"Mit dem Taxi durch Usbekistan"

Von Interview: Florian Regelmann
Andreas Beck steht in der Weltrangliste aktuell auf Rang 58
© Getty

Exklusiv Andreas Beck ist eines der größten deutschen Talente auf der Tour. In München spielt er um den Einzug ins Viertelfinale (14.30 Uhr im LIVESCORE). Bei SPOX spricht der 23-Jährige über Federers Beziehung zum VfB Stuttgart, seine seltsamen Macken und ein großes Abenteuer in Usbekistan.

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SPOX: Herr Beck, kennt Andi Beck, der Tennisspieler eigentlich Andi Beck, den Fußballspieler?

Andreas Beck (lacht): Nein, leider noch nicht. Ich würde ihn aber gerne mal kennenlernen. Das wäre eine lustige Vorstellung: "Servus, ich bin der Andi Beck. Servus, ich bin auch der Andi Beck."

SPOX: Andi Beck, der Fußballer, spielt ja inzwischen beim falschen Verein.

Beck: Das stimmt. Ich bin großer VfB-Fan. Bei der letzten Meisterschaft war ich zufällig zu Hause in Stuttgart und habe mit Freunden vor der Großleinwand richtig mitgefeiert. Das war gigantisch.

SPOX: Wird der VfB noch Meister in dieser Saison?

Beck: Das wäre natürlich klasse. Aber ich denke, dass wir sehr glücklich sein können, wenn wir unter den Top 3 landen. So wie die Saison angefangen hat, wäre es ein großer Erfolg, zumindest den Champions-League-Qualifikationsplatz zu erreichen. Und dann hoffen wir mal, dass Mario bleibt. Ich habe mich übrigens erst vor kurzem in Monte Carlo mit Roger Federer über den VfB unterhalten. Er kennt Ludovic Magnin sehr gut und ist bestens informiert.  

SPOX: Federer ist ja auch Ihr großes Vorbild, oder?

Beck: Auf jeden Fall. Zum einen finde ich seine Spielweise genial. Er hat das beste und variabelste Spiel auf der Tour, er kann alles. Aber fast noch wichtiger ist mir, dass er so ein netter und freundlicher Kerl ist. Er ist gar nicht abgehoben, er macht viel Gutes mit seiner Stiftung und ist sehr hilfsbereit. Er ist nicht nur ein außergewöhnlicher Sportler, sondern auch ein außergewöhnlicher Mensch. Ich wünsche ihm, dass er in diesem Jahr seinen sechsten Wimbledon-Sieg holt.

SPOX: Wimbledon ist ein gutes Stichwort. Dort hatten Sie im letzten Jahr ein Riesen-Erlebnis.

Beck: Das Match gegen Rafael Nadal (4:6, 4:6, 6:7, Anm. d. Red.) war bis jetzt meine größte und schönste Erfahrung als Tennisspieler. Es dürfen nicht viele auf dem heiligen Rasen spielen. Dass ich gleich bei meinem Wimbledon-Debüt die Gelegenheit dazu hatte, war toll. Da will ich noch häufiger spielen.

SPOX: Es hat auch den Anschein, als würden Sie die großen Matches lieben.

Beck: Es macht einen Riesenspaß, bei einer sensationellen Stimmung in Wimbledon vor 15.000 Zuschauern zu spielen oder bei den US Open in der Night Session ran zu dürfen. Da zeige ich mein bestes Tennis. Meistens habe ich dann nichts zu verlieren und kann befreit aufspielen.

SPOX: So wie zuletzt in Monte Carlo, als Sie das Viertelfinale erreichten. Hatte sich der große Erfolg angedeutet?

Beck: Ich war ehrlich gesagt schon überrascht, dass es so gut gelaufen ist. Aber ich habe davor auch schon konstant gut gespielt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der große Erfolg kommt.

SPOX: Der Erfolg hat ja auch einen Grund. Sie wissen schon, Ihr Ritual...

Beck (lacht): Ach ja, meine Macken. Die sprechen sich langsam herum. Es ist eben so, dass ich jeden Abend meine Tasche packe und dass alles genau gleich sein muss. Gleich viele Paar Socken, gleich viele Unterhosen, gleich viele T-Shirts. Sonst geht es nicht. Außerdem muss das Logo von meiner Firma auf dem Schläger gleich sein, wie das auf meiner Kappe. Sonst kann ich mit dem Schläger nicht spielen. Normal ist das alles nicht bei mir, aber ich habe das mal angefangen, ich hatte Erfolg damit und deshalb mache ich es weiter so.

SPOX: Ist Sand eigentlich Ihr Lieblingsbelag?

Beck: Ich bin auf Sand groß geworden. Meine bevorzugten Beläge sind Hartplatz und Asche. Diese Sandplatz-Fights machen mir schon Spaß. In Rom habe 6:7 im dritten Satz gegen einen Spanier (Gimeno-Taver, Anm. d. Red.) verloren. Das war bitter am Ende, aber es war auch ein geiler Fight. Ein geiles Match.

SPOX: Was ist Ihr nächstes Ziel?

Beck: Natürlich will ich mich in den Top 50 etablieren, aber ich sage nicht, dass ich in zwei Monaten in den Top 30 stehen muss. Damit macht man sich viel zu viel Druck. Ich will mich stetig verbessern. Das ist das Entscheidende.

SPOX: Trauen Sie sich denn den Sprung nach ganz vorne zu?

Beck: Klar. Als Profi muss man sich das zutrauen, sonst bräuchte man ja nicht zu spielen. Ich will immer besser werden, dann kommen die Resultate automatisch und dann kommst du auch in der Weltrangliste nach vorne.

SPOX: Was müssen Sie denn genau noch an Ihrem Spiel verbessern?

Beck: Ein Punkt ist auf jeden Fall die Fitness. Und dann geht es vor allem darum, dass ich mehr Konstanz in mein Spiel bringe. Dass ich längere Ballwechsel mitgehen und mehrere Stunden auf Top-Niveau spielen kann. Das ist aber schon viel besser geworden.

SPOX: Wie würden Sie sich als Spielertyp bezeichnen?

Beck: Sagen wir es mal so: Ich bin auf jeden Fall keiner, der den Ball rein ömmelt. Ich bin ein aggressiver Spieler und versuche, immer Druck zu machen. 

SPOX: Welchen Stellenwert hat der Davis Cup für Sie?

Beck: Für mich ist es immer etwas ganz Besonderes, für das eigene Land zu spielen. Das war schon in der Jugend so, wenn ich für den DTB bei einer EM oder WM war. Wenn Deutschland auf deinem Mannschaftsanzug steht und die Nationalhymne ertönt, gibt es nichts Größeres.

SPOX: Sie scheinen das Leben als Tennis-Profi richtig zu genießen.

Beck: Ja, es ist schön. Man reist um die Welt und lernt andere Kulturen kennen. Man ist in tollen Städten in tollen Hotels. Der Nachteil ist, dass man seine Familie sehr selten sieht, aber es gibt auf jeden Fall mehr Positives als Negatives. Es ist auch nicht so, dass ich manchmal aufwache und nicht mehr weiß, wo ich gerade bin. Ich weiß immer, wo ich bin.

SPOX: Was war denn der aufregendste Trip bislang?

Beck: Die komischsten Orte waren bislang Samarkand und Bukhara in Usbekistan. Da habe ich mir vorher gesagt, dass ich jetzt mal die harte Tour gehe. Es war eine gute Erfahrung und hat auch Spaß gemacht. Ich bin mit dem Taxi von Samarkand nach Bukhara gefahren, drei Stunden quer durch Usbekistan. Das war ein Abenteuer.

SPOX: Sie mögen es doch spannend.

Beck: Ich mag vor allem spannende Bücher. Eines meiner Lieblingsbücher ist Illuminati von Dan Brown. Ich freue mich schon auf den Kino-Film. Da muss ich unbedingt rein.

SPOX: Wenn Sie keine Bücher lesen, schauen Sie dann viel Tennis im Fernsehen?

Beck: Ich bin auch mal froh, wenn ich abschalten kann. Wenn ich zu Hause bin, verbringe ich nur Zeit mit der Familie. Aber während der Turniere schaue ich im Hotel schon viel Tennis. Auch mal Damen-Tennis.

SPOX: Okay, dann letzte Frage: Ana Ivanovic oder Maria Scharapowa?

Beck (schmunzelt): Dann schon lieber Ivanovic.

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