DTB-Team verpasst Finale

Von dpa
petzschner, davis cup
© Getty

Moskau - Die neue deutsche Tennis-Generation hat das erste Davis-Cup-Finale seit Boris Becker und Michael Stich noch verspielt und Titelverteidiger Russland beim 2:3 in Moskau nicht entthronen können.

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Nachdem Thomas Haas für den Schlusstag passte, büßten Neuling Philipp Petzschner und Philipp Kohlschreiber im Halbfinale den 2:1-Vorsprung aus dem Doppel noch ein. Damit entging dem DTB-Team ein Heim-Endspiel gegen Rekordsieger USA, der nach seinem Erfolg in Schweden nun Russland empfängt.

"Wir wollten die Russen schlagen und haben unsere Mission nicht erfüllt", sagte Petzschner enttäuscht.

Der Haas-Ersatz verlor nach seinem grandiosen Einstand im Doppel 4:6, 4:6, 6:3, 3:6 gegen Michail Juschni, im entscheidenden Einzel konnte auch Kohlschreiber beim 3:6, 6:3, 0:6, 3:6 gegen Angstgegner Igor Andrejew nicht für das sechste deutsche Finale und das erste seit dem dritten Cupgewinn 1993 sorgen.

Angstgegner Andrejew

Zwei Tage nach dem Marathon-Sieg über Nikolaj Dawidenko verlor der Weltranglisten-32. auch den fünften Vergleich mit Andrejew.

Die Nummer 37 der Welt machte weniger Fehler, gewann die wichtigen Ballwechsel und avancierte mit zwei Punkten wie schon in der ersten Runde gegen Chile zum russischen Matchwinner.

Russland kann in seinem fünften Endspiel zum dritten Mal nach 2002 und 2006 die riesige Trophäe holen.

Parallelen zu 1995

Parallelen zur dramatischeren deutschen 2:3-Halbfinalpleite vor zwölf Jahren in Moskau waren unübersehbar.

1995 führte das DTB-Team bei seinem bislang letzten Semifinale vor dem Schlusstag ebenfalls 2:1, musste dort aber auf den erschöpften Becker verzichten. Ersatz Bernd Karbacher unterlag Jewgeni Kafelnikow, anschließend vergab Stich neun Matchbälle gegen Andrej Tschesnokow.

Auch damals hätte es ein Heim-Finale gegen die USA gegeben.

Haas muss sich übergeben

Der gegen Andrejew ganz schwache Haas meldete sich am Sonntagmorgen endgültig ab. Offizieller Grund waren Erbrechen und Durchfall in der Nacht zuvor, doch schon am Vorabend hatte Haas seinen Ausfall angedeutet.

"Tommy kam zu uns. Wenn er selbst sagt, er kann keine 100 Prozent geben, ist es besser, jemand aufzustellen, der das kann", sagte Petzschner, der berichtete, Haas habe nicht schlafen können.

Da Alexander Waske beim Doppel-Erfolg seinen bereits lädierten rechten Ellenbogen so verletzte, dass er im vierten Satz aufgeben wollte, blieb Teamchef Patrik Kühnen nur sein Neuling.

Waske fürchtet lange Pause

Waske hatte im Vorjahr den Klassenverbleib gegen Thailand gesichert, als Haas ebenfalls nach einer Start-Niederlage am Schlusstag erschöpft nicht antrat.

Diesmal konnte Waske seine rechte Hand nicht mehr gebrauchen und fürchtet eine lange Pause.

Der etatmäßige Partner Michael Kohlmann saß nach seiner Knieoperation mit Krücken in der Box, und Haas lugte unter seiner schwarzen Baseball-Kappe hervor.

Petzschner zu nervös

Petzschner hatte mit Waske einen 6:3, 3:6, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5)- Erfolg über Juschni und Dimitri Tursunow gerettet und ein überragendes Debüt gefeiert. Der French-Open-Juniorensieger im Doppel von 2002 konnte seine Unbekümmertheit jedoch nicht in das Einzel gegen den Weltranglisten-17. Juschni mitnehmen.

"Ich muss noch lernen, mit dem Druck umzugehen und war vorher richtig nervös. Gestern fand ich es geil, für Deutschland zu spielen. Heute habe ich darüber nachgedacht, dass Deutschland gewinnen kann."

Trommeln auf Kochgeschirr

Russlands Kapitän Schamil Tarpischtschew hatte Juschni an Stelle von Dawidenko aufgeboten, der nach der 4:22 Stunden langen Niederlage gegen Kohlschreiber den Sandplatz als falschen Belag für sich kritisiert hatte.

Dafür tauchte überraschend Russlands nur als Ersatz nominierter Star Marat Safin auf, der noch in Nepal vermutet wurde.

Während 4000 Fans in der erneut nicht einmal halb gefüllten Olympia-Halle Lärm machten, trommelten die russischen Spieler auf Kochgeschirr, um Andrejew und Juschni zu unterstützen, der 2002 beim Davis-Cup-Finale in Frankreich nach Zwei-Satz-Rückstand noch das entscheidende Einzel gewonnen hatte.

Der nur zwei Jahre ältere, aber wesentlich erfahrenere Juschni agierte solider als Petzschner, der oft zu viel wollte und meinte: "Gestern Abend hätte ich noch gesagt, es war ein schönes Erlebnis."

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