Biedermann und Heintz holen Silber

SID
Philip Heintz freut sich sichtlich über seine Silbermedaille
© getty

Mit dem letzten Armzug ist Schwimmstar Paul Biedermann das fast schon sicher geglaubte Gold bei der Heim-EM in Berlin doch noch aus den Händen geglitten. Der 28-Jährige verpasste auf seiner Weltrekordstrecke 200 m Freistil trotz Saisonbestzeit um zwei Hundertstelsekunden den Titel. Wenig später durfte Philip Heintz so richtig jubeln.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Als Paul Biedermann anschlug und die "2" hinter seinem Namen aufleuchtete, blickte er ungläubig auf die Anzeigetafel: Zwei Hundertstelsekunden fehlten dem Schwimmstar zu EM-Gold. "Ich habe am Ende nur noch Schmerzen gespürt", sagte der 28-Jährige nach dem Herzschlagfinale im Berliner Velodrom gegen den Serben Velimir Stjepanovic über 200 m Freistil.

30 Minuten später machte Kurzbahn-Europameister Philip Heintz mit Silber über 200 m Lagen den bislang erfolgreichsten Tag der deutschen Schwimmer bei der Heim-EM perfekt. Hoffnungen auf den ersten Titel weckte Vizeweltmeister Marco Koch, der als Zweiter ins Finale über 200 m Brust einzog.

Nur um Haaresbreite blieb Biedermann vor den Augen seiner Freundin Britta Steffen nach Olympia-Frust und langer Zwangspause die Krönung seines schwierigen Comebacks versagt.

Nach der Siegerehrung fand der 28-Jährige langsam Gefallen an seiner ersten internationalen Langbahn-Medaille seit 816 Tagen: "Je länger das Rennen weg ist, desto mehr freue ich mich." Steffen, die auf der Tribüne mitgezittert hatte, fand ihren Lebensgefährten "einfach nur bravourös": "Am Ende hat weniger gefehlt als ein halbes Streichholz."

Stjepanovic mit Schlussspurt

Zwei Tage nach seiner verbummelten ersten Medaillenchance über 400 m bewies Vorschwimmer Biedermann, der bei Olympia in London leer ausgegangen war und wegen eines verschleppten Infekts die komplette Saison 2013 verpasst hatte, alte Stärke. Noch wenige Meter vor dem Ziel sah der Doppel-Weltmeister von 2009 wie der sichere Sieger aus, doch nach seiner Saisonbestzeit von 1:45,80 Minuten fehlten zwei Hundertstel auf Stjepanovic, der bereits über die doppelte Distanz Biedermann als Europameister abgelöst hatte.

Sein großer Rivale, Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, holte sich Bronze. "Das Publikum hier hat Gold verdient", sagte Biedermann in der "ARD", nachdem ihn die 5000 Zuschauer nach Platz drei zur Halbzeit des Rennens nach vorne gepeitscht hatten. Die nächste Chance auf Gold hat Biedermann bereits am Donnerstag, wenn er mit der 4x200-m-Freistilstaffel den Titel von 2012 verteidigt.

Heintz fehlen sieben Hundertstel

Heintz fehlten zu Gold nach 1:58,17 Minuten nur sieben Hundertstel. "Ich bin sehr zufrieden. Ich bin schnell angegangen, war nach 150 m schon ziemlich blau. Aber ich bin froh, dass ich das so durchziehen konnte", sagte der 23-Jährige aus Heidelberg, der nur dem erfolgreichen Titelverteidiger Laszlo Cseh den Vortritt lassen musste. Ebenfalls um sieben Hundertstel verpasste der Olympia-Achte Markus Deibler Bronze.

Gold im Sinn hat Koch. Mit 2:08,83 Minuten war der 24-Jährige im Halbfinale als Zweitschnellster nur 18 Hundertstelsekunden langsamer als der schottische Jahresweltbeste Ross Murdoch. Der ungarische Olympiasieger und Weltmeister Daniel Gyurta verzichtet in Berlin auf die EM-Titelverteidigung.

Tags zuvor war der Darmstädter mit der Mixed-Lagenstaffel auf Platz vier knapp an einer Medaille vorbeigeschwommen, die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. "Es war nicht schlecht, um reinzukommen", sagte er. Koch, bei der WM im vergangenen Jahr in Barcelona einziger Medaillengewinner der kriselnden Beckenschwimmer, hat seine Ernährung umgestellt und fünf Kilo abgenommen. Er esse jetzt "vegan plus Fleisch" und fühle sich "noch stärker". Allerdings vermisst er schon den einen oder anderen Leckerbissen aus der Vergangenheit: "Ich hätte schon mal Lust auf eine Pizza oder einen Burger."

Artikel und Videos zum Thema