Eiszeit zwischen DSV-Führungsduo

SID
Seine Trainerkarriere begann 1992 im Stützpunkt Hamburg: Dirk Lange
© Getty

Zwischen dem sportlichen Führungsduo des Deutschen Schwimm-Verbandes herrscht bei der EM in Budapest Eiszeit.

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Bei der Diskussion nach dem peinlichen Vorlauf-Aus von Jan Wolfgarten über 800 m Freistil traten die Unstimmigkeiten zwischen DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow und Trainer Dirk Lange offen zu Tage.

Das Verhältnis ist angespannt - und scheint kaum noch zu kitten.

Klartext von Lange

Lange, der nach der EM auf eine Beförderung zum Chef-Bundestrainer hofft, nimmt kein Blatt vor den Mund und stellte seinen Vorgesetzten Buschkow im Fall Wolfgarten öffentlich an den Pranger.

"Mir geht es um Weisungsbefugnisse. Es geht darum, Dinge durchzusetzen", sagte Lange: "Sonst passieren genau solche Dinge wie bei Jan Wolfgarten."

Lange überstimmt

Lange hätte Wolfgarten gerne vor dem Wettkampf noch einmal getestet, er war aber von Buschkow überstimmt worden.

Nach seinen Belastungen im Freiwasserschwimmen in der vergangenen Woche im Plattensee ging Wolfgarten auf der Margareteninsel schließlich baden.

Buschkow rechtfertigte den Verzicht auf einen Test mit dem "knappen Zeitabstand" und der "besseren Regeneration" für Wolfgarten.

Probleme liegen tief

Doch der Fall Wolfgarten ist nur die Spitze des Eisberges. Die Probleme liegen tiefer.

Buschkow und Lange, unter deren Regie die deutschen Schwimmer nach der Olympia-Schmach von Peking und der Ablösung des Norwegers Örjan Madsen wieder flottgemacht wurden, ziehen nicht an einem Strang.

Bei der EM gehen sich beide ganz augenscheinlich aus dem Weg.

Lange gehen Argumente aus

Die bisherigen Ergebnisse in Budapest stärken die Position von Lange nicht gerade.

"Ich kann auch keine Medaillenleute schnitzen", sagte Lange, der vor der EM noch von der "fittesten Mannschaft" gesprochen hatte.

Doch nicht nur die unbefriedigende Ausbeute gibt zu denken. Deutschlands Schwimmer bleiben auch weitgehend hinter ihren persönlichen Saisonbestleistungen zurück.

Gutes Zeugnis von Buschkow

Buschkow stellte Lange am Freitag aber ein gutes Zeugnis aus. "Er ist ein engagierter Trainer, der seine großen Stärken in der Arbeit am Sportler hat", sagt Buschkow: "Es ist legitim, dass er nach höheren Zielen strebt."

Die Schwimmer sprechen sich für Lange aus. "Nach meinem Heimtrainer ist Dirk Lange mein erster Ansprechpartner. Ich hoffe, dass das auch so bleibt", sagte Vize-Weltmeisterin Daniela Samulski.

Thiel hält sich bedeckt

Der alte und neue Europameister Paul Biedermann hatte sich schon vorher für Lange stark gemacht: "Er ist genau der richtige Bundestrainer. Er macht klare Ansagen und motiviert ungemein."

DSV-Präsidentin Christa Thiel will sich zu der Personaldebatte über ihre leitenden Angestellten nicht öffentlich äußern. Doch es gilt als ausgemacht, dass eine Entscheidung längst getroffen ist.

Demnach wird alles so bleiben, wie es ist. Das heißt: Lange wird weiter fürs Team für Olympia 2012 in London verantwortlich sein - mehr nicht.

Lange drohte mit Abschied

Ob sich der frühere Erfolgscoach von Sandra Völker und der südafrikanischen Schwimm-Nationalmannschaft damit zufriedengeben wird, bleibt abzuwarten. "Wenn es so kommt, muss ich sehen, wie ich damit umgehe", sagte Lange.

Zuvor hatte er schon unverblümt mit Abschied gedroht: "International weiß man, mit welchen Intentionen ich nach Deutschland gekommen bin. Wenn es so kommt, würde der Markt sicher reagieren, denn ich bin ein professioneller Trainer."

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