Rolland gewinnt - Edelhelfer attackiert Wiggins

Von SPOX
Bradley Wiggins bleibt auch nach der elften Etappe in Gelb
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Der Franzose Pierre Rolland hat die Königsetappe der 99. Tour de France gewonnen. Der Youngster vom Team Europcar holte sich auf dem elften Teilstück über 148 Kilometer von Albertville nach La Toussuire trotz Sturz den Sieg. Der Gesamtführende Bradley Wiggins verteidigte das Gelbe Trikot souverän. Teamkollege Christopher Froome war noch sein größter Konkurrent. Großer Verlierer des Tages: Cadel Evans.

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Bradley Wiggins hat sein Gelbes Trikot auch über die höchsten Alpenpässe geführt und Vorjahressieger Cadel Evans einen schweren Schlag verpasst. "Als wir Cadel abgehängt und nur noch ein paar Kilometer vor uns hatten, war die Erleichterung überwältigend. Ich wusste, dass die Etappe gelaufen war. Es war die härteste Etappe der Tour. Wir haben überhaupt nicht erwartet, dass wir Cadel Zeit abnehmen. Ich war überrascht", sagte Wiggins.

Bedanken musste er sich aber auch bei seinem Sportlichen Leiter Sean Yates. Der Brite pfiff Christopher Froome am Schlussanstieg nach La Toussuire nach einer schweren Attacke zurück. Froome ging dabei aus dem Sattel und flog den Fahrern um Wiggins regelrecht davon.

Wiggins konnte gegen seinen Edelhelfer nichts entgegensetzen, doch schon Sekunden später bremste Froome abrupt ab. Via Knopf im Ohr hatte ihm wohl die Chefetage eine ordentliche Standpauke verpasst. Noch Minuten später diskutierte der gebürtige Kenianer über Mikrofon mit der sportlichen Leitung. Es änderte nichts. Der vielleicht stärkere Fahrer an diesem Tag musste sich der Stallorder beugen und zeigte lediglich kurz vor der Ziellinie nochmal, was an diesem Tag vielleicht möglich gewesen wäre. "Ich weiß, dass es eine Hierarchie gibt und ich mich dieser unterordnen muss. Das ist ein Fragment zum Toursieg", ließ sich Froome nach dem Rennen nichts anmerken.

Evans nur noch Vierter

So aber verteidigte der britische Bahn-Olympiasieger auf der Königsetappe seine Führung in der Gesamtwertung der 99. Tour de France erfolgreich und knöpfte seinem wohl größten Rivalen Evans gar weitere 1:26 Minuten ab. Den Tagessieg auf der elften Etappe über 148 Kilometer von Albertville nach La Toussuire sicherte sich indes der Franzose Pierre Rolland, der sich frühzeitig aus einer Ausreißergruppe absetzte und im Alleingang den zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere herausfuhr.

Wiggins erreichte auf der kurzen, aber äußerst anspruchsvollen Etappe 57 Sekunden hinter Rolland knapp nach seinem Sky-Teamkollegen und Landsmann Christopher Froome als Sechster das Ziel im 1705 Meter hoch gelegene Alpenstädtchen. Evans musste dagegen vier Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen und verlor viel Zeit. Damit liegt Wiggins im Gesamtklassement nun 2:05 Minuten vor Froome. Der Italiener Vincenzo Nibali, der zweimal erfolglos am Schlussanstieg attackiert hatte, ist 2:23 Minuten zurück nun Dritter. Evans (3:19) ist nur noch Vierter.

Rolland wie im Vorjahr im Alleingang zum Sieg

Die Entscheidung des Tages fiel am 18 Kilometer langen und durchschnittlich 6,1 Prozent steilen Schlussanstieg, als sich Rolland aus einer vierköpfigen Spitzengruppe löste und seinem zweiten Etappensieg allein entgegenfuhr. "Ich habe alles für diesen Tag investiert. Ich bin am Ende meiner Kräfte", sagte der 25-Jährige der bereits im vergangenen Jahr die Etappe nach Alpe d'Huez gewonnen hatte. 55 Sekunden zurück fuhren Thibaut Pinot und Froome auf die Plätze zwei und drei.

Von Jens Voigt war indes erwartungsgemäß nichts zu sehen. Bereits beim ersten Anstieg zum Col de la Madeleine, einem Berg der höchsten Kategorie, hatte sich der Altmeister wie am Vortag angekündigt ins Grupetto verabschiedet. Einen stressfreien Tag wollte sich der 40-Jährige nehmen, nachdem er am Mittwoch in der Ausreißergruppe vertreten war und nach einer starken Vorstellung den dritten Platz belegt hatte.

Stattdessen hatte sich beim Ritt über zwei Berge der höchsten, einem der ersten und einem der zweiten Kategorie frühzeitig eine Gruppe von gut 30 Fahrern gebildet, die kurz nach dem Ziel die Flucht ergriff, sich aber stetig verkleinerte. Mehr als drei Minuten fuhren die Ausreißer, denen zwischenzeitlich auch Patrick Gretsch (Erfurt) und Marcus Burghardt (Zschopau) angehörten, aber kaum heraus.

Evans-Attacke am Croix de Fer ohne Erfolg

Im Kreis der Favoriten ging es erstmals gut 64 Kilometer vor dem Ziel zur Sache, als Evans am Col de la Croix de Fer attackierte. Doch nach nur fünf Kilometern war das Unterfangen wieder beendet. Es reichte allerdings, um Fahrern mit gehobenen Ansprüchen wie dem Vorjahresdritten Frank Schleck (Luxemburg) oder dem früheren Tourzweiten Andreas Klöden (Mittweida) in Schwierigkeiten zu bringen.

Die beiden RadioShack-Profis gehören ohnehin zu den Verlierern der diesjährigen Tour. Einer der Gewinner aus dem Luxemburger Top-Rennstall, der Schweizer Olympiasieger Fabian Cancellara, hat indes am Donnerstag die Heimreise angetreten. Der Schweizer Prologsieger, der an den ersten sieben Tagen das Gelbe Trikot getragen hatte, erwartet mit seiner Frau Stefanie die Geburt seines zweiten Kindes.

Am Freitag verabschiedet sich der Tour-Tross wieder aus den Alpen. Die zwölfte Etappe, die mit 226 Kilometern die längste der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt ist, führt von Saint-Jean-de-Maurienne nach Annonay-Davezieux in die Weinregion Ardeche. Die Etappe ist dabei wie geschaffen für Ausreißer, da die Schwierigkeiten des Tages, der Col du Gran Cucheron und der Col du Granier, schon nach 80 Kilometern gemeistert sind.

Die Etappe im Re-Live

Die Gesamtwertung der Tour

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