Christopher Froome fängt Alberto Contador ab

SID
17. Etappe: Christopher Froome triumphiert dank des speziellen Profils und eines Radwechsels
© getty

Der Brite Christopher Froome hat das Einzel-Zeitfahren der 17. Etappe der 100. Tour de France gewonnen und den Gesamtsieg dicht vor Augen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Christopher Froome kann sich bei der 100. Tour de France nur noch selbst schlagen. Der britische Topfavorit setzte sich auch auf dem bergigen Zeitfahren des 17. Teilstücks vor seinem Herausforderer Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) durch und baute durch seinen dritten Etappensieg den Vorsprung auf den Spanier vor der Königsetappe am Donnerstag nach Alpe d'Huez auf 4:34 Minuten aus. Weltmeister Tony Martin blieb wie erwartet ohne Chance, sammelte aber wichtige Erkenntnisse für die geplante Umschulung zum Rundfahrer.

"Hier der Schnellste zu sein, ist Wahnsinn. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin sehr glücklich", sagte Froome. Als Träger des Gelben Trikots war der 28-Jährige um 16.33 Uhr als letzter von 179 Startern auf die 32 km zwischen Embrun und Chorges gegangen und legte von Beginn an ein hohes Tempo vor. Bei der ersten Zeitmessung nach 6,5 km war lediglich Contador zwei Sekunden schneller als der Sky-Kapitän.

Contador vorbei am Mollema

Contador, der sich im Klassement vorbei am enttäuschenden Niederländer Bauke Mollema (Belkin) auf den zweiten Platz schob, zeigte hohen Einsatz und auch große Risikobereitschaft auf den Abfahrten der beiden Bergwertungen. "Besonders die erste Abfahrt war sehr gefährlich und sehr technisch", sagte Froome. Contador baute dadurch seinen Vorsprung auf den Gesamtführenden zwischenzeitlich auf 20 Sekunden aus.

Doch als Froome wie die meisten Fahrer vor der finalen Abfahrt vom Straßenrad auf seine Zeitfahr-Maschine gewechselt hatte, schmolz Contadors Führung dahin. "Ich denke, das war ein gutes Zeitfahren für mich. Ich kann nur sagen, dass Froome der Beste war", sagte Contador.

Weniger als befürchtet beeinträchtigte die Top-Fahrer ein Regenschauer, der etwa 90 Minuten vor Froomes Start am zweiten Anstieg des Tages eingesetzt hatte. Die Strecke rund um die Côte de Réallon war zunächst sehr rutschig und bremste viele Fahrer aus. Als sich die Favoriten um den Vorjahreszweiten Froome auf den Weg machten, war die Straße aber wieder weitgehend trocken.

Martin: "Bin nicht enttäuscht"

Tony Martin griff derweil wie erwartet nicht in den Kampf um den Tagessieg ein. Dem 28-Jährigen, der auf der elften Etappe das flache Rennen gegen die Uhr vor Froome für sich entschieden hatte, kam der schwere Kurs nicht entgegen. "Das ist ein Zeitfahren, das mir nicht gelegen hat. Das wusste ich schon vorher. Es waren zwei sehr schwere und unrhythmische Berge. Ich bin nicht enttäuscht über die Leistung", sagte Martin, der das Rennen noch unter guten Wetterbedingungen bestritten hatte und in 54:39 Minuten auf dem 27. Rang landete. Bester Deutscher war Andreas Klöden auf Platz 21.

In Absprache mit seinen Trainern und Betreuern hatte sich Martin wie die meisten Fahrer dazu entschieden, das Rennen mit einem Straßenrad zu starten. Erst rund zehn Kilometer vor dem Ziel wechselte der gebürtige Cottbuser sein Gefährt. "Wir hatten Berechnungen angestellt, dass man die Zeit, die man durch den Radwechsel verliert, mit dem Zeitfahrrad aufholt", sagte Martin.

Doch wurde die Maßnahme nicht nur aus renntaktischen Gründen getroffen. Auch in Hinblick auf seinen Plan, sich zum Rundfahrer zu entwickeln, sammelte Martin wichtige Erfahrungen. "Das war eine kleine Standortbestimmung für mich, wo ich aktuell am Berg stehe und was ich noch tun muss, um ganz vorne mitspielen zu können", erklärte Martin. Dass er langsamer war als schwächer eingestufte Fahrer, überraschte aber doch etwas.

Bester Franzose Peraud gibt auf

Die Pechsträhne der Franzosen setzte sich indes fort. Die Grande Nation wartet noch immer auf den ersten Etappensieg und nun musste zudem der bislang bestklassierte einheimische Radprofi Jean-Christophe Peraud nach einem Sturz aufgeben. Der 36-Jährige kam in der letzten engen Kurve des Zeitfahrens zu Fall und verletzte sich an der Schulter.

Am Donnerstag steht auf dem Weg ins legendäre Alpe d'Huez die Königsetappe auf dem Programm. Auf der 168,5 km langen 18. Etappe mit Start in Gap muss sich das Peloton dabei gleich zweimal die 21 Kehren hinauf zum Skiressort quälen - und dazwischen die halsbrecherische und umstrittene Abfahrt vom 1999 m hohen Col de Sarenne meistern.

Tour de France: Die Gesamtwertung