Sagan bei der Tour der Mann der Stunde

SID
Peter Sagan siegte über die 197 Kilometer von Orchies nach Boulogne-sur-Mer
© Getty

Lässig stieg Peter Sagan auf das große Podium der Tour de France. Erst gab es jede Menge Küsschen für den Etappensieg, dann für das Grüne Trikot und schließlich noch einen anerkennenden Händedruck von Tour-Legende Bernard Hinault.

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Mit der gleichen Routine und Leichtigkeit wie er zuvor bei seinem unwiderstehlichen Sprint zum zweiten Mal die Weltelite düpiert hatte, spulte der junge Slowake auch die Siegerzeremonie nach der dritten Etappe über 197 Kilometer von Orchies nach Boulogne-sur-Mer ab. Debütant Sagan ist bei der 99. Tour de France der Mann der Stunde.

"Ich liebe es, dem Publikum ein Spektakel zu bieten. Dieser Sieg gibt mir sehr viel Selbstvertrauen. Jetzt ist das Grüne Trikot mein Ziel", sagte der 22-Jährige, der gerade bei den giftigen Etappenfinals kaum zu schlagen ist.

So hatten auch diesmal auf dem nur 700 Meter langen, aber durchschnittlich 7,4 Prozent steilen Schlussanstieg der Norweger Edvald Boasson Hagen und sein Landsmann Peter Velits nicht den Hauch einer Chance. Sagan feierte seinen zweiten Etappensieg nach seinem Erfolg in Seraing.

Cancellara lobt Sagan

"Sagan hat gezeigt, wie stark er ist. Er hat gemacht, was alle anderen machen würden, wenn sie seine Klasse hätten. Es war ein großer Sieg von ihm", lobte Fabian Cancellara den Youngster in höchsten Tönen. Auch der viermalige Zeitfahr-Weltmeister hatte als Tagesvierter das Nachsehen, behielt aber das Gelbe Trikot des Gesamtersten auf seinen Schultern. Cancellara liegt weiterhin sieben Sekunden vor dem britischen Bahnrad-Olympiasieger Bradley Wiggins und dem Franzosen Sylvain Chavanel. Für den Schweizer, der bereits fünfmal das Auftaktzeitfahren bei der Tour gewann, ist es in seiner Karriere nun schon der 25. Tag im "Maillot jaune".

Doch die Schlagzeilen gehörten wieder einmal Sagan. Mit der beachtlichen Referenz von 13 Siegen war er erstmals zur Tour gekommen. Und der Liquigas-Profi machte gleich dort weiter, wo er bei der Tour de Suisse mit seinen vier Tagessiegen aufgehört hatte. In Seraing hatte er im Alter von 22 Jahren und 157 Tagen seinen ersten Tour-Etappensieg geholt. Ähnlich jung war bei seinem ersten Erfolg zuletzt ein gewisser Lance Armstrong 1993 in Verdun, als der Amerikaner 21 Jahre und 296 Tage alt war.

Auf die Frage, ob er der neue Armstrong werde, zeigte sich Sagan dann aber doch etwas irritiert. "Ich würde es wünschen, aber ich bin gerade erst am Anfang meiner Karriere. Es ist zu früh zu sagen, was wirklich möglich ist." Momentan scheint alles möglich zu sein, erst recht das Grüne Trikot. 42 Zähler liegt er in der Punktwertung bereits vor Cancellara.

An einen Sprintersieg, wie ihn 2001 Erik Zabel in der Geburtsstadt von Bayern-Star Franck Ribery geholt hatte, war diesmal nicht zu denken. Beim Sieg des früheren Vizeweltmeisters war das Finale damals aber nicht derartig anspruchsvoll.

Martin hält sich zurück

Für Tony Martin geht indes die Tour der Leiden weiter. Der deutsche Zeitfahr-Weltmeister, der seit seinem Kahnbeinbruch auf der ersten Etappe mit einer Spezialmanschette unterwegs ist, hielt sich wie der ähnlich angeschlagene Spanier Luis Leon Sanchez stets am Ende des Feldes auf.

"Ich gewöhne mich langsam an die Schiene, aber den ganzen Tag am Ende des Feldes rumzufahren ist alles andere als spaßig", sagte Martin, der mehr als zehn Minuten verlor. Auch Martins deutscher Kollege Marcel Kittel war wegen seines Magen-Darm-Infekts noch nicht in Vollbesitz seiner Kräfte und büßte gar 16:29 Minuten ein.

Am Mittwoch dürfte wieder die Stunde der Sprinter schlagen. Auf dem vierten Teilstück über 214,5 Kilometer von Abbeville durch die Normandie nach Rouen geht es hauptsächlich über flaches Terrain. Allerdings könnte der Wind auf den ersten 140 Kilometern entlang der Alabasterküste eine Rolle spielen.

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