Haussler: "Fühle mich als Australier"

SID
Heinrich Haussler fuhr von 2004 bis 2008 für das Team Gerolsteiner
© Getty

Bei seinem Etappensieg in Colmar schlugen zwei Herzen in der Brust von Heinrich Haussler: "Das ist ein Sieg für beide Länder", sagte der Deutsch-Australier.

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Den größten Erfolg seiner Karriere feierte Heinrich Haussler noch als Deutscher, doch mit dem Herzen ist er bereits in Australien. "Ich würde sagen, das ist ein Sieg für beide Länder. Ich mag Deutschland sehr, aber je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich als Australier", sagte der 25-Jährige nach seinem Etappensieg bei der Tour de France in Colmar.

Haussler ist Deutsch-Australier, im kommenden Jahr will er für den Fünften Kontinent starten. "Das spukt schon seit zwei, drei Jahren in meinem Kopf herum", meinte Haussler. Er sei kein reiner Australier, "aber ich bin dort aufgewachsen, und das ist der Ort, an dem meine Familie und meine Freunde leben".

"Hatte das Glück, zwei Pässe zu haben"

Geboren in Inverell, 621km nördlich von Sydney, kam er als 14-Jähriger nach Deutschland und hatte nur ein Ziel: Radprofi zu werden. "Der Radsport spielte sich komplett in Europa ab, und ich hatte das Glück, zwei Pässe zu haben", sagte Haussler. Sein Vater stammt aus dem Saarland und ermutigte den Junior, den Schritt nach Deutschland zu wagen.

Der junge Heinrich reiste erst zur Oma nach Saarbrücken, später ging er allein in die berühmte Talentschmiede nach Cottbus. Er war kaum älter als 20, als er einen Vertrag beim Team Gerolsteiner unterschrieb. Gleich im ersten Profijahr gewann er sensationell die 19. Etappe bei der Spanien-Rundfahrt.

"Er ist ein Glücksfall für uns"

Danach stagnierte die Karriere des "Racing Kangaroo" etwas, nach dem Gerolsteiner-Aus stand er vor der Arbeitslosigkeit. Das Team Milram wollte ihn nicht, und so bediente sich die neu gegründete Cervelo-Mannschaft. "Er ist ein Glücksfall für uns, so wie er sich entwickelt hat. Hier hat er die Mannschaft, die ihn unterstützt", sagte Teamchef Thomas Campana.

Durch seine Leistungsexplosion in diesem Jahr mit den zweiten Plätzen bei Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt, einem Etappenerfolg bei Paris-Nizza und dem Tagessieg bei der Tour winkt Haussler eine Gehaltserhöhung. "Er hat noch Vertrag bis 2010, aber wir werden uns nach der Tour mit Heinrich zusammensetzen und über eine weitere Zusammenarbeit reden", sagte Campana.

Wechsel zu Cervelo Glücksfall für Australien-Pläne

Die Ehe zwischen Cervelo und Haussler ist für beide Seiten ein Glücksfall. Erst durch den Wechsel zu dem Schweizer Team kann der Blondschopf seine Australien-Pläne umsetzen. "Bei Gerolsteiner wollten sie deutsche Fahrer. Cervelo ist ein internationales Team, da ist es egal, für welches Land ich starte", sagte der Klassiker-Spezialist.

Die Vorwürfe, dass er sich durch den Verbandswechsel nur auf leichtem Weg einen WM-Startplatz sichern will, weist Haussler empört zurück: "Das ist völliger Quatsch. Die WM ist kein Rennen für mich. In diesem Jahr fahre ich sie nicht und im nächsten wohl auch nicht."

Zukunftspläne stehen

Er versteht die ganze Aufregung nicht: "Ich behalte beide Staatsbürgerschaften, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in Deutschland ausgebildet wurde." Er werde, wenn überhaupt einmal, lediglich ein anderes Nationaltrikot tragen.

Nach seiner Karriere will Haussler wieder nach Australien übersiedeln. Das wird für ihn ein harter Einschnitt, hat er sich doch so an das deutsche Klima gewöhnt. Es mag komisch klingen für einen Australier, sagte Haussler, aber er hasse die Hitze.

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