ASO kämpft um Image und Geldquellen

SID

Brest - Die Tour de France ohne Titelverteidiger Contador, ohne Boonen, Petacchi, Klöden, Rasmussen, Mayo oder Winokurow: Die Anti-Doping-Offensive im Radsport hat Wirkung gezeigt.

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Auch wenn es noch viele Baustellen geben mag und die Prognose der womöglich "saubersten Tour seit langem" (Erik Zabel) so manchem noch bitter aufstoßen könnte - der Tour-Veranstalter Amaury-Sport-Organisation (ASO) hat versucht, mögliche Gefahren-Quellen zu orten.

Nichts soll dem Image schaden und den Geldfluss stören.

ASO will reinen Tisch

Es geht um viel. Nach dem Vorstandsbericht der ASO 2005, den sich der Journalist Pierre Ballester für sein Buch "Tempetes sur le Tour" ("Stürme über der Tour") verschafft hat, lag der Umsatz bei 135 Millionen Euro, und es wurde ein Gewinn von 27,6 Millionen erzielt, ­ 1,3 Millionen pro Etappe.

Von einem solchen Umsatz-Gewinn-Verhältnis können andere Veranstalter nur träumen, und es liefert eine weitere Erklärung für den tobenden Radsportkrieg.

Die ASO will - so gut es geht - reinen Tisch machen. Das von der kasachischen Industrie großzügig gesponserte Astana-Team, das die Tour 2007 nach dem Dopingfall Alexander Winokurow verließ, erhielt diesmal die Rote Karte - trotz runderneuerter Führungs-Ebene.

Damit geht die Tour am 5. Juli in Brest ohne den spanischen Vorjahressieger und amtierenden Giro-Gewinner Alberto Contador, ohne den Tour-Dritten Levi Leipheimer (USA) und den zweifachen Tour-Vize Andreas Klöden auf Reisen.

In dem in eine Kokain-Affäre verstrickten Ex-Weltmeister Tom Boonen fehlt auch der Träger des Grünen Trikots des Vorjahres.

Heftige Kritik an UCI

Zudem brach die ASO mit dem Weltverband UCI, dem die Franzosen einen Großteil ihrer Schwierigkeiten des Vorjahres anlasteten.

Ohne UCI-Versäumnisse hätte es nach ASO-Auffassung weder den Fall des Dänen Michael Rasmussen gegeben, der im Gelben Trikot von seinem Team während der Tour vor die Tür gesetzt wurde, noch die während des Rennens bekanntgewordene Doping-Affäre Patrik Sinkewitz.

Beim zehnjährigen "Jubiläum" der Festina-Affäre von 1998 will die Tour vor bösen Überraschungen wie in den vergangenen beiden Jahren - der Doper Floyd Landis, der Sieger von 2006, wurde nach mehr als einjährigem Hickhack aus der Siegerliste gestrichen - gefeit sein.

100.000 Euro bei Dopingfall

Dafür soll auch ein angsteinflößender Strafen-Katalog sorgen, dem sich alle 20 Teilnehmer-Teams unterwarfen. Sollte ein Dopingfall mit Team-Duldung oder -Unterstützung aufgedeckt werden, muss die Mannschaftsleitung 100.000 Euro an den Französischen Verband FFC zahlen. Das Geld fließt in die Doping-Bekämpfung.

Der FFC übernimmt bei der diesjährigen Tour die Oberaufsicht und damit die Stelle der ungeliebten UCI. Die Doping-Kontrollen laufen unter der Regie der französischen Anti-Doping-Agentur.

Auch das Französische Olympische Komitee ist eingebunden. Bei (programmierten) Streitfällen soll es durch das "Chambre Arbitrale du Sport" in 24- stündigen Eilverfahren Entscheidungen treffen, die für alle Seiten verbindlich sind.

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