Martin verpasst mit Quick-Step Sieg im Zeitfahren

SID
Der Australier Simon Gerrans hat die Führung in der Gesamtwertung übernommen
© getty

Das Team Omega Pharma-Quick Step um Tony Martin hat bei der 100. Tour de France den Sieg beim Mannschaftszeitfahren der vierten Etappe in Nizza knapp verfehlt. Nach 25 km an der Côte d'Azur wurde das Team des Zeitfahr-Weltmeisters nur von der australischen Equipe Orica GreenEdge geschlagen.

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Tony Martin war vollkommen am Ende. Mit nassgeschwitzten Haaren und der puren Erschöpfung im Gesicht rang der 28-Jährige nach dem Mannschaftszeitfahren in Nizza um Luft. Als Martin schließlich die Zeit seiner Quick-Step-Equipe erfuhr, wich die Anstrengung einem Strahlen - doch da wusste der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister noch nicht, dass er für seine Leiden bei der 100. Tour de France wieder nicht entschädigt werden würde.

Das australische Team Orica-Green-Edge entriss Martin und seinen Kollegen auf der vierten Etappe den Sieg um den Wimpernschlag von 0,75 Sekunden. Mit betretener Miene nahm es der gebürtige Cottbuser zur Kenntnis. "So ein Rennen mit weniger als einer Sekunde zu verlieren ist sehr enttäuschend. Nach den Rückschlägen der vergangenen Tage hätten wir den Erfolg gut gebrauchen können", sagte Martin, bevor er sich schnell in Richtung Teamhotel aufmachte.

Schnellstes Teamzeitfahren der Tour-Geschichte

Selbst eine Tour-Rekordfahrt im Mannschaftszeitfahren hatte nicht gereicht. In 25:57 Minuten hatte sich Quick Step auf dem nahezu topfebenen Kurs an der Côte d'Azur kurzzeitig in den Tour-Geschichtsbüchern verewigt. Mit durchschnittlich 57,8 km/h gelang das schnellste jemals gefahrene Teamzeitfahren. Martin war mit seinen Kollgen sogar zwei Sekunden schneller als das britische Sky-Team um Tour-Favorit Christopher Froome (Großbritannien), doch mit Orica war nicht zu rechnen.

Der bisherige und dopingbeschmutzte Rekord stammte aus dem Jahr 2005 von Discovery Channel um den gestürzten Lance Armstrong mit 57,32 km/h - damals aber über eine mit 67,5 km fast dreimal so lange Strecke.

Quick Step-Manager Rolf Aldag nahm den erneuten Nackenschlag mit Anstand hin. "Das ist halt Sport, das gehört dazu. Da hilft alles trauern nichts", sagte er, als der Australier Simon Gerrans, der am Montag bereits die dritte Etappe gewonnen hatte, das Gelbe Trikot vom Belgier Jan Bakelants (Radio Shack) übernahm. Eigentlich hätte Martins polnischer Kollege Michal Kwiatkowski diese Ehre haben sollen.

Martin weiter mit Tour-Fluch

Mit seiner eigenen Vorstellung war Martin dennoch recht zufrieden. Zu einer ähnlich herausragenden Leistung wie bei der WM 2012, als er maßgeblich zum Titel von Quick Step beigetragen hatte, reichte es gleichwohl nicht. "Das Team war zu stark, dass ich mich hätte groß hervortun können", sagte Martin. Er habe sich "gut gefühlt, aber nicht überragend." Doch das sei angesichts seines gesundheitlichen Handicaps zu erwarten gewesen.

Martin hatte trotz seiner ernsten Blessuren den Sieg in Nizza fest ins Visier genommen. "Es bleibt weiter unser großes Ziel. Wir sind der Favorit", hatte der 28-Jährige gesagt. Die Verletzungen werde er vollkommen ausblenden. Seine eigenen Ambitionen auf das Gelbe Trikot waren durch den schweren Sturz vom Samstag zwar dahin, doch nun wollte er zumindest einem Kollegen zur Gesamtführung verhelfen. Doch ein weiteres Mal wurde Martin seinen Tour-Fluch nicht los.

Quick-Step-Arzt Helge Riepenhof hatte vor dem Rennen noch einmal über den Umfang von Martins Sturzverletzungen berichtet und erklärt, dass für ihn die schwierigste Phase noch kommen werde. "Wenn ab der zweiten Woche das Immunsystem schwächer wird, steigt die Gefahr einer Infektion an seinem Ellenbogen", sagte Riepenhof: "Das ist eine Herausforderung, die wir hoffentlich gut meistern."

Contador büßt kaum Zeit ein

Quick Step war am Dienstag als zweites Team gestartet und hatte sofort eine erste Referenzzeit hingelegt. Obwohl Martin bei einigen Kollegen noch fehlende Erfahrung im Kampf gegen die Uhr ausgemacht hatte, war dieser Richtwert fast bis zum Ende nicht zu unterbieten, auch nicht für die Tour-Favoriten um Froome und den Spanier Alberto Contador (Saxo). Auf deren Aussichten in der Gesamtwertung hatte das Rennen kaum Auswirkungen. Contador büßte mit seinen Helfern lediglich sechs Sekunden auf Froome ein

Am Mittwoch und Donnerstag bieten sich den Top-Sprintern um Marcel Kittel, André Greipel und Mark Cavendish zwei neue Chancen auf einen Sprinterfolg. Zweimal ist ein klassischer "Sprint Royale" wahrscheinlich, wobei auf dem fünften Teilstück von Cagnes-sur-Mer nach Marseille viel Arbeit auf die Teams der Sprinter zukommen dürfte, um während der welligen 228,5 km einen Ausreißertriumph zu verhindern.

Das Klassement der Tour de France