Kittel gewinnt sechste Etappe

SID
Marcel Kittel triumphiert in der sechsten Etappe der Tour de France
© getty

Der deutsche Sprintstar Marcel Kittel hat seinen zweiten Etappensieg bei der 104. Tour de France gefeiert. Der Arnstädter aus dem Team Quick-Step Floors setzte sich auf dem zweitlängsten Abschnitt der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt nach 216 km in Troyes im Massensprint vor Arnaud Démare (Frankreich) und Andre Greipel (Rostock) durch.

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"Es war ein bisschen Freestyle, aber ich hatte ein gutes Hinterrad. Es ist perfekt gelaufen, es geht mir richtig gut im Moment", sagte Kittel. Landsmann Andre Greipel, der wieder einmal auf Rang drei kam, erkannte Kittels Dominanz neidlos an und zollte Respekt. "Marcel kam, glaube ich, mit zehn km/h mehr an mir vorbei. Das war ziemlich deprimierend. Aber Chapeau an ihn", sagte der Rostocker (Hier geht es zur Tages- und Gesamtwertung).

Über 71 km/h erreichte Kittel in einem echten Hochgeschwindigkeitssprint. Er bewies in der Gluthitze des sechsten Tour-Teilstücks nach Troyes besondere Zähigkeit und raste dank der größten Kraftreserven zu seinem insgesamt elften Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt. Diesmal gab es keinen Massensturz, auch wenn Greipel wie er sagte, einigen undisziplinierten Zuschauern auf den letzten zwei Kilometern bedrohlich nahe kam.

Für Kittel blieb nur grenzenloser Jubel im ersten Sprint nach dem Ausschluss von Weltmeister Peter Sagan. Bei Temperaturen bis zu 37 Grad wartete Kittel geduldig auf den richtigen Moment und setzte einen unwiderstehlichen Antritt. Der 29-Jährige siegte auf der zweitlängsten Etappe der diesjährigen Tour mit über einer Radlänge Vorsprung. "Wow, er ist stärker als alle anderen", meinte Kittels Quick-Step-Teamchef Patrick Lefevere.

Grünes Trikot: Kittel verkürzt Rückstand auf Arnaud Demare

Mit der Art und Weise seines Erfolges erinnerte der Sonnyboy aus Arnstadt auch an seine stärksten Frankreich-Rundfahrten in den Jahren 2013 und 2014. Damals hatte Kittel jeweils vier Etappen für sich entschieden. Der deutsche Etappenrekord von Erik Zabel könnte ebenfalls fallen. Nur noch ein Sieg fehlt Kittel, um mit dem einstigen Sprint-Idol gleichzuziehen. Kittel verkürzte zudem den Abstand in der Wertung ums Grüne Trikot, das der Franzose Arnaud Demare als Tageszweiter behielt, auf 27 Punkte.

Die Affäre Sagan bewegte das Peloton aber auch am Donnerstag noch. Sagans deutsches Team Bora-hansgrohe hatte die Entscheidung vom Internationalen Sportgerichtshof CAS überprüfen lassen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis der CAS den Antrag ablehnte. Ohnehin war unklar geblieben, unter welchen Umständen oder Bedingungen eine Rückkehr Sagans zur Tour überhaupt möglich gewesen wäre. Nach wie vor sei Bora der Ansicht, "dass Peter Sagan den Sturz Mark Cavendishs nicht - geschweige denn wissentlich - verursacht hat".

Im Rennen war der Massensprint keine Überraschung. Die Teams Lotto-Soudal für Greipel und Katjuscha-Alpecin mit Tony Martin für den Norweger Alexander Kristoff leisteten eingangs des Finales das Gros der Nachführarbeit hinter einem Ausreißertrio, dass sich in der Sommerhitze wenig aussichtsreich über Stunden an der Spitze aufgehalten hatte.

John Degenkolb auf Platz zehn

"Heißer muss es nicht mehr werden", hatte vor dem Etappenbeginn ein äußerst entspannter Kittel der ARD gesagt - an seiner Zielstellung ließ er keinen Zweifel: "Wir wollen natürlich auf Sieg fahren." Kittel deutete außerdem an, dass er nach dem Tour-Aus von Sagan durchaus das "Maillot vert" als realistische Möglichkeit sieht: "Demare ist der Mann, den es zu schlagen gilt", sagte er bei Eurosport. Beim Zwischensprint hatte es jedoch nicht den Anschein, als verfolge Kittel dieses Ziel mit aller Konsequenz.

Auch John Degenkolb hielt im Finale mit und wurde Zehnter, allerdings noch geschwächt von seinem heftigen Sturz vom Dienstag. "Ich fühle mich ein bisschen besser - glücklicherweise", sagte der gebürtige Thüringer in einer Videobotschaft vor dem Start der Etappe.

Am Freitag gibt es für Kittel, Greipel und Co. in Nuits-Saint-Georges mitten im Burgund bereits die nächste Chance. Nach 213,5 km wäre alles andere als ein erneuter Sprint royal eine große Überraschung. Auch der Kampf um das Grüne Trikot könnte dann noch spannender werden, wenn Kittel seine überragende Verfassung erneut unter Beweis stellt.

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