Armstrong will das Rad der Zeit zurückdrehen

SID
Lance Armstrong will in diesem Jahr die Tour de France gewinnen
© Getty

Startschuss für die letzte "Tour de Lance": Wenn am Samstag in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam die 97. Frankreich-Rundfahrt eingeläutet wird, will Veteran Lance Armstrong noch einmal das Rad der Zeit zurückdrehen.

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Im hohen Alter von fast 39 Jahren ist für den Texaner der achte Toursieg das erklärte Ziel, auch wenn der spanische Topfavorit Alberto Contador auf den 3641,4 Kilometern bis Paris schier unschlagbar scheint.

Vor dem 8,9 km langen Prolog dreht sich alles um die Neuauflage des ungleichen Duells Armstrong vs. Contador. Sogar das Dauer-Thema Doping und die Rückkehr der alten Betrüger-Garde um Alexander Winokurow und Ivan Basso rückt da ein wenig in den Hintergrund.

Auch für die 15 deutschen Radprofis um Oldie Jens Voigt oder Hoffnungsträger Tony Martin bleibt erstmal nur eine Nebenrolle. Ob sich das ändert, wird sich auf den Landstraßen Frankreichs zeigen.

Zum Auftakt sind alle Augen auf den Tour-Patron gerichtet. Und Armstrong wäre nicht Armstrong, wenn er seinen letzten Auftritt auf der großen Radsport-Bühne nicht perfekt inszenieren würde.

"Ich kann die Tour gewinnen"

Vier Tage vor dem Auftakt kündigte der RadioShack-Kapitän über sein Propaganda-Instrument Twitter seine letzte Tour an, bevor er seinem wenig geschätzten Rivalen Contador den Kampf ansagte: "Ich bin gerüstet. Es wird ein enges Rennen. Ich kann die Tour gewinnen."

Es wäre der perfekte Abschied, wenn er fünf Jahre nach seinem siebten und bis dato letzten Triumph noch einmal auf den Champs Elysees die amerikanische Nationalhymne hören würde. Geht es nach Contador, kann sich Armstrong das abschminken.

"Was zu tun war, ist getan. Ich habe keine Zweifel, dass ich die Tour gewinne. Diesmal sind mehr Berge im Programm. Das liegt mir. Nichts bereitet mir schlaflose Nächte", sagt der 27-Jährige und sieht in dem Vorjahreszweiten Andy Schleck (Luxemburg) seinen Hauptkonkurrenten.

Dopingsünder sind zurück

In das Duell um den Gesamtsieg will aber auch der frühere Tour-Zweite und Giro-Sieger Ivan Basso ("Ich kann und will die Tour gewinnen. Ich bin hungrig nach Erfolg.") eingreifen, nachdem er im Zuge des Fuentes-Skandals eine zweijährige Dopingsperre abgesessen hat.

Neben Basso meldet sich in Winokurow ein weiterer überführter Dopingsünder zurück. Tourchef Christian Prudhomme wirbt um Akzeptanz für die beiden: "Sie haben ihre Strafe abgesessen."

Winokurow, der 2007 die Tour mit seinem Blutdoping-Skandal an den Rand des Abgrunds getrieben hatte, war im Frühjahr bei seinem Sieg in Lüttich allerdings von den Fans angefeindet worden.

Kein Wunder, dass das Dauerthema Doping auch in diesem Jahr ständiger Begleiter des Pelotons ist. Ein Antidoping-Triumvirat soll diesmal verhindern, dass mögliche Betrüger den Fahndern durch das Netz gehen.

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WADA und AFLD schauen der UCI auf die Finger

Der Weltverband UCI führt die Kontrollen durch, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA schaut den Testern auf die Finger, und die französischen Dopingjäger der AFLD sollen mit ihren Verbindungen zu Polizei und Zoll helfen.

So herrscht im Streit zwischen UCI und AFLD vorerst Waffenstillstand. Die Franzosen hatten dem Weltverband vergangenes Jahr ineffektive Kontrollen vorgeworfen.

Dies sehen viele Experten auch als Grund dafür, dass es 2009 fast schon überraschend keinen Dopingfall gegeben hatte. Doch die Gefahr lauert in diesem Jahr nicht nur in Epo oder Wachstumshormonen, Motor-Doping heißt das neue Zauberwort.

So ist die UCI sogar mit Scannern unterwegs, um die Räder im Hinblick auf einen kleinen Motor im Rahmen zu untersuchen.

Prolog startet in Rotterdam

Einen Motor könnten einige Fahrer gewiss gut gebrauchen, hat es die Strecke in diesem Jahr doch wahrhaftig in sich. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Pyrenäen - das Grenzgebirge wurde 1910 erstmals ins Tour-Programm aufgenommen - werden dort gleich vier schwere Bergetappen ausgetragen. Zweimal geht es auf den berüchtigten Col du Tourmalet, einmal sogar als Bergankunft.

Contador wird's freuen, auf den Spanier lauern vielmehr auf den ersten Etappen große Gefahren. Der Wind an der niederländischen Küste und die Kopfsteinpflaster-Passagen kurz vor Ende der dritten Etappe liegen dem Vorjahressieger überhaupt nicht.

Nach dem 8,9 km langen Prolog in Rotterdam wartet nur noch ein Zeitfahren am vorletzten Tag auf die Fahrer. Dort könnte die Stunde des deutschen Hoffnungsträgers Martin schlagen, der zuletzt zweimal den Schweizer Weltmeister Fabian Cancellara in dessen Spezialdisziplin geschlagen hat.

15 deutsche Fahrer am Start

Martin werden von den 15 deutschen Fahrern die größten Chancen auf eine Top-Platzierung zugerechnet.

Die Milram-Kapitäne Linus Gerdemann und Gerald Ciolek sollen indes genauso wie Marcus Burghardt bei BMC auf Etappenjagd gehen.

Und Altmeister Voigt hat vor seiner 13. Teilnahme nur ein Ziel: "Ich will das Kapitel Tour de France mit einer Ehrenrunde auf den Champs Elysees abschließen."

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