Mammutprogramm für Hausding

SID
Patrick Hausding gewann 2008 in Peking die Silbermedaille im Synchronspringen vom Turm
© Getty

Wasserspringer Patrick Hausding spürt bei der EM in Budapest Fluch und Segen eines Allrounders. Seine Vielseitigkeit beschert dem 21 Jahre alten Berliner auf der Margareteninsel ein Mammutprogramm.

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Hausding geht in allen fünf Wettbewerben an den Start - und gibt sich trotzdem ganz entspannt.

"Natürlich ist das eine körperliche und psychische Belastung, aber im Gegensatz zu einer WM oder Olympia gibt es bei einer EM ja keine Halbfinals. Das schränkt die Zahl der Sprünge schon wieder etwas ein", sagt Hausding und fügt gut gelaunt hinzu: "Ich freue mich, überall dabei zu sein. Dafür trainiere ich ja Tag für Tag."

Bis zu 14.000 Sprünge absolviert der Sportsoldat im Jahr - das sind im Durchschnitt fast 40 Sprünge pro Tag. Vor allem die Sprünge vom Turm stellen eine Höchstbelastung dar: Mit 60 km/h taucht der Körper ins Becken ein und wird unter Wasser bei einem Bremsweg von nur zwei bis drei Metern abgestoppt.

"Fehler werden gnadenlos bestraft"

"Da wird man gehörig zusammengestaucht. Und das Wasser ist ja bretthart, da werden Fehler gnadenlos bestraft und können ganz schön wehtun", sagt Hausding.

In Ungarn führt der junge Berliner ein mit acht Teilnehmern kleines, aber feines Team des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) an. "Wir haben gute Erinnerungen an Budapest und wie bei der EM vor vier Jahren sieben Medaillen als Zielvorgabe", sagt DSV-Sportdirektor und Sprung-Cheftrainer Lutz Buschkow.

Hausding hat insbesondere vom Turm mit seinem Synchronpartner Sascha Klein aus Aachen das erneute EM-Gold im Visier - es wäre das Titel-Triple. "Aber es ist ein neues Duo aus Russland dabei, das uns auch schon geschlagen hat. Da ist alles offen", sagt Hausding und gibt sich vorsichtig.

"Die Konkurrenz schläft nicht"

In zwei Jahren soll für Hausding und Klein nach Silber bei Olympia 2008 in Peking der Olympiasieg in London folgen. Dafür nimmt Hausding weitere Sonderschichten in Kauf.

"Wir arbeiten an einem neuen Sprung, den viereinhalbfachen Salto vorwärts. Die Konkurrenz schläft nicht", erklärt der 1,79 Meter große Ausnahmespringer.

Hausding galt schon immer als großes und vielseitiges Talent. Bei der Junioren-EM vor vier Jahren gewann er den Titel vom Turm sowie jeweils Bronze vom 1- und 3-m-Brett. Danach hat er im wahrsten Sinne des Wortes den Sprung in die Weltelite geschafft.

Demnächst Studium geplant

Auch abseits des Sports geht Hausding, der zur Abwechslung gerne mal eine Partie Billard spielt, seinen Weg. Zuletzt hat er eine eigene Wohnung bezogen, und noch vor Olympia in London will er ein Studium beginnen.

"Das ist mir total wichtig. Es gibt ja genügend Beispiele von Sportlern, die nach dem Ende der Karriere Probleme mit dem Übergang ins normale Berufsleben hatten. Das soll mir nicht passieren", sagt Hausding.

Dann kehren seine Gedanken wieder unmittelbar zurück zur EM in Budapest, wo er ab Dienstag im Vorkampf vom 1-m-Brett im Dauereinsatz ist: "Jetzt brauche ich meinen Kopf zur vollen Konzentration, damit das mit der Medaille oder vielleicht auch den Medaillen etwas wird."

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