Glania feiert, Biedermann wieder da

SID
Jan-Philip Glania holte Bronze in Berlin
© getty

Mit Wut im Bauch tauchte Paul Biedermann wieder auf und weckte Goldhoffnungen, mit Bronze in den Händen verbreitete Jan-Philip Glania den ersten Glanz. Einen Tag nach dem Fehlstart ihres Stars brachen die deutschen Schwimmer bei der Heim-EM im Berliner Velodrom zwar den Bann, ließen aber auch mehrere Chancen auf Edelmetall liegen.

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Der Wahl-Amerikaner Glania schnappte sich nach einer furiosen Aufholjagd über 100 m Rücken die erste Medaille für die deutschen Beckenschwimmer und fand es "megageil".

Weltrekordler Biedermann zeigte 34 Stunden nach seinem unnötigen Vorlauf-Aus über 400 m Freistil wieder alte Stärke und untermauerte als Halbfinalschnellster über die halbe Distanz in 1:46,69 Minuten seine Titelambitionen.

Gleich zweimal innerhalb von anderthalb Stunden verpasste dagegen der Olympiavierte Steffen Deibler Edelmetall. Erst ärgerte sich der Kurzbahn-Weltrekordler über seinen "indiskutablen" achten Platz über 50 m Schmetterling, dann fehlten ihm als Schlussschwimmer der Mixed-Lagenstaffel 27 Hundertstelsekunden zu Bronze. Mit dem ersten Weltrekord der EM (3:44,02 Minuten) holten die Briten den Titel.

Glania: "Super glücklich"

Glania, der seit Februar in Los Angeles bei US-Starcoach Dave Salo trainierte, war nach seinem Bronze-Coup "super glücklich". "Davon konnte ich nur träumen", sagte der 25-Jährige aus Frankfurt/Main. Zur Halbzeit hatte er noch auf Rang sechs gelegen, am Ende schlug er nach 54,15 Sekunden acht Hundertstel vor Christian Diener an. "Er hat mich wieder abgezogen", knurrte der Potsdamer augenzwinkernd.

Jenny Mensing, die über 200 m Rücken als Siebte überraschend deutlich eine Medaille verfehlte, hatte für die Mixed-Staffel angeschwommen. Vizeweltmeister Marco Koch (Darmstadt) und Alexandra Wenk (München) übernahmen, ehe Deibler als Fünfter seine vergebliche Aufholjagd begann. "Wir waren schneller als heute morgen, schade, dass es nicht gereicht hat", sagte Deibler.

Steffen baut Biedermann auf

Biedermann war nach seinem verpatzten EM-Start von seiner Freundin Britta Steffen wieder aufgerichtet worden. "Man lernt halt nie aus", sagte der 28-Jährige, der die erste seiner fünf Edelmetallchancen regelrecht verbummelt hatte: "Das muss ich alles vergessen." Am Mittwoch (18 Uhr) will der 28-Jährige - im zweiten Anlauf - die erste Medaille in Berlin gewinnen. Sein großer Rivale, Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, lag als Halbfinalsiebter über eine Sekunde zurück.

Britta Steffens moralische Unterstützung half Biedermann. "Er war ein bisschen verunsichert", berichtete die 30-Jährige im ZDF-Morgenmagazin und riet ihm aus eigener Erfahrung, das Echo in der Presse ("Horror-Start") zu ignorieren: "Die Schlagzeilen sind morgen wieder vergessen."

Mensing chancenlos

Schon im Vorlauf am Morgen war Biedermann mit Wut im Bauch, so Bundestrainer Henning Lambertz, allen Konkurrenten davongeschwommen. "Das war schon mal ein Statement", lobte Lambertz den Doppel-Weltmeister von 2009, der wegen Krankheit in der EM-Vorbereitung drei Wochen hatte pausieren müssen.

Bitter enttäuscht war Steffen Deibler nach Rang acht über 50 m Schmetterling. "Das ist indiskutabel", sagte der Kurzbahn-Weltrekordler, "die Zeit ist schlecht, der Platz natürlich scheiße."

Deutlich an einer Medaille vorbei schwamm Hendrik Feldwehr als Achter über 100 m Brust, Lisa Graf (Berlin) fehlten als Vierte über 200 m Rücken 85 Hundertstel zu Bronze, die deutsche Meisterin Mensing, vor zwei Jahren noch EM-Zweite, war als Siebte chancenlos. "Ich bin keine Maschine", entschuldigte sich die Wiesbadenerin.

Hoffnungen auf Edelmetall weckten neben Biedermann auch Kurzbahn-Europameister Philip Heintz (Heidelberg) und der Olympia-Achte Markus Deibler (Hamburg), die als Zweiter und Dritter ins Finale über 200 m Lagen einzogen.

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