Greipel gewinnt - Cancellara in Gelb

SID
Andre Greipel hat die zweite Etappe der Tour de France gewonnen
© getty

André Greipel stürmte bei Wind und Wetter zum Etappensieg, für Tony Martin platzte der Traum vom Gelben Trikot zweimal binnen 24 Stunden: Während Greipel auf der chaotischen zweiten Etappe der den siebten Tagessieg seiner Karriere feierte, fehlte Martin nach seiner bitteren Zeitfahr-Pleite am Samstag als Neunter erneut nur ein Hauch zum ersehnten Maillot Jaune - und "schuld" war ausgerechnet Teamkollege Mark Cavendish.

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"Einen großen Dank an meine Mannschaft. Tony Gallopin und Marcel Sieberg haben großartig gearbeitet - da war die Position am Ende großartig", sagte Lotto-Soudal-Profi Greipel (Rostock), der sich nach 166 km einer von heftigen Winden und Starkregen sowie diversen Stürzen geprägten zweiten Etappe auf der Nordseeinsel Neeltje Jans im Sprint einer 25-köpfigen Spitzengruppe hauchdünn vor Peter Sagan (Slowakei/Tinkoff-Saxo) durchsetzte. Als Sahnehäubchen übernahm Greipel auch das Grüne Trikot des Punktbesten.

Die 2. Etappe in der Übersicht

Bitter für Tony Martin: Quick-Step-Kollege Cavendish (Großbritannien) war auf der Zielgerade lange mit Greipel auf Augenhöhe, nahm dann aber die Beine hoch, als er sich vom Deutschen geschlagen sah - und überließ damit dem Schweizer Altstar Fabian Cancellara (Trek) um Reifenbreite Platz drei. Die damit verbundene Zeitgutschrift von vier Sekunden reichte Cancellara, um mit drei Sekunden Vorsprung auf Martin Gelb zu holen.

Martin: "Enttäuschung sehr groß"

"Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß", sagte der 30 Jahre alte Martin, der schon am Vortag das ersehnte erste Maillot Jaune seiner Karriere als Zweiter des Auftaktzeitfahrens hinter dem Australier Rohan Dennis (BMC) nur knapp verpasst hatte: "Mark hat es heute in den Händen gehabt. Ich gebe mir noch sieben Tage, um um das Gelbe Trikot zu kämpfen."

Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Martin hatte wie Greipel zu einer zunächst 26-köpfigen Spitzengruppe gehört, die sich im strömenden Regen rund 45 km vor dem Ziel urplötzlich gebildet hatte. Gelb-Mann Dennis verpasste den Sprung in diese Führungsgruppe und war damit sein Trikot los, Martin fuhr virtuell im Leader-Jersey.

Opfer dieser Rennentwicklung wurden auch Tour-Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Italien/Astana) und Mitfavorit Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar). Während ihre Kontrahenten Alberto Contador (Spanien/Tinkoff-Saxo) und Chris Froome (Großbritannien/Sky) mit Martin ins Ziel kamen, hechelten Nibali und Quintana im Verfolgerfeld hinterher und kassierten 1:28 Minuten Rückstand auf Froome, der wiederum vier Sekunden vor Contador lag - Nibali und dessen Skandal-Team Astana stehen damit jetzt schon immens unter Druck.

Bereits am Samstag war Martin nach seinem dritten vergeblichen Angriff auf das legendäre Maillot Jaune nach 2010 und 2012 restlos bedient gewesen. "Ich bin super enttäuscht, zweite Plätze zählen für mich nicht mehr", sagte Martin, nachdem er sich an Dennis die Zähne ausgebissen hatte: "Ich bin hierhin gekommen, um Gelb zu holen. Das habe ich nicht geschafft, das ist sehr bitter."

Klassiker-Spezialisten am Montag gefragt

Der Auftakt-Topfavorit zeigte sich ratlos: "In der zweiten Hälfte ist mir aber auf der langen Geraden die Kraft ausgegangen", sagte Martin: "Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Temperaturen so zu schaffen machen." Überraschungs-Sieger Dennis war zwei Stunden vor Martin gestartet und kam nach 14:56 Minuten mit einem Rekord ins Ziel: Nie war ein Tour-Zeitfahren mit einem schnelleren Schnitt als den 55,446 km/h von Dennis absolviert worden.

Am Montag schlägt bei der Tour die Stunde der Klassiker-Spezialisten. Die dritte Etappe mit Start in Antwerpen führt im Finale über die Strecke des Fleche Wallonne und endet nach 159,5 km an der legendären Mauer von Huy - Movistar-Star Alejandro Valverde, der dort bereits dreimal den Fleche gewonnen hat, ist der große Favorit.

Tour de France 2015: Die Gesamtwertung

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