Milram verpasst die nächste Chance

Von Torsten Adams / sid
Alexander Winokurow holte in Revel seinen ersten Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France
© Getty

Das Profil schien wie maßgeschneidert für das einzige deutsche Team Milram mit seinem Sprinter Gerald Ciolek. Doch Alexander Winokurow erteilte den Sprintern am Ende eine Lektion (das Ergebnis der 13. Etappe).Derweil eroberte sich Alessandro Petacchi das Grüne Trikot von Thor Hushovd zurück.

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Im zweiten Anlauf hat es Alexander Winokurow geschafft. Der kasachische Volksheld mit der dunklen Vergangenheit holte sich im Alleingang den Sieg auf der 13. Etappe.

Noch am Vortag war Winokurow nach einem langen Ausreißversuch einen Kilometer vor dem Ziel gestellt worden. Die Plätze zwei und drei belegten im Sprint des geschlagenen Feldes der Brite Mark Cavendish und der Italiener Alessandro Petacchi.

Attacke am Ferreol

Gut acht Kilometer vor dem Ziel hatte Winokurow an der Cote de Saint-Ferreol, einem Berg der dritten Kategorie, seine Attacke gestartet. Auf der rasenden Abfahrt ließ sich der 36-Jährige nicht mehr einholen und erreichte 13 Sekunden vor dem großen Peloton das Ziel.

Im Gesamtklassement gab es einen Tag vor der ersten Pyrenäen-Etappe keine Veränderung. Der Luxemburger Andy Schleck liegt weiter 31 Sekunden vor dem spanischen Vorjahressieger Alberto Contador. Dritter bleibt Olympiasieger Samuel Sanchez, der allerdings schon 2:45 Minuten hinter Schleck liegt.

Gerdemann mit Ciolek am Hinterrad

Bis zum Angriff von Winokurow hatten die Sprinter auf ihre Chance gehofft, doch am Ende ging es für die schnellsten Männer aber nur noch um den zweiten Platz.

Einige hundert Meter vor dem Ziel sah es zunächst gut aus für Team Milram. Linus Gerdemann machte das Tempo für Gerald Ciolek, der vor der Etappe als einer der Favoriten auf den Tagessieg galt.

Doch einmal mehr fehlte dem Pulheimer im Schlusssprint die nötige Power, um ganz vor ne zu landen. Platz elf wurde es am Ende. Dabei wäre ein Erfolg für das einzige deutsche Team doch so dringend notwendig angesichts der schleppend verlaufenden Sponsorensuche.

Ciolek: "Habe mich stark gefühlt"

"Wir haben das Rennen am letzten Berg bewusst schwer gemacht in der Hoffnung, einige Konkurrenten für den Zielsprint abschütteln zu können. Am Berg habe ich mich sehr stark gefühlt", sagte Ciolek nach dem Rennen.

Gleichzeitig war der Pulheimer ob der vergebenen Chance enttäuscht: "Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, die Attacke mit zu gehen. Aber als Sprinter hat man immer die Massenankunft im Hinterkopf. Als endschneller Fahrer bin ich natürlich enttäuscht, dass ich die gute Arbeit des Teams nicht mit einer Top-Platzierung vollenden konnte."

Cavendish auch ohne Renshaw stark

Anders als Ciolek bewies Cavendish, dass er auch ohne seinen wichtigsten Helfer nicht zu schlagen ist. Denn der Brite musste erstmals ohne seinen letzten Anfahrer Mark Renshaw auskommen. Der Australier war am Donnerstag von der Tour ausgeschlossen worden, nachdem er sich im Schlusssprint Kopfstöße gegen den Neuseeländer Julian Dean geleistet hatte.

Durch Platz zwei im Ziel verbesserte sich der ManXpress (162 Punkte) in der Sprintwertung auf Rang drei, während sich Petacchi (187) das Grüne Trikot von Thor Hushovd (185) zurück eroberte.

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Ausreißer nicht belohnt

Lange Zeit hatte eine dreiköpfige Spitzengruppe das Geschehen bestimmt. Sylvain Chavanel, der in diesem Jahr bereits zwei Etappen gewann, sein französischer Landsmann Pierrick Fedrigo und der Spanier Juan Antonio Flecha hatten zwischenzeitlich einen Vorsprung von gut sechs Minuten herausgefahren.

Doch dem hohen Tempo des Columbia-Team war das Trio nicht gewachsen. Zehn Kilometer vor dem Ziel kam es zum Zusammenschluss.

Armstrongs Auftreten: ein Desaster

Unterdessen entwickelt sich Lance Armstrong mehr und mehr zum Bruchpiloten. Bereits in der neutralen Zone war der Texaner in einen Sturz verwickelt. Bei der diesjährigen Tour war der 38-Jährige in schöner Regelmäßigkeit von seinem Rad geholt worden, allein auf dem Weg nach Morzine-Avoriaz dreimal.

Im Ziel in Revel trudelte der Amerikaner mit 4:35 Minuten Rückstand ein und witzelte noch mit seinem Mannschaftskameraden Jaroslaw Popowitsch. Von Kampfeswille keine Spur.

LeMond attackiert Armstrong

Auch am Samstag kehrte bei Armstrong keine Ruhe im Zuge der großen Dopingaffäre um das frühere US-Postal-Team ein. Der dreimalige Toursieger Greg LeMond erhob schwere Anschuldigungen gegen Armstrong und den Radsport-Weltverband UCI.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bezichtigte der Amerikaner seinen Landsmann Armstrong der versuchten Bestechung und wirft zugleich der UCI mafiöse Strukturen vor.

Auf in die Berg-Schlacht

Am Sonntag steht die erste von vier schweren Pyrenäen-Etappen an. Auf dem 14. Teilstück über 184,5 km wartet am Ende der Schlussanstieg nach Ax-3-Domaines.

Zuvor geht es noch über den 2001 m hohen Port de Pailheres, einem Berg der höchsten Kategorie.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Andy Schleck (SAX)

Sprinter: Alessandro Petacchi (LAM)

Bester Jungprofi: Robert Gesink (RAB)

Bergtrikot: Anthony Charteau (BTL)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen