Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel exklusiv: "Habe nie Wut gespürt"

Von SPOX/DAZN
Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel ist seit einem schweren Unfall im Sommer 2018 querschnittsgelähmt.
© getty

Nach einem schweren Trainingssturz im vergangenen Sommer ist Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel querschnittsgelähmt. Im exklusiven Interview mit DAZN und SPOX erklärt die 28-Jährige, wie sie den Unfall verarbeitet hat und spricht über ihre Zukunftspläne sowie ihre Ambitionen im paralympischen Sport.

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Am 26. Juni 2018 änderte sich das Leben von Kristina Vogel schlagartig durch einen schweren Schicksalsschlag. Beim Training im Cottbuser Radrennstadion kollidierte die Olympiasiegerin von 2016 sowie mehrmalige Weltmeisterin mit einem niederländischen Nachwuchsfahrer.

Nach mehreren Operationen stand schließlich die Diagnose: Ihr Rückenmark wurde am siebten Brustwirbel durchtrennt, Vogel ist von der Brust abwärts gelähmt. Für den Bahnrad-Star war es bereits der zweite schwere Unfall ihrer Karriere, nachdem sie im Alter von 18 Jahren mit einem Kleintransporter zusammenstieß.

Warum ausgerechnet sie zwei so schwere Unfälle wegstecken muss, diese Frage habe sich Vogel jedoch nie gestellt. "Die Frage bringt einen in der Verarbeitung nicht weiter. Ich versuche, die Sachen zu nehmen, wie sie sind, und das Beste daraus zu machen", erklärte sie im Rahmen der Laureus Sports Awards gegenüber DAZN.

Mit ihrem Leben im Rollstuhl habe sich Vogel nach eigener Aussage mittlerweile arrangiert. "Ich nehme es, wie es ist. Wie heißt es, wenn das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus", so Vogel weiter.

Kristina Vogel: Der Fokus liegt auf der Zukunft

Diese positive Einstellung hat Vogel auch während der Verarbeitung der Ereignisse an den Tag gelegt. "Ich habe nie, nie Wut gespürt", erklärte Vogel auf die Frage, ob sie auf den am Unfall beteiligten Nachwuchsfahrer sauer sei.

"Solche Gefühle bringen mich nicht weiter. Wenn ich es auf jemanden schiebe, wird es davon trotzdem nicht besser. Deswegen versuche ich das gar nicht zu denken. Und ich habe es auch nie gedacht."

Stattdessen liegt für Vogel der Fokus auf der Zukunft. Einen Einstieg in den paralympischen Sport sieht sie zur aktuellen Stunde allerdings für sich selbst nicht. "Man darf nicht vergessen, dass der Unfall erst sieben Monate her ist. Nach 18 Jahren Leistungssport will ich erstmal wieder genießen, mich neu orientieren und neue Sachen machen", erklärte Vogel.

Die größten Erfolge von Kristina Vogel

WettbewerbTitel
Olympia 2016Gold im Sprint, Bronze im Team-Sprint mit Miriam Welte
Olympia 2012Gold im Team-Sprint mit Miriam Welte
Weltmeisterschaft 2017Gold im Sprint und Keirin, Bronze im Team-Sprint mit Miriam Welte
Weltmeisterschaft 2016Gold im Keirin, Bronze im Team-Sprint mit Miriam Welte
Weltmeisterschaft 2015Gold im Sprint
Weltmeisterschaft 2014Gold im Sprint, Keirin und Team-Sprint mit Miriam Welte
Weltmeisterschaft 2013Gold im Team-Sprint mit Miriam Welte, Silber im Sprint
Weltmeisterschaft 2012Gold im Team-Sprint mit Miriam Welte, Bronze im Keirin

Bahnrad-Olympiasiegerin Vogel auf dem Weg in die Politik

Wenn die ehemalige Radsportlerin allerdings einen Sport findet, "bei dem ich sage: 'Den will ich machen, der macht so Bock.'", dann könne sie sich eine Rückkehr in den Leistungssport vorstellen. Zunächst zieht es Vogel aber in die Politik.

"Ich kandidiere für den Erfurter Stadtrat", kündigte die ehemalige Bundespolizistin an. "Ich hoffe, dass ich ein bisschen was zurückgeben kann, ich habe ja auch lange von der Stadt Erfurt profitiert. Dann ist auch viel politisch im Radsport-Weltverband zu tun, auch für die Athletenkommission. Und ansonsten: Enjoy life!"

Ihre prominente Stimme möchte sie auch für die Unterstützung der paralympischen Athleten einsetzen. "Wenn ich dem paralympischen Sport helfen kann, weil ich früher schon Fan vom paralympischen Sport war und jetzt durch die eigene Lage erst recht weiß, was die Leute leisten, dann helfe ich gerne", sagte Vogel.