Putin eröffnet Schwimm-WM

SID
Putin zeigt sich gerne bei internationalen Sportevents in Russland
© getty

Der "Big Boss" lächelte, klatschte und genoss die spektakuläre Wassershow. 200 Zirkusartisten, Balletttänzer und Synchronschwimmer verzauberten mit ihrer atemberaubenden Eröffnungsfeier der Schwimm-WM auch Wladimir Putin. Der Staatspräsident ließ es sich nicht nehmen, am Ende höchstpersönlich die ersten Schwimm-Weltmeisterschaften auf russischem Boden zu eröffnen.

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"Unser Land ist zum ersten Mal Gastgeber eines solchen Events, wir wollen es mit dem höchsten Standard ausrichten", sagte Putin den 7000 Zuschauern in der Tatneft-Arena. An die WM-Teilnehmer gerichtet ergänzte Putin: "Lasst die Stärksten die Medaillen holen!" Er hoffe aber auch, dass "der Geist des fairen Wettkampfs, die Zusammenarbeit und der Respekt für immer ein Teil von euch bleiben."

Putin saß auf der Tribüne des Stadions des Eishockey-Klubs AK Bars Kasan neben Julio Maglione, dem Präsidenten des Schwimm-Weltverbandes FINA. Möglicherweise hat er sich bei der Gelegenheit für den FINA-Orden bedankt, den ihm der Verband vor einem Jahr verliehen hatte.

"Geschmacklose Provokation" Putins

Die höchste Auszeichnung des Verbandes inmitten des Ukraine-Konflikts brachte der FINA heftige Kritik ein, CDU-Politiker Frank Steffel sprach von einer "geschmacklosen Provokation". Das Mitglied im Sportausschuss des Deutschen Bundestages forderte vielmehr "sportpolitische Sanktionen gegen Russland". Zumal zahlreiche Dopingvergehen den russischen Schwimm-Verband ohnehin in Verruf gebracht hatten.

So weit ist es natürlich nicht gekommen. Die WM in der Hauptstadt der Republik Tatarstan ist ein wichtiger Teil von Putins Prestigeprojekt, mit Hilfe von Sport-Großveranstaltungen in der Welt Stärke zu demonstrieren. Doch anders als noch bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi scheint der Rubel nicht mehr ganz so flott zu rollen. Die auch durch Sanktionen des Westens ausgelöste Wirtschaftskrise im Riesenreich hat längst den Sport erreicht.

Budget für Sportevents reduziert

Der Etat der Fußball-WM in vier Jahren wurde um knapp 500 Millionen Euro gekürzt, eine zweite Auflage des Großen Preises der Formel 1 in Sotschi hängt an einem 65-Millionen-Euro-Kredit der russischen Regierung. Auch die Organisatoren der Schwimm-WM haben mit den Auswirkungen zu kämpfen. "Es ist wahr, dass die Krise jeden trifft", sagte Ranko Tepavcevic, der Generalsekretär für Sportprojekte im Land. Er versicherte jedoch, dass das Event "höchste Standards" erfüllen werde.

Nach offiziellen Angaben soll die WM rund 50 Millionen Euro kosten, was vergleichsweise wenig ist. Gespart wurde unter anderem durch die Nutzung der Infrastruktur der Universiade an gleicher Stelle vor zwei Jahren. Auch wurde auf den Bau einer neuen Schwimmarena verzichtet, stattdessen installierte man im Fußballstadion zwei temporäre 50-m-Becken, die von Zuschauertribünen flankiert sind.

Russland beim Synchronschwimmen unschlagbar

Sportlich steht hinter dem russischen Team wie so oft in der Vergangenheit ein Fragezeichen. Im Synchronschwimmen dürfte der Gastgeber zwar neun von neun möglichen Goldmedaillen gewinnen, doch in den prestigeträchtigen Becken-Wettbewerben sind die Aussichten zumindest auf dem Papier weniger vielversprechend. Hier ruhen die Hoffnungen vor allem auf Wladimir Morosow (Freistil), Jewgeni Koptelow (Schmetterling) und Julia Jefimowa (Brust).

Die Olympiadritte Jefimowa ist erst seit dem 1. März wieder startberechtigt, nachdem sie im Oktober 2013 bei einer Trainingskontrolle positiv auf das anabole Steroid Dehydroepiandrosteron (DHEA) getestet und für 16 Monate gesperrt worden war. Jefimowa ist kein Einzelfall, seit 2012 ging mehr als ein Dutzend dopende Schwimmer aus Russland den Kontrolleuren ins Netz.

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