Lange: "Wir sind einfach zu langsam"

SID
Paul Biedermann schwamm in einem packenden Finish die deutsche Staffel auf Rang drei
© Getty

Paul Biedermann und die Lagenstaffel haben bei der WM in Shanghai die fünfte Bronzemedaille für die deutschen Schwimmer gewonnen. Ryan Lochte schnappte sich den Titel über die 400 Meter Lagen.

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Paul Biedermann und die Lagenstaffel haben bei der WM in Shanghai die fünfte Bronzemedaille für die deutschen Schwimmer gewonnen. Das Quartett mit Helge Meeuw (Magdeburg), Hendrik Feldwehr (Essen), Benjamin Starke (Berlin) und Schlussschwimmer Biedermann musste sich im letzten WM-Finale in 3:32,60 Minuten nur den USA mit Superstar Michael Phelps (3:32,06) und Australien (3:32,26) geschlagen geben.

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Biedermann hatte zuvor bereits über 200 und 400 Meter Freistil Platz drei belegt. Vor zwei Jahren in Rom hatte die Lagenstaffel in derselben Besetzung Silber geholt.

"Ich kann zufrieden sein", sagte der erfolgreichste deutsche Schwimmer in Shanghai, "aber langsam kenne ich die Farbe. Jetzt werde ich mich tierisch anstrengen, dass ich im nächsten Jahr was daran ändern kann." Damit sprach der 24-Jährige nach dem dritten Platz mit der Lagenstaffel zwar eigentlich für sich selbst, brachte aber die Stimmung im gesamten deutschen Team auf den Punkt.

Einfach zu langsam

Dank Biedermann erhielt die WM-Bilanz am Ende doch noch ein wenig Glanz. "Ich bin froh, dass wir uns noch ein bisschen aufwerten konnten", sagte Biedermann. Mit fünf Bronzemedaillen blieben die Schwimmer nur knapp hinter der Vorgabe von sechsmal Edelmetall.

"Aber die Medaillen sind nicht in der Farbe, in der wir sie erwünscht haben", sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Je zweimal Gold, Silber und Bronze hatte der DSV für die Schwimmer als Ziel ausgegeben. Stattdessen verbuchten sie die schlechteste WM-Ausbeute seit der Wiedervereinigung - nicht zuletzt, weil Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen als Vorschwimmerin ausfiel. So rutschte die gesamte Mannschaft im Medaillenspiegel aller Sportarten mit nur einmal Gold, dreimal Silber, aber neunmal Bronze auf Rang zwölf ab.

"Wir haben noch ein paar Defizite", sagte Buschkow mit Blick auf die Beckenschwimmer, "mit der Entwicklung können wir ein Jahr vor den Olympischen Spielen nicht zufrieden sein." Vor zwei Jahren in Rom hatten - vor allem wegen der Doppel-Erfolge von Steffen und Biedermann - vier Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille zu Buche gestanden.

"Wir sind in vielem einfach zu langsam", urteilte Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange: "Wir sind teilweise von Anfang an hinterhergeschwommen." Die deutsche WM-Bilanz rettete vor allem Biedermann. Der vermeintliche Anzug-Mann bewies, dass er auch in der Badehose zur absoluten Weltspitze gehört - obwohl er seine beiden Titel von Rom verlor.

Lochte mit fünftem Gold

Die Staffel der US-Amerikaner startete ohne Ryan Lochte. Der Star der WM hatte zuvor seine fünfte Goldmedaille gewonnen. Der 26-Jährige schlug im Finale über 400 Meter Lagen in 4:07,13 Minuten als überlegener Erster an und verteidigte damit seinen Titel von 2009 erfolgreich.

"Fünf Goldmedaillen zu holen ist definitv großartig. Aber ich bin nicht wirklich zufrieden, denn ich weiß, dass ich viel schneller schwimmen kann", sagte der nun zwölfmalige Weltmeister Lochte.

Silber ging an seinen Landsmann Tyler Clary (4:11,17) vor dem Japaner Yuya Horihata (4:11,98). Der deutsche Meister und Rekordhalter Yannick Lebherz war im Vorlauf ausgeschieden.

Jessica Hardy holte einen weiteren Titel für die USA. Sie schwamm über 50m Brust die schnellste Zeit. Die Amerikanerin, die vor zwei Jahren in Rom wegen einer Dopingsperre zuschauen musste, siegte in 30,19 Sekunden vor der russischen Titelverteidigerin Julija Efimowa (30,49) und ihrer US-Landsfrau Rebecca Soni, die über 100 und 200 Meter sowie mit der Lagenstaffel triumphiert hatte (30,58).

Elizabeth Beisel machte den erfolgreichen Tag der US-Amerikaner perfekt. Über die 400 Meter Lagen gewonnen gewann sie mit großem Vorsprung. Die 19-Jährige ließ in 4:31,78 Minuten die Britin Hannah Miley (4:34,22) und die Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Stephanie Rice aus Australien (4:34,23) hinter sich.

Sun bricht Uralt-Weltrekord

Für einen Paukenschlag sorgte Chinas Jungstar Sun Yang. Der Lokalmatador gewann über 1500 Meter Freistil sein zweites Gold und brach den Uralt-Weltrekord von Grant Hackett gebrochen. In 14:34,14 Minuten blieb Sun um 42 Hundertstelsekunden unter der Bestmarke des Australiers von 2001. Es war der zweite Weltrekord bei der WM in Shanghai.

"Ich war vor dem Finale nicht vom Rekord besessen. Ich wollte mich nur auf meinen Plan konzentrieren. Mein Ziel war die Goldmedaille. Ich danke dem gesamten chinesischen Team, eingeschlossen meinem Trainer und meinen Eltern. Ich denke, der Rekord gehört allen", sagte Sun.

Silber ging an den Kanadier Ryan Cochrane (14:44,46) vor dem Ungarn Gergo Kis (14:45,66). Der deutsche Meister Christian Kubusch (Magdeburg) war bereits im Vorlauf gescheitert.

Seinen Titel über 50 Meter Rücken verteidigte der britische Weltrekordler Liam Tancock erfolgreich.

Der 26-Jährige setzte sich im Finale in 24,50 Sekunden vor dem französischen Europameister Camille Lacourt (24,57) und dem südafrikanischen Ex-Weltmeister Gerhard Zandberg (24,66) durch. Der deutsche Meister Helge Meeuw (Magdeburg) war im Halbfinale ausgeschieden.

Alshammer beerbt Steffen

Indes ist Britta Steffen einen weiteren Titel los. Therese Alshammar nahm der abgereisten Doppel-Olympiasiegerin die Goldmedaille über 50 Meter Freistil ab. Die 33-Jährige siegte in 24,14 Sekunden vor der niederländischen Kurzbahn-Weltmeisterin Ranomi Kromowidjojo (24,27) und deren Landsfrau Marleen Veldhuis (24,49).

Über die doppelte Distanz hatten die Dänin Jeanette Ottesen und die Weißrussin Aliaksandra Herasimenia gemeinsam als zeitgleiche Weltmeisterinnen Steffen abgelöst. Die Berlinerin Dorothea Brandt hatte den Einzug in den Endlauf um eine Hundertstelsekunde verpasst.

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