Koch gewinnt erstes EM-Gold

SID
Marco Koch gewann in Berlin Gold
© getty

Marco Koch wuchtete sich aus dem Wasser und ließ bei seiner Siegerpose die Muskeln spielen: Im Rekordtempo und mit neuer Kraft hatte der Vizeweltmeister den deutschen Schwimmern im Berliner Velodrom das erste Gold der Heim-EM beschert. Der Darmstädter unterbot im Finale über 200 m Brust in 2:07,47 Minuten seine eigene nationale Bestmarke um 86 Hundertstel und kürte sich zum ersten deutschen Europameister in dieser Disziplin seit 37 Jahren.

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"Es hat sauviel Spaß gemacht, die Atmosphäre hat mich getragen. Ich hatte Gänsehaut", sagte der 24-Jährige, der den Schotten Ross Murdoch in einem harten Kampf auf Platz zwei verwies.

Nur 80 Minuten zuvor hatte Wassersprung-Dominator Patrick Hausding in einem dramatischen Finale vom Drei-Meter-Brett sein drittes Gold beim dritten Start gewonnen. Das Doppel-Gold von Koch und Hausding bescherte EM-Gastgeber Deutschland am neunten Wettkampftag die bislang erfolgreichste Ausbeute. Insgesamt kommt das DSV-Team auf 16 Medailen (5-5-6).

"Dafür reißen wir uns doch jeden Morgen den Arsch auf"

Koch, bei der WM 2013 einziger Medaillengewinner der deutschen Schwimmer, trat mit seinem Rekordrennen aus dem Schatten von Star Paul Biedermann. Der Weltrekordler, der 24 Stunden zuvor Gold über 200 m Freistil knapp verpasst hatte, drückte Koch auf der Tribüne die Daumen und bewies auch sonst Teamgeist: Um Kräfte für die aussichtsreichen Staffeln über 4x200 m Freistil und 4x100 m Lagen am Wochenende zu sparen, verzichtete der Hallenser am Donnerstag auf einen Start auf seiner Nebenstrecke 100 m.

Koch wollte seinen deutschen Rekord unbedingt knacken. "Dafür reißen wir uns doch jeden Morgen den Arsch auf", sagte der Student der Wirtschaftspsychologie, "das ist das Kunstwerk, das man am Ende hoffentlich geschaffen hat."

"Stelle mich in den Dienst der Mannschaft"

Nach seinem Silber-Coup von Barcelona hatte Koch die Ernährung wegen einer Gluten-Allergie auf "vegan plus Fleisch" umgestellt und fünf Kilo abgenommen. Seinen Muskel-Körper präsentierte der 20-malige deutsche Meister dann bei seiner Siegerpose.

Biedermann will auch nochmal jubeln. "Ich stelle mich jetzt ganz in den Dienst der Mannschaft", sagte der Weltrekordler, nachdem ihm das Silberrennen über die doppelte Distanz viel Kraft gekostet hatte. "Stehend k.o" sei Biedermann gewesen, sagte Bundestrainer Henning Lambertz: "Er hat gesagt: Ich will für die Jungs alles abrufen, damit sie auch mit einer Medaille nach Hause gehen."

"Bist du eigentlich bescheuert?"

Nur um zwei Hundertstel schwamm Finalneuling Nicolas Graesser, der in den USA studiert und trainiert, als Vierter über 50 m Rücken an Edelmetall vorbei. Keine Medaillenchance hatte Sarah Köhler (Siebte/800 m Freistil). Die Münschnerin Alexandra Wenk erreichte über 100 m Schmetterling als Achte das Finale.

Dominator Hausding machte es derweil spannend. Nach einem völlig verpatzten Zweieinhalb-Rückwärtssalto rollte der Wassersprung-Dominator das Feld von hinten auf und gewann vom Drei-Meter-Brett das dritte Gold der Titelkämpfe beim dritten Start.

"Ich habe mich in eine Ecke gesetzt und gesagt: Bist du eigentlich bescheuert? Das war der einfachste Sprung", sagte Hausding über den völlig verpatzten Auftakt.

Hoffnung auf EM-Rekord

Bundestrainer Lutz Buschkow bewunderte die Comeback-Qualitäten seines Vorspringers: "Das ist eben Hausding, unser Kampfschwein." Auch DSV-Präsidentin Christa Thiel schwärmte: "Sensationell! Patrick Hausding ist ein Ausnahmeathlet."

Das Kunststück von gleich drei Goldmedaillen bei einer EM war zuletzt dem Russen Dimitri Sautin vor 14 Jahren geglückt. Hausding darf zudem weiter auf die Einstellung seines EM-Rekords von 2010 mit insgesamt fünf Medaillen hoffen. Der Synchron-Weltmeister geht noch im Turm-Einzel und im Drei-Meter-Synchronspringen an den Start.