Berdych siegt in München

SID
Siegte in München: Tomas Berdych
© Getty

Viel fehlte nicht, und Daniel Brands hätte das Märchen vom krassen Außenseiter womöglich zu Ende geschrieben. Das erste "richtige" Endspiel seiner Karriere war zum Greifen nah, doch dann zitterte dem Niederbayern die Hand. Am Ende holte der Tscheche Tomas Berdych die 71.700 Euro Preisgeld und das rassige Cabrio für den Gewinner des ATP-Turniers in München mit einem 6:4, 4:6, 7:6 (7: 5) gegen Michail Juschni (Russland).

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Der 21 Jahre alte Brands, dem nach der Niederlage im Halbfinale gegen Juschni 20.000 Euro blieben, versicherte allerdings mit einem Schmunzeln: "Irgendwann hole ich mir dieses Auto schon noch."

Wenn Brands, bislang nur die Nummer 141 der Weltrangliste, sich so weiterentwickelt wie in der vergangenen Woche bei den BMW Open, dann könnte er seinen Fuhrpark in der Tat bald erweitern.

"Fantastisches Turnier"

"Er hat ein fantastisches Turnier gespielt", lobte Davis-Cup-Teamchef und Turnierdirektor Patrik Kühnen den Aufsteiger, dem er mit einer Wildcard ins Hauptfeld geholfen hatte.

Brands zahlte das Vertrauen auch zurück: Nach dem Debakel des Davis-Cup-Trios Rainer Schüttler, Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer sorgte der Nobody aus der Provinz für angenehme Überraschungen.

Brands unterliegt Juschni

Bei seinem sechsten ATP-Turnier kam Brands erstmals über das Achtelfinale hinaus, doch als er sogar die Chance auf das Endspiel besaß, machte sich mangelnde Routine bemerkbar.

Vier Breakbälle zum 5:3 im dritten Satz ließ er im Halbfinale gegen den Russen Michail Juschni ungenutzt und unterlag anschließend 6:3, 3:6, 4:6. Er habe diese Chancen "leichtfertig verschenkt", kritisierte sich der 1,95 Meter große Aufschlag-Riese selbst und bekannte: "Mir fehlt noch die Erfahrung auf diesem Niveau."

Kühnen sagte: "Diese Bälle zu machen, das ist der nächste Schritt für ihn."

Zurück zur Challanger-Turnierserie

Der Weg führt Brands nun aber erst mal dahin zurück, wo er sich sonst aufhält: zur Challenger-Turnierserie. In der kommenden Woche, wenn Kohlschreiber, Kiefer und Schüttler beim neuen Masters in Madrid antreten, spielt er im kroatischen Zagreb.

Danach wird er versuchen, sich wie im vergangenen Jahr durch die Qualifikation in das Hauptfeld des Grand Slams in Paris zu spielen. Auf Wimbledon hat er auch schon mal ein Auge geworfen. "Wenn ich dort gut spiele, kann ich sicher einiges erreichen", sagt der zurückhaltende junge Mann.

Geschaffen für Rasen-Tennis

Für Rasen-Tennis scheint er in der Tat wie geschaffen. In München waren sie zunächst einmal froh, dass wenigstens einer der elf Deutschen im Hauptfeld für Furore sorgte. Einer der ursprünglich Gemeldeten bekam am letzten Tag sein Fett weg: Tommy Haas wurde nach seiner Absage vier Tage vor Turnierbeginn von einem seiner Geldgeber gescholten, der zugleich als "presenting sponsor" der BMW Open auftritt.

Haas habe in der Nähe trainiert, "es aber nicht für nötig befunden, an dem Turnier teilzunehmen", kritisierte Manfred Dirrheimer, Vorstands-Chef des Finanzdienstleisters FWU. Er will nun über Konsequenzen nachdenken.

Zuschauerzahlen stimmen

Darüber hinaus zogen die Organisatoren des kleinen, aber beschaulichen Turniers, das sein Preisgeld um 80.000 auf 450.000 Euro hatte aufstocken müssen, eine durchweg positive Bilanz. Die Zuschauerzahl lag mit erwarteten 35.500 Besuchern zwar "knapp 2000 unter dem Vorjahr", berichtete Veranstalter Klaus Cyron.

Doch weil der 1. Mai diesmal nicht in die Turnierwoche fiel und es anfangs auch regnete, habe er "Schlimmeres befürchtet". Äußerst zufrieden war Hauptsponsor BMW: Einer Vertragsverlängerung steht kaum etwas im Wege, Brands könnte also irgendwann zu seinem Auto kommen.

Sponsor verärgert über Tommy Haas