Das Peloton zwitschert

SID
Früher hörte man nur das Summen der Reifen, heute zwitschert das Hauptfeld
© Getty

Lance Armstrong lässt die Welt via "Twitter" an seinem Leben teilhaben. Nun folgen dem Patron immer mehr Fahrer im Peloton. Bei der Tour wird in diesem Jahr ordentlich gezwitschert.

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Bevor Lance Armstrong ins Bett geht, sagt er der ganzen Welt gute Nacht. "Ich hau´ mich jetzt aufs Ohr. War ein guter Tag heute. Das Team war unglaublich", tippt der Texaner in sein Handy. Sekunden später erreicht die Nachricht die Internetplattform "Twitter".

Über 1,4 Millionen Menschen verfolgen rund um die Uhr den Weg des siebenmaligen Tour-Siegers. Ein Leben in Kurznachrichten. Genau darum geht es bei Twitter, was auf deutsch Gezwitscher heißt.

140 Zeichen an die Welt

Armstrong hat wie jeder andere Nutzer 140 Zeichen zur Verfügung, um die Welt an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. Der Kommunikations-Fanatiker hat sich den Dienst zu eigen gemacht und seine perfekt funktionierende PR-Maschine darauf abgestimmt. "Auf Twitter kannst du nicht falsch zitiert werden. Das bist nur du selbst", sagt der 37-Jährige.

Als sein 10.000 Euro teures Zeitfahrrad gestohlen wurde, rief er via Twitter zur Suche auf. Kurz nach der Geburt seines Sohnes Max Anfang Juni schrieb er: "Was geht, Welt? Mein Name ist Max Armstrong, und ich bin gerade angekommen."

Auch der Sohnemann hat einen Account

Bis der Sohnemann versteht, was Twitter ist, wird es noch ein paar Jahre dauern. Papa Lance hat ihm vorsorglich aber schon mal einen Zugang eingerichtet. Armstrong verbreitet über Twitter private Fotos und Videos.

Drei bis fünf Nachrichten pro Tag sind das Minimum. Er ist einer der Stars bei Twitter, aber ausnahmsweise mal nicht die Nummer eins. Die Nachrichten von Hollywoodstar Ashton Kutcher, Ehemann von Demi Moore, lesen momentan mehr als 2,7 Millionen Menschen.

Das Feld folgt dem Patron

Doch nicht nur Armstrong zückt bei der Tour de France mal eben sein Handy und tippt zwei Sätze. Im ganzen Peloton zwitschert es gewaltig. Teams verbreiten ihre Pressemitteilungen über Twitter, die US-Mannschaft Garmin schickt sogar während einer Etappe Fotos vom Feld.

Armstrongs Teamchef Johan Bruyneel sendet mehr oder weniger weise Botschaften ("Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast. Es hängt davon ab, was du denkst.") über die weltweiten Datenkabel oder erklärt seinen Fans, warum er gerade diesen oder jenen Journalisten boykottiert.

Wegelius, der Humorist

Während man deutsche Radler noch vergeblich bei Twitter sucht, ist die Weltspitze durchgängig vertreten. Egal, ob Alberto Contador, der zweimalige Tour-Zweite Cadel Evans, Ivan Basso oder Armstrongs Kumpel Levi Leipheimer - sie alle nutzen Twitter, und die Medien bedienen sich. Die Fahrer müssen so nicht von Interview zu Interview tingeln und die Welt ist schneller informiert. Die Einträge sind mal witzig, mal ernst und manchmal auch kompletter Unfug.

Weit oben auf der Humor-Skala sitzt Charles Wegelius. Der Brite mit finnischen Wurzeln ist Radprofi und nebenbei Pferdezüchter. Stute Camilla ("Lauf, du Schönheit, lauf!") und sein Traktor sind sein ganzer Stolz. Bei der Tour de France ist Wegelius dabei.

Weil sein Teamkollege Thomas Dekker des Epo-Dopings überführt wurde, nominierte das Silence-Lotto-Team Wasserträger Wegelius nach. Der rief über Twitter prompt schon mal zur Hilfe auf der vorletzten Etappe auf: "Könnt ihr bitte alle zum Mont Ventoux kommen und mich da raufschieben?"

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