Phelps holt erstes Gold, di Carli säuft ab

SID
Michael Phelps hat in Shanghai über 200 Meter Schmetterling die Goldmedaille geholt
© Getty

Am Tag, als Superstar Michael Phelps endlich sein erstes WM-Gold in Shanghai aus dem Becken fischte, ging Wellenreiter Marco di Carli unter.

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"Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als ich die Zeit gesehen habe", sagte der Frankfurter Weltranglistenerste di Carli nach seinem überraschenden WM-Aus im Vorlauf über 100 m Freistil, "das war unter aller Sau." Am Abend ärgerte sich Hendrik Feldwehr dagegen nur "ein bisschen", nachdem er über 50 m Brust um 22 Hundertstelsekunden Bronze verpasst hatte.

Rekord-Olympiasieger Phelps war dagegen "super glücklich", dass er auf seiner Paradestrecke 200 m Schmetterling seine alte Dominanz wiedergefunden hatte. "Ich habe so tief gebuddelt, wie ich konnte", sagte der 26-Jährige nach seinem Sieg in 1:53,34 Minuten, "fast anderthalb Sekunden schneller als letztes Jahr."

Phelps will noch mehr

Nach dem 23. WM-Gold seiner Karriere ist Phelps aber noch nicht am Ziel. "Ich will hier noch mehr holen", sagte er, "und ich will noch schneller sein. Das war für meinen Geschmack noch zu knapp." Am Donnerstag hat er im Finale über 200 m Lagen gegen seinen US-Rivalen Ryan Lochte die nächste Chance.

Auch Chinas Senkrechtstarter Sun Yang, vor einigen Wochen noch weitgehend unbekannt, aber Weltranglistenerster über vier Freistilstrecken, gewann seinen ersten WM-Titel. Nach Gold über 800 m sagte der 19-Jährige: "Das gibt mir Selbstvertrauen für die weiteren Rennen und für Olympia in London."

Di Carli: "Ein Scheißrennen"

Als schnellster 100-m-Sprinter der Welt in diesem Jahr nach Shanghai angereist, schwamm WM-Rückkehrer di Carli dagegen so weit hinterher, dass nach nur einem Rennen schon alles vorbei war. "Das war absoluter Mist - ein Scheißrennen", schimpfte der 26-Jährige.

Nach vier Jahren in der sportlichen Versenkung war das einstige Riesentalent Anfang Juni bei der DM in Berlin plötzlich wieder aufgetaucht, hatte Schwimm-Star Paul Biedermann den Titel und den deutschen Rekord weggeschnappt und war an die Spitze der Weltrangliste geschnellt. "Wir haben ja schon in der Staffel gesehen, was die Eins wert ist - gar nichts", sagte di Carli, der mit indiskutablen 49,00 Sekunden seine Zeit als Schlussschwimmer über 4x100 m Freistil (48,10 fliegend) noch einmal deutlich überbot.

Markus Deibler ebenfalls ohne Erfolg

"Die letzten Meter waren unerträglich hart, da ist die Technik total flöten gegangen", sagte der Frankfurter, der mit seiner Rekordzeit von Berlin (48,24) am Abend als Dritter ins Finale eingezogen wäre. Doch da saß er nach Platz 19 am Morgen nur noch als Fan auf der Tribüne - noch immer ratlos. "Ich habe so hart trainiert wie nie zuvor", sagte er, "das kann nur ein Bock im Training gewesen sein. Die einzige Möglichkeit ist, dass ich zu viel gemacht habe."

Tag vier der Schwimm-WM im LIVE-TICKER

Das Aus im Vorlauf war für Bundestrainer Dirk Lange "ein kleines Desaster". Dem folgte schon wenig später der nächste Schock, als Kurzbahn-Europameister Markus Deibler über 200 m Lagen ebenfalls baden ging. "Das war einfach nur schlecht", sagte der 22-jährige Hamburger, nachdem er in 2:00,99 Minuten mehr als zwei Sekunden über seiner Bestzeit geblieben und als 22. ausgeschieden war. "Ein sehr bitterer Vormittag", bilanzierte Lange.

Silke Lippok hat das Nachsehen

Am Abend wiederholte immerhin Feldwehr seinen vierten Platz von Rom 2009. In 27,41 Sekunden schwamm der Essener seine beste Zeit in Shanghai, kam aber an den neuen Weltmeister Felipe Franca da Silva aus Brasilien, den italienischen Europameister Fabio Scozzoli und den entthronten Titelverteidiger Cameron van der Burgh (Südafrika) nicht heran.

Nur Achte wurde Silke Lippok beim Sieg der italienischen Doppel-Weltmeisterin Federica Pellegrini über 200 m Freistil. "Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, aber es hat nicht geklappt", sagte die 17-Jährige, die bei der EM in Budapest noch überraschend Silber gewonnen hatte: "Ich hatte eigentlich nichts zu verlieren. Ich wollte Spaß haben, den hatte ich auch beim Einmarsch und auf den ersten 100 m."

Zur Hälfte des Rennens hatte sie noch auf Platz drei gelegen, dann fiel sie immer weiter zurück. Am Ende blieb sie mit 1:58,26 Minuten deutlich über ihrer Zeit aus dem Halbfinale (1:57,02). "Die Zeit ist ja grausam", urteilte sie.

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