Weinstein gewinnt Silber

SID
Domenic Weinstein verpasste nur knapp den Weltmeistertitel
© getty

Domenic Weinstein vergrub sein Gesicht in einem Radtrikot und atmete schwer. An einem Tag der Rückschläge und Enttäuschungen hatte der Schwarzwälder mit Silber in der nicht mehr olympischen 4000-m-Einzelverfolgung die Ehre der deutschen Bahnrad-Asse bei der WM in London gerettet - doch im Moment seines bislang größten Karriereerfolgs überwog die Enttäuschung über den verpassten Titel.

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"Es war eine große Chance, so nah war ich noch nie an einem Weltmeistertitel dran. Am Ende hat es nicht gereicht", sagte ein merklich enttäuschter Weinstein nach der Siegerehrung: "Man muss sagen, dass der Italiener stark war. Es hat einfach nicht gereicht."

Der 21-Jährige, der im Vorlauf in 4:16,206 Minuten seinen eigenen deutschen Rekord verbessert hatte, war im Finale um Gold gegen den Italiener Filippo Ganna machtlos. Während Ganna sich das Rennen taktisch klug einteilte und sich in den Schlussrunden nochmals steigerte, verließen den lange führenden Weinstein auf den letzten 500 Metern die Kräfte. Ganna jubelte nach der Zieldurchfahrt in 4:16,141 Minuten, der Abstand zu Weinstein (4:18,275) fiel deutlich aus. Bronze sicherte sich der Brite Andrew Tennant (4:18,301).

Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) war es das fünfte Edelmetall bei den Titelkämpfen in der britischen Hauptstadt. Zuvor hatten sich Kristina Vogel und Joachim Eilers (1000-m-Zeitfahren) Gold gesichert, die Teamsprinter waren jeweils zu Bronze gefahren.

Dämpfer für deutsche Sprinter

Vor Weinsteins Medaillenerfolg hatten die BDR-Athleten zahlreiche Dämpfer kassiert. Sprinterin Miriam Welte verpasste als Siebte im nicht-olympischen 500-m-Zeitfahren (34,192 Sekunden) ihre zweite Medaille und blieb in dieser Disziplin erstmals seit 2010 ohne WM-Podestplatz. "Das Zeitfahren ist neben dem Teamsprint meine Paradedisziplin. Jetzt mit dem siebten Platz nach Hause zu fahren, tut schon weh", sagte Welte.

Gold ging an die russische Titelverteidigerin Anastassija Woinowa (32,959), die Lee Wai Sze aus Hongkong (+ 0,777 Sekunden) und Elis Ligtlee aus den Niederlanden (+0,801) auf die Plätze verwies. "Es ist ganz klar zu sehen, dass mir momentan noch die Kraft fehlt. Daran müssen wir in Richtung Rio arbeiten", sagte Welte mit Blick auf die Olympischen Spiele in fünf Monaten.

Auch der ehemalige Keirin-Weltmeister Maximilian Levy erlitt in seinen Olympia-Hoffnungen einen Rückschlag. Der gebürtige Berliner schied nach einer zuvor schwachen Qualifikationszeit (21./10,032 Sekunden) bereits in der ersten K.o.-Runde des Sprintturniers aus. Der 28-Jährige unterlag dem WM-Zweiten des Vorjahres Denis Dimitrijew (Russland). Die letzte Chance, auf sich aufmerksam zu machen, hat Levy am Sonntag im Keirin-Wettbewerb.

Endstation Achtelfinale

Levys direkter Kontrahent Max Niederlag setzte sich zunächst im Duell mit dem französischen Vorjahresdritten Quentin Lafarque durch und zog ins Achtelfinale ein. Dort war aber ebenfalls Endstation. Nach einer Schlappe gegen den Polen Damian Zielinski verlor Niederlag auch den Hoffnungslauf gegen Sam Webster.

In der Teamverfolgung der Frauen ging der Titel an das US-Quartett, das Kanada im Finale um Gold bezwang. Das deutsche Team war bereits in der Qualifiaktion gescheitert. Im abschließenden Punktefahren siegte der Brite Jonathan Dibben, Leif Lampater trat wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht an.

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