Martin: "Das war wie im Traum"

SID
Tony Martin wurde auf der diesjährigen Tour de Suisse Gesamt-Zweiter
© Getty

Es war der Höhepunkt seiner ersten Tour de France: Rang zwei auf dem Mont Ventoux - mit genaueren Streckenkenntnissen wäre sogar mehr drin gewesen. Bei Columbia will man nun schnellstmöglich mit dem Youngster verlängern.

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Die Belohnung wartet für Tony Martin auf den Champs Elysees. Freundin Nina ist direkt von einer Studienreise aus Barcelona eingeflogen und will sich das große Finale nicht entgehen lassen.

So gibt es einiges zu feiern in Paris, auch wenn die neue deutsche Radsport-Hoffnung den krönenden Abschluss bei der Tour de France auf dem Schicksalsberg Mont Ventoux nur um Haaresbreite verpasst hatte.

"Das war alles wie im Traum. Ich habe mich hier als Radprofi weiterentwickelt", bilanzierte Martin. Mit einer zwölftägigen Triumphfahrt im Weißen Trikot des besten Nachwuchsprofis hatte der deutsche Tour-Debütant schon alle Erwartungen übertroffen.

Das Ziel kam unerwartet "direkt hinter der Kurve"

Und beinahe wäre ihm der große Coup auch noch geglückt, doch auf dem Ventoux musste er sich im Finish gegen den spanischen Mitausreißer Juan Manuel Garate geschlagen geben.

Dabei war es wohl die Unerfahrenheit Martins, die den ersten deutschen Sieg auf dem Riesen der Provence verhindert hatte.

"Garate hatte den Vorteil, dass er das Finale besser kannte. Es waren keine Meterangaben angebracht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Ziel direkt hinter der Kurve kommt", erklärte der Youngster, der viel zu spät den Sprint angezogen hatte.

Ullrich? Martin will seine eigene Geschichte schreiben

Auch wenn es mit dem ersten Tour-Etappensieg nicht klappte, ist Martin zum großen deutschen Hoffungsträger für die Zukunft aufgestiegen. "Es freut mich, dass ich ein wenig dafür sorgen konnte, dass das Interesse am Radsport wieder da ist", sagt der gebürtige Cottbuser, der Vergleiche mit seinem berühmten Vorgänger Jan Ullrich scheut.

Martin will seine eigene Geschichte schreiben. Ein Platz unter den besten Zehn, Fünf oder drei ist für den Columbia-Profi zukünftig das Tour-Ziel.

Schon in diesem Jahr schien dieses Unterfangen zum Greifen nah, ehe in den Alpen der große Einbruch kam. Da musste Martin einsehen, dass eine dreiwöchige Rundfahrt ein anderes Kaliber ist. Er werde daraus lernen und im nächsten Jahr wiederkommen.

Zahlreiche Teams haben den Cottbuser im Visier

"Martin hat alle Erwartungen übertroffen. Nach zwei Wochen hätte er schon zufrieden nach Hause fahren können", lobte Sportdirektor Rolf Aldag seinen Rohdiamanten.

In den nächsten Wochen dürfte auf den früheren T-Mobile-Profi jede Menge Arbeit zukommen. Vertragsgespräche stehen an. Das Columbia-Team will so schnell wie möglich den 2010 auslaufenden Kontrakt verlängern, schließlich sind zahlreiche Teams auf den Youngster bereits aufmerksam geworden.

Nächstes Ziel: WM-Medaille Ende September

Denn Martin hatte bei der Tour dort angeknüpft, wo er bei der Tour de Suisse aufgehört hatte. In der Schweiz hatte er den zweiten Gesamtrang belegt, die Bergankunft in Crans Montana und das Bergtrikot geholt.

Mit dem Programm der letzten Monate wäre Martin eigentlich reif für den Urlaub, doch daran verschwendet er keinen Gedanken.

Eine Medaille im WM-Zeitfahren Ende September ist der heimliche Traum. "Ich denke, der Kurs in Mendrisio kommt mir entgegen", sagt der Eschborner.

20. Etappe: Armstrong verteidigt Platz drei - Garate siegt