Deutschland im Davis-Cup-Viertelfinale

SID
Nicolas Kiefer besiegte Melzer und führte das deutsche Team ins Viertelfinale des Davis Cups
© Getty

Deutschlands Tennisteam hat in der Davis-Cup-Weltgruppe 2009 das Viertelfinale erreicht, in dem vom 10. bis 12. Juli Titelverteidiger Spanien der Gegner und auch der Gastgeber ist.

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Nach einem Tanz nahe am Abgrund hat Nicolas Kiefer das deutsche Davis-Cup-Team ins Viertelfinale der Weltgruppe geführt. Der 31 Jahre alte Hannoveraner machte am Sonntag mit seinem Punkt zum 3:1 den Gesamtsieg in der Erstrunden-Begegnung gegen Österreich perfekt, nachdem er bereits beim Viersatz-Sieg im Doppel der entscheidende Mann neben Philipp Kohlschreiber gewesen war. Abschließend verlor Christopher Kas (Trostberg) das bedeutungslose letzte Einzel gegen Stefan Koubek mit 2:6, 3:6 zum 3:2-Endstand.

"Es gibt nichts Geileres, als im Davis Cup den dritten Punkt zu machen", sagte Kiefer. Kapitän Patrik Kühnen räumte nach dem fünften Sieg im fünften Nachbarschafts-Duell derweil ein: "Ich bin extrem erleichtert, dass wir diese schwierige Aufgabe bewältigt haben."

Kiefer in drei Sätzen gegen Melzer

In der Eishalle von Garmisch-Partenkirchen bezwang Kiefer, zuletzt zwei Monate wegen einer Knöchelverletzung außer Gefecht, in eindrucksvoller und souveräner Manier Jürgen Melzer 7:6 (7:3), 6:4, 6:4.

Österreichs Nummer eins, in nunmehr acht Matches gegen Kiefer ohne Sieg, hatte am Freitag bereits nach deutlicher Führung in fünf Durchgängen gegen Kohlschreiber verloren.

"Das war der entscheidende Motivationsschub für uns", betonte Kühnen. 0:2 nach Sätzen, 2:4 und 15:40 hatte Kohlschreiber gegen Melzer bereits zurückgelegen, ehe er noch 6:7 (4:7), 4:6, 6:4, 6:3, 6:3 gewann.

Spanien Favorit vor heimischer Kulisse

Die deutsche Mannschaft wird damit auch im kommenden Jahr in der ersten Liga spielen, zunächst aber droht ihr im Viertelfinale 2009 vom 10. bis 12. Juli das vorzeitige Aus: Wie im Vorjahr heißt der Gegner Spanien.

Im Juli 2008 unterlag Deutschland dem späteren Davis-Cup-Sieger in Bremen mit 1:4. Der Titelverteidiger demontierte am Wochenende Serbien und hat diesmal Heimrecht gegen das Team des Deutschen Tennis-Bundes. Spanien hat seit zehn Jahren kein Davis-Cup-Heimspiel mehr verloren. "Aber dort können wir befreit aufspielen", betonte Kiefer.

Weil Rainer Schüttler bei seiner Viersatz-Pleite gegen Stefan Koubek im ersten Einzel miserabel gespielt hatte, Kiefer sich aber nach hervorragenden Trainingsleistungen über die gesamte Woche schon beim Viersatz-Sieg im Doppel zum großen Souverän aufschwang, war er nicht mehr unerwartet von Kühnen fürs erste Einzel am Sonntag nominiert worden.

Weiterer psychologischer Vorteil: Seine Bilanz gegen Melzer stand bei 7:0. Es war freilich auch sein erstes Einzel seit seinem Fehltritt beim Hopman Cup am 7. Januar in Perth.

Melzer zeigt im Tiebreak Nerven

Kiefer fand gegen Ende des ersten Satzes ins Spiel, erkämpfte beim Stand von 6:5, 30:30 auch den ersten Satzball, schrammte sich aber just in dieser Szene bei einem Ausrutscher das rechte Knie und die Schlaghand blutig.

Ihn störte das nicht, Melzer irgendwie schon: Österreichs Top-Spieler, als 32. der Weltrangliste einen Platz vor Kiefer notiert, zeigte im Tiebreak Nerven - und verlor danach noch prompt sein Service zum 0:1 im zweiten Satz. Kiefer musste fortan nur die Ruhe behalten, und behielt sie auch. Nach dem Break zum 5:4 im dritten Satz nutzte er nach 2:26 Stunden den ersten Matchball.

Kiefer war am Samstag auch die tragende Säule des deutschen Doppels gewesen. Der entscheidende Punkt zum 6:3, 7:6 (8:6), 3:6, 6:4 machte zwar sein Partner Kohlschreiber, ansonsten aber war der 25 Jahre alte Augsburger nach seinem spektakulären Fünf-Satz-Sieg gegen Melzer am Freitagabend der Risikofaktor des deutschen Duos.

Kiefer wirkte trotz fehlender Matchpraxis souverän, Kohlschreiber dagegen fahrig, vor allem bei eigenem Aufschlag. Er sei im Kopf "nicht ganz so frisch" gewesen, gab er denn auch zu.

Schwerstarbeit für Kohlschreiber

Ein Konzentrations-Verlust von Freitag auf Samstag war durchaus verständlich, immerhin hatte Kohlschreiber Schwerstarbeit verrichten müssen, um das deutsche Team nach der Pleite von Schüttler gegen Koubek (4:6, 5:7, 7:5, 2:6) im Spiel zu halten.

Zwei Punkte fehlten Melzer gegen die deutsche Nummer 37 der Weltrangliste noch zum Sieg, dann aber riss Kohlschreiber das Match noch aus dem Feuer und gewann seine erste Fünf-Satz-Partie nach einem 0:2-Satzrückstand.

Nicht zuletzt der Erfolg gegen Melzer hatte Kühnen am Samstag dazu bewogen, Kohlschreiber anstelle von Christopher Kas für das Doppel zu melden.

Der Erfolg gab ihm Recht, auch wenn der beste Mann auf dem Platz dann Kiefer war, der nachher auch betonte: "Für mich persönlich war das einer der wichtigsten Siege im Davis Cup." Der wichtigste Punkt war am Ende aber in der Tat das 1:1 von Kohlschreiber: Ein 0:2 hat Deutschland im Davis Cup nur einmal aufgeholt und gedreht - 1960 gegen die Tschechoslowakei.

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