten zu gehören. Ich weiß nicht, ob wir jemals wissen werden, wer der Größte aller Zeiten war. Aber ich bin so stolz, ganz oben dazuzugehören", sagte Federer.

Nachdem Robin Söderling die letzte Vorhand ins Aus gesetzt hatte, kam der "Fed-Express" gar nicht mehr aus dem Erzählen heraus, alle wollten von seinen Gedanken und Gefühlen hören. Im T-Shirt stand Federer im strömenden Regen lange nach dem Matchball auf dem Court Philippe Chatrier und erzählte und erzählte.

Emotionale Achterbahnfahrt in Paris

"Es war schwierig, konzentriert zu bleiben. Ich habe mich schon im Match immer gefragt: Was passiert, wenn? Was passiert, wenn ich dieses Turnier gewinne? Was bedeutet das? Was werde ich vielleicht sagen?"

Eine emotionale Achterbahnfahrt sei das vor dem vielleicht wichtigsten Titelgewinn seiner Karriere gewesen, denn den riesigen Druck nach dem sensationellen Achtelfinal-Aus des Paris-Siegers der vergangenen vier Jahre, Rafael Nadal, musste Federer ganz alleine schultern.

Federer: "Bin nicht immer fair behandelt worden"

"Es war ein langer, harter Weg. Und vielleicht bin ich nicht immer fair behandelt worden. Aber jetzt verstummen vielleicht die, die dachten, dass ich einen Komplex auf Sand habe", sagte der 27-Jährige.

Nach der demütigenden Final-Niederlage im vergangenen Jahr gegen Nadal in Paris hatte ihn der Spanier in einem epischen Match auch in Wimbledon entthront, er stieß ihn von der Spitze der Weltrangliste und schnappte sich schließlich auch noch Olympiagold in Peking.

Heiße Duelle mit Nadal

Federer schlug Ende des Jahre mit seinem Erfolg bei den US Open zurück, doch schon im Januar 2009 weinte er nach dem verlorenen Finale gegen Rafael Nadal bei den Australian Open bittere Tränen. Es lief alles für den Spanier, und nicht wenige stellten zur Diskussion, ob Federer überhaupt noch einmal einen Grand-Slam-Titel gewinnen würde.

In Paris hat er es geschafft, und das Momentum ist nun wieder auf seiner Seite. Zum Abschied sagte Roger Federer: "Ich freue mich riesig auf Wimbledon, ich möchte wieder den Titel holen."

Federer halbiert den Rückstand

Ob es im Allerheiligsten dann wieder gegen Nadal geht, ist angesichts der hartnäckigen Knieprobleme des Spaniers zumindest fraglich.

In der Weltrangliste hat Nadal jedenfalls noch die Nase vorn.

Durch seine Achtelfinal-Niederlage in Paris verlor er zwar 2420 Punkte auf Federer, liegt allerdings noch recht komfortable 2070 Zähler vor dem Eidgenossen.

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