Geschke holt "Holz" - Plaza siegt

SID
Ruben Plaza freut sich über den Etappensieg
© getty

Simon Geschke ließ sich von seinen Betreuern mit herzlichen Schulterklopfern trösten, dann huschte dem tragischen Helden von Gap doch noch ein stolzes Lächeln über das bärtige Gesicht.

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"Es ist schade, dass es nach soviel Mühe heute doch nur die Holzmedaille geworden ist. Aber das perfekte Rennen wird schon noch kommen", sagt der Berliner nach seinem starken vierten Platz auf der 16. Etappe der Tour de France.

Die 16. Etappe in der Übersicht

Nach fast 200 Kilometern in einer Ausreißergruppe hatte der 29 Jahre alte Giant-Alpecin-Profi einen Sensationscoup knapp verpasst, lag bei der Alpen-Ouvertüre nach einem leidenschaftlichen Rennen 40 Sekunden hinter Sieger Ruben Plaza - der Spanier vom Lampre-Team war auf dem letzten Anstieg entwischt.

Geschke bester Deutscher

"Ich musste pokern und habe mich wie viele andere heute ein wenig verpokert", sagte Geschke, der vor dem letzten Ruhetag am Dienstag das Geschehen in der Fluchtgruppe lange mitbestimmt hatte: "Ich musste auf der letzten Abfahrt viel riskieren - meine Fähigkeiten am Berg sind dann doch noch begrenzt."

Einen Tag nach Platz zwei für Kapitän John Degenkolb in Valence verpasste der nimmermüde Geschke den erlösenden ersten Etappensieg für das bislang glücklose Giant-Alpecin-Team, fuhr sich aber einmal mehr in den Vordergrund: In der weiterhin vom Briten Christopher Froome souverän angeführten Gesamtwertung ist er als 29. mit Abstand bester Deutscher.

Nach insgesamt 201 km in einer weiteren Hitzeschlacht am Fuße der Alpen rettete Plaza nach der rasenden Abfahrt vom Col de Manse, an dem 2003 der Spanier Joseba Beloki so spektakulär gestürzt war, 30 Sekunden Vorsprung auf Sagan ins Ziel. Der Slowake, einer der besten Abfahrer überhaupt, hatte sich auf der Schussfahrt nach Gap von Geschke gelöst. "Ich wollte an sein Hinterrad, das hat nicht geklappt", sagte der Berliner.

Greipel fällt zurück

Für Sagan war es der zehnte zweite Platz seit seinem letzten Tour-Etappensieg. Den Kampf ums Grüne Trikot dürfte der Tinkoff-Profi aber endgültig gegen den dreimaligen Etappensieger André Greipel für sich entschieden haben, der am Montag früh zurück fiel.

Geschke, der erst spät ins Tour-Aufgebot gerutscht war, hatte bislang vor allem als unermüdlicher Helfer von Sprintass Degenkolb seinen Dienst verrichtet, am Montag bekam er einen Freifahrtschein. Bereits am Sonntag war er Teil der Fluchtgruppe gewesen, die erst auf der letzten Abfahrt gestellt worden war.

Am Montag setzte sich Geschke kurz nach dem Start mit rund einem Dutzend Mitstreitern ab. Die Ausreißergruppe wuchs auf 23 Fahrer an und lag 50 km vor dem Ziel rund 15 Minuten vor dem Feld, spätestens da war klar, dass der Sieger nur aus dieser Gruppe kommen konnte.

Hochgebirgs-Etappen stehen vor der Tür

Das Peloton um den Gesamtführenden Froome zeigte keine Ambitionen, die Flüchtlinge zu stellen. Froome verlor in der Schlussphase 28 Sekunden auf Vorjahressieger Vincenzo Nibali, verfolgte den in der Gesamtwertung aber weit zurückliegenden Italiener aber nicht mit letzter Konsequenz. Rund 18 Minuten betrug letztlich der Rückstand auf Plaza.

In die Alpen geht Froome damit mit 3:09 Minuten Vorsprung auf den Kolumbianer Nairo Quintana. Nach der Alpen-Ouvertüre von Gap geht es ab Mittwoch bei der Tour ans Eingemachte: Auf vier Hochgebirgs-Etappen mit drei Bergankünften muss Froome das Gelbe Trikot verteidigen, Höhepunkt ist am Samstag der legendäre Anstieg nach l'Alpe d'Huez.

Die tückische Abfahrt vom Col de Manse, auf der sich vor zwölf Jahren der Spanier Beloki das Becken gebrochen hatte und den folgenden Lance Armstrong zu einer wilden Querfeld-Einfahrt gezwungen hatte, wurde erneut vom einem schweren Sturz überschattet.

Geschkes Teamkollege Warren Barguil schoss Froome-Adjutant Geraint Thomas förmlich ab, der Brite prallte mit dem Kopf gegen einen Laternenpfahl, flog danach über die Böschung und nahm noch einige Zuschauer mit. Verletzt wurde dabei aber niemand ernsthaft, Thomas erreichte das Ziel leicht verspätet.

Tour de France 2015: Die Gesamtwertung

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