Armstrongs letztes großes Hurra

Von Torsten Adams / sid
Lance Armstrong fährt in diesem Jahr seine letzte Tour de France
© Getty

Peyresourde, Aspin, Tourmalet, Aubisque. Die zentrale Pyrenäen-Etappe bot alles auf, was Rang und Namen hat. Lance Armstrong macht seine Ankündigung wahr und legt seinen wohl letzten großen Ritt bei der Tour hin (das Ergebnis der 16. Etappe). Doch Pierrick Fedrigo hat etwas gegen den Abschiedssieg des einstigen Patrons.

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Kein Happy End für Lance Armstrong: Nach einer 195-km-Flucht und einem wahren Kraftakt in den Pyrenäen stand der siebenmalige Toursieger mit leeren Händen da.

Der 38-Jährige musste sich auf der 16. Etappe über 199,5 km von Bagneres-de-Luchon nach Pau mit dem sechsten Platz begnügen und verpasste damit den ersehnten Tagessieg. Stattdessen triumphierte der Franzose Pierrick Fedrigo vor seinem Landsmann Sandy Casar und dem Spanier Ruben Plaza.

"Ich war am Ende im Sprint einfach nicht schnell genug. Aber ich habe es wenigstens versucht", sagte Armstrong, der von den Strapazen des Tages sichtlich gezeichnet war.

Sprint-Ass Petacchi gedopt?

Armstrong initiiert Fluchtgruppe

Trotzdem stand einen Tag nach den Streitereien zwischen den beiden Topfavoriten Alberto Contador und Andy Schleck wieder Armstrong im Mittelpunkt. Der Texaner organisierte bereits kurz nach dem Start eine Ausreißergruppe und zeigte seine beste Leistung nach einer für seine Verhältnisse bislang desaströsen Tour.

Der Texaner hatte in den Bergen bislang eine schwache Vorstellung abgeliefert und mehr als eine halbe Stunde auf die Favoriten verloren.

Gesamtwertung unverändert

Contador und Schleck gönnten sich nach dem sportlichen und verbalen Schlagabtausch diesmal eine Verschnaufpause. Beide erreichten das Ziel im Hauptfeld.

Damit liegt Contador in der Gesamtwertung weiter acht Sekunden vor Schleck, nachdem der Spanier am Montag einen technischen Defekt seines Kontrahenten eiskalt zum Machtwechsel ausgenutzt hatte. Inzwischen hat sich Contador für seine Unsportlichkeit entschuldigt.

Fluchtgruppe bestimmt Etappe

Die sportlichen Schlagzeilen gehörten diesmal aber Armstrong. Wenige Kilometer nach dem Start ergriff der RadioShack-Kapitän mit neun weiteren Flüchtlingen das Weite. In der Formation ging es schließlich über vier Pyrenäen-Riesen, angefangen mit dem Col de Peyresourde (Kategorie 1) über den Col d'Aspin (Kat. 1) bishin zum Tourmalet und Aubisque.

Mit dem Tourmalet erhielten die Fahrer schon einmal einen Vorgeschmack auf Donnerstag, wenn der 2115 m hohe Pyrenäen-Riese Zielort der 17. Etappe ist.

Für Armstrong dürfte damit die Tour ohne Etappensieg zu Ende gehen. Für den früheren Weltmeister, der seine letzte Tour und sein letztes Radrennen in Europa fährt, wäre es der insgesamt 23. Tour-Etappensieg (Teamzeitfahren ausgenommen) seiner Karriere gewesen. Seinen letzten hatte er 2005 beim Zeitfahren in St. Etienne errungen.

Keine Pfiffe für Contador

Der 16. Etappentag bei der Tour begann unterdessen, wie er am Montag endete - mit hitzigen Diskussionen. Die "unfaire" Machtübernahme von Contador war immer noch in aller Munde. Immerhin blieben dem Mann in Gelb diesmal Pfiffe erspart.

Als der reumütige Contador umringt von 20 Kamera-Teams am Dienstag zum Start der 16. Etappe der Tour de France rollte, hatte sich die feindselige Stimmung ein wenig gelegt. Zuvor hatte der amtierende Tour-Sieger mit einer späten Entschuldigung bei Andy Schleck zur Deeskalation beigetragen.

Voigt: "Bilder sind eindeutig"

Das Stimmungsbarometer war allerdings eindeutig. Während bei Contador nur leises Klatschen ertönte, wurde Schleck mit großem Jubel am Start empfangen. Selbst im Peloton waren die Reaktionen unterschiedlich. Jens Voigt schlug sich auf die Seite seines Teamkollegen Schleck.

"Die Bilder sind eindeutig. Er muss ihn gesehen haben, er wäre ihm ja fast hinten rein gefahren", sagte der Berliner. "Da kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Wir müssen sehen, dass wir die Wut von Andy in einen vernünftigen Angriff kanalisieren."

Nach den ersten drei Pyrenäen-Etappen können die Fahrer am Mittwoch in Pau erst einmal verschnaufen, bevor es am Donnerstag zum erwarteten Schlagabtausch auf dem Tourmalet kommt. Auf der 174 km langen Etappe liegt das Ziel auf dem 2115 m hohen Pyrenäen-Riesen.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Alberto Contador (AST)

Sprinter: Thor Hushovd (CTT)

Bester Jungprofi: Andy Schleck (SAX)

Bergtrikot: Anthony Charteau (BTL)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen