Matschiner hält Tour de France für "super Show"

SID
Stefan Matschiner ist der Meinung, dass Doping im Spitzensport weiterhin gang und gäbe ist
© Getty

Ex-Manager Stefan Matschiner ist der Meinung, dass Betrug durch Doping im Spitzensport weiterhin gang und gäbe ist. Die Frankreich-Rundfahrt hält Matschiner für eine "super Show".

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Nach Meinung des früheren Managers Stefan Matschiner wird im Spitzensport weiter betrogen.

"Ich bin der Meinung, dass im Hochleistungssport weiterhin flächendeckend gedopt wird. Schauen wir uns doch nur die Tour jetzt an, mit Contador, Armstrong", sagte der Österreicher der "Süddeutschen Zeitung": "Wenn ich das sehe, denk' ich mir: Super Show, ist ja geil! Das ganze Thema Doping wird auch diesmal ad absurdum geführt, da bin ich sicher."

Matschiner, gegen den nach dem Geständnis seines früheren Klienten Bernhard Kohl ein Verfahren läuft, präzisierte seine Angaben, dass Radprofi Kohl Dopingmittel an einen deutschen Fahrer-Kollegen bei der Tour de France 2007 und 2008 weitergegeben habe.

Er werde zwar keine Namen nennen, doch bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt sei der Fahrer nicht mehr dabei. "Generell ist niemand mehr meiner früheren Sportler bei dieser Tour dabei."

Sportler nicht Hauptproblem des Dopings

Der Ex-Leichtathlet sieht die Sportler ohnehin nicht als das Problem des Dopingsystems an.

Es sei ein System, "das aktiv wegschaut, das mit einer Doppelmoral läuft.Dazu gehören Medien, mit ihrer Sensationsgier, mit unkritischer Berichterstattung und dem Verlangen nach Rekorden. Dazu gehören Verbände, die Funktionäre, natürlich die Wirtschaft, wo einfach kein Interesse besteht, Sachen aufzudecken oder zu hinterfragen."

Kohls Aussagen gegenüber den Ermittlern sieht Matschiner kritisch. "Der Bernhard kooperiert doch nicht! Er sagt nur Sachen, die er sagen muss, weil er mit dem Rücken zur Wand steht. Es wird nur schön dargestellt, dass er mit der WADA und der UCI kooperiert und denen sagt, wie es funktioniert", sagte der 34-Jährige.

Matschiner fordert andere Herangehensweise

Er würde sich gern mit der deutschen Nationalen-Anti-Doping-Agentur (NADA) an einen Tisch setzen, wenn diese Informationen haben wolle, was das System angehe. Denn wenn man das Problem des Systems bei der Wurzel packen wolle, brauche man andere Wege, als ein paar Sportler rauszunehmen.

Den Skandal um die Wiener Blutbank Humanplasma spielt Matschiner allerdings herunter. Diese habe nicht die Dimensionen der spanischen Fuentes-Affäre. "Ich kann Ihnen da keine konkreten Zahlen nennen. Aber ich sage Ihnen: viel kleiner, weniger wirtschaftliches Interesse", meinte Matschiner.

Zu seiner Vergangenheit, in der Matschiner offenbar mehrere Spitzensportler beim Doping unterstützte, steht der Ex-Manager. Es sei seine Entscheidung gewesen, da teilzunehmen.

Die Tour schaut er sich mit Begeisterung an: "Contador, Armstrong, die Schlecks, das sind ja wirklich tolle Sportler. Eigentlich ist es ja auch ein geiler Sport. Und wenn er sauber wäre, würde es sicher den gleichen Einlauf geben. Der Zuschauer muss sich nur überlegen: Will er eine geile Show - oder will er sauberen Sport?"

Armstrong fährt ab 2010 für RadioShack