Biedermann und Steffen holen WM-Gold

SID
Britta Steffen nach dem Finale der 100 Meter Freistil in Istanbul
© Getty

Paul Biedermann hat seinen Titel als Kurzbahn-Weltmeister über 400 Meter Freistil verteidigt. Der 26 Jahre alte Schwimmer aus Halle/Saale schlug am Freitag in Istanbul nach 3:39,15 Minuten an. Es war das zweite deutsche WM-Gold nach dem Sieg von Biedermanns Freundin Britta Steffen über 100 Meter Freistil eine halbe Stunde zuvor.

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Britta Steffen schlug strahlend mit der Badekappe aufs Wasser und bekam bei der Siegerehrung sogar feuchte Augen, ihr Freund Paul Biedermann reckte zufrieden den Daumen nach oben. Das Doppel-Gold durch das deutsche Schwimm-Traumpaar bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Istanbul lässt das Jahr mit den so enttäuschenden Olympischen Spielen doch noch erfolgreich enden.

Der am Freitag offiziell vorgestellte neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz war in der Sinem Erdem Arena Zeuge, als innerhalb einer knappen Stunde zunächst Steffen über 100 Meter und dann Biedermann über 400 Meter Freistil gewannen.

Steffen noch über 50m Freistil am Start

"Ich bin sehr glücklich, dass mir das gelungen ist und ich hier gewinnen konnte, auch wenn ich mich gar nicht mehr so gut gefühlt habe wie bei den Weltcups", sagte Steffen nach ihrem Sieg in Weltjahresbestzeit von 52,31 Sekunden. Es war der erste deutsche WM-Titel über diese Strecke seit der Einführung von Kurzbahn-Weltmeisterschaften 1993.

"Es ist zwar keine Glanzzeit, aber man kann nur die schlagen, die da sind. Deswegen bin ich sehr stolz auf mich», sagte Steffen, die auf nur zwei London-Finalistinnen traf. Die Olympia-Zwölfte hatte alle acht Weltcup-Rennen dieser Saison gewonnen.

Sie tritt in Istanbul am Wochenende noch über die 50 Meter Freistil an. Im Jahr 2000 hatte Steffen bei ihrer ersten und bislang einzigen Teilnahme an einer Kurzbahn-WM Platz zwei mit dem Freistil-Quartett über 4 x 100 Meter belegt.

Schreiber landet auf Rang vier

Biedermann holte erst im gewohnt starken Schlusssport den lange enteilten Chinesen Hao Yun ein und gewann in 3:39,15 Minuten. Das war die zweitbeste Zeit des Jahres, aber nahezu sieben Sekunden langsamer als der Weltrekord des pausierenden Franzosen Yannick Agnel.

"Ich freu mich über den Titel, die Zeit ist nicht so dolle. Britta und ich wissen das einzuordnen, wir versuchen einfach die Motivation daraus mit ins Training zu nehmen", sagte Biedermann, der im neuen Jahr mit seiner Lebens- und Trainingspartnerin eine gemeinsame Wohnung in Halle/Saale bezieht.

Steffens Teamkollegin Daniela Schreiber aus Halle/Saale schlug in 53,05 als Vierte an. Marco Koch verpasste eine weitere deutsche Medaille. Der Darmstädter belegte über 200 Meter Brust Platz sieben. In 2:03,68 Minuten verbesserte Koch seinen im Vorlauf aufgestellten Deutschen Rekord um weitere 27 Hundertstelsekunden.

Koch: "Kann sehr zufrieden sein"

"Es hat ganz gut gepasst, auch wenn ich etwas müde bin. Ich kann sehr zufrieden sein", sagte Koch. Das Rennen gewann Olympiasieger Daniel Gyurta aus Ungarn in 2:01,35. Der 19-jährige Christian Diener (Cottbus) scheiterte als Halbfinal-15. über 50 Meter Rücken. Der Junioren-Weltmeister von 2011 war am Vortag WM-Achter über die doppelte Distanz geworden.

Henning Lambertz soll bis mindestens Ende 2016 als Chef-Bundestrainer die deutschen Beckenschwimmer führen. Der 42-Jährige ist bislang Stützpunkttrainer in Essen und wird die dortigen Schwimmer übergangsweise bis zur deutschen Meisterschaft Ende April weiter mitbetreuen. Sowohl er als auch der DSV haben die Option, den Vertrag über Ende 2016 hinaus bis 2020 zu verlängern. Damit wurde eine der zentralen Forderungen von Lambertz zumindest teilweise erfüllt.

Denn der Familienvater sieht seine Aufgabe als langfristiges Projekt. "Ich sehe es realistisch und denke nicht, dass wir bei der WM 2013 mit einem Sack voll Medaillen nach Hause kommen. Ich wüsste nicht, woher das kommen sollte. Wir müssen schon eine gewisse Durststrecke überwinden", sagte Lambertz.

Vor einem Jahr hatte sich der Verband von Dirk Lange getrennt. Zu Olympia reisten die Beckenschwimmer ohne Cheftrainer und verpassten erstmals seit 80 Jahren Medaillen. Bei der Kurzbahn-WM gab es nun wieder Edelmetall - allerdings pausierten viele Weltklasseschwimmer.