Furzende Sprinter und Leitplanken-Surfer

Von Torsten Adams
Mark Cavendish hat bisweilen Probleme mit seinem Schließmuskel
© Getty

Die erste Tour-Woche ist ja immer so langweilig. So oder so ähnlich lautet ja der Standardspruch der Anti-Radsport-Fraktion. Aber Freunde, habt ihr DIESE erste Woche gesehen? Belgische Chamäleons, furzende Sprinter, italienische Pizzabäcker und ein Deutscher im Grauen Trikot - von Langeweile keine Spur. Die Tops und Flops der Etappen eins bis neun.

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Die Tops der ersten Tour-Woche

 

+ Gilbert, das Tour-Chamäleon

Schwarz-gelb-rot, gelb, grün, rot-weiß, schwarz-gelb-rot, grün, grün, schwarz-gelb-rot, grün. Das sind die Farbenspiele des Philippe Gilbert. Angereist war der Ardennen-König im Trikot des Belgischen Meisters. Dann der Etappensieg mit Ansage, der ihm auf einen Schlag die Führung im Gesamtklassement, in der Sprint- sowie der Bergwertung bescherte. Gilbert heimste so viele Sondertrikots ein, dass er sich gar nicht alle auf einmal tragen konnte. Freundlicherweise sprangen die Herren Evans und Hushovd als Stellvertreter ein und fuhren Gilberts Trophäen durch Frankreichs Straßen spazieren. Nur ein Trikot wird der Omega-Kapitän nicht mehr erringen können: Für das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers ist Gilbert mit seinen 29 Jahren schlicht und ergreifend zu alt.

 

+ Garmin-Cervelo feat. Roland Emmerich

Wenn sich ein Team seine erste Tourwoche am Reißbrett entwerfen könnte, dann käme dabei wohl eine Blaupause von Garmin-Cervelo heraus. Es war der perfekte Start für die US-Amerikaner. Den Doppelschlag von Triumph beim Teamzeitfahren und Sprintsieg machte Tyler Farrar in Redon perfekt. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Amerikaner aus einem amerikanischen Team siegt am amerikanischen Nationalfeiertag. Da hatte doch Roland Emmerich seine Finger im Spiel. Ach ja, nebenbei bemerkt trug Thor Hushovd auch noch an sieben von neun Tagen das Gelbe Trikot. Vive le Thor!

Blog von mySPOX-User UnrealFabian: Die erste Tourwoche

 

+ Twitter-Akrobat Mark Cavendish

Er ist der Lautsprecher des Pelotons. Entweder man hasst ihn, oder man liebt ihn. Und das sind seine besten Tweets seit der 1. Etappe:

  • "Habe mir gerade den letzten Kilometer der heutigen Etappe angesehen. Gilbert demütigte den Rest als würde er seine Hose herunterlassen und einen '13incher' enthüllen."
  • "Ich hatte heute üble Magenkrämpfe und habe unabsichtlich gefurzt. Habe echt gedacht, ich hätte Durchfall. Sorry an die Liquigas-Jungs, die hinter mir fuhren."
  • "Mein sportlicher Leiter Brian Holm hat gerade sein neues HTC ChaCha bekommen. Es ist ein Facebook-Phone. Er hat aber keinen Facebook-Account. Und weiß auch nicht, wie man ein Smartphone bedient..."
  • "Mist, habe im TV ein Interview mit mir gesehen. Muss mich vor dem Schlafengehen rasieren."
  • "Meine ersten Tränen bei der diesjährigen Tour: Meine Ex-Freundin rief mich am Morgen an. Unser Hund musste eingeschläfert werden. Ich bin traurig."
  • "Ich versuche gerade, meinen Teamchefs Twitter zu erklären. Brian Holm meint, es sei eine Art von Spiel und Rolf Aldag hält es für einen Chatroom. Frustrierend."
  • "Wollt ihr wissen, was bei der Tour makaber ist? Ich bin jetzt schon echt ausgelaugt, und für die Klassementfahrer hat das Rennen noch nicht mal richtig begonnen."
  • "Ihr Kritiker, schaut auf euch selbst! Noch alberner als jemand, der nichts weiß ist jemand, der nichts weiß und trotzdem denkt, er wisse alles."

 

+ Vincent Jerome, die Rote Laterne von Europcar

Bei der Tour dreht sich alles um Etappensieger, das Gelbe Trikot und die hübschen Hostessen bei der Siegerehrung. Einer, der weniger im Fokus steht, seinen Status aber dennoch vehement verteidigt, ist Vincent Jerome. Der Franzose vom Team Europcar belegt in der Gesamtwertung den letzten Platz. Er ist es, der die Rote Laterne der Tour seit der ersten Etappe in den Händen hält. "Ich bekomme aber von den Leuten viel Zuspruch", freut sich Jerome, gibt sich aber gleichzeitig zuversichtlich, die Laterne bis Paris noch an einen Mitstreiter abzugeben: "Die Rote Laterne ist nur eine nette Zwischenepisode." Erster Kandidat für eine Übernahme: Gert Steegmans, der im Klassement gut sieben Minuten vor dem Franzosen liegt.

 

+ Die Punktewertung ist tot, es lebe die Punktewertung

In diesem Jahr haben die Organisatoren ja ordentlich an den Regeln für die Wertungen geschraubt. Bei der Sprintwertung ist ihnen ein echter Coup gelungen. Der Zwischensprint, von dem es in diesem Jahr nur noch einen pro Etappe gibt, wurde massiv aufgewertet. Die Folge: Schon während des Rennens sind die Anwärter auf Grün gezwungen, Vollgas zu geben. Nicht ganz so rosig sieht HTC-Teamchef Rolf Aldag die Neuerung: "Die echten Sprinter kommen mit ihren Etappen-Erfolgen den anderen nur nah. Wenn die in den Bergetappen bei den Zwischensprints punkten, ziehen die Bergfesten wieder davon." Des einen Freud, des anderen Leid...

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