Armstrong gesteht Einnahme von Dopingmitteln

Von SPOX
Lance Armstrong legte bei Talkmasterin Oprah Winfrey ein Doping-Geständnis ab
© Getty

Lance Armstrong räumte im Interview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey ein, seit Mitte der 1990er Jahre zu verbotenen Substanzen gegriffen zu haben, darunter Epo, Testosteron, Kortison sowie Blutdoping.

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Auch bei seinen inzwischen aberkannten sieben Tour-de-France-Siegen (1999 bis 2005) habe Armstrong zu Doping gegriffen. "Ich betrachte das als eine große Lüge, die ich sehr häufig wiederholt habe. Wahrscheinlich ist es für die meisten Leute zu spät, und das ist mein Fehler", sagte Armstrong: "Der Sport zahlt jetzt den Preis dafür. Das tut mir leid."

Doping-Geständnis: Stimmen und Meinungen zum Fall Armstrong

Bereits im Bericht der US-Antidoping-Agentur USADA waren Armstrong massive Dopingvergehen nachgewiesen worden. Der Radsport-Weltverband UCI reagierte nach einer Überprüfung der Unterlagen mit der Aberkennung der Tour-Siege sowie einer lebenslangen Sperre für den Texaner. Ohne Doping wäre es laut Armstrong gar nicht möglich gewesen, die Tour sieben Mal zu gewinnen.

"Sitze hier, um zu sagen, dass es mir leid tut"

"Es war meine Entscheidung", sagte Armstrong, der bislang jegliches Fehlverhalten bestritten hatte. "Es waren meine Fehler, und ich sitze hier heute, um zu sagen, dass es mir leid tut." Zuletzt habe er 2005 gedopt, in seinen Comeback-Jahren 2009 und 2010 habe er dagegen keine verbotenen Substanzen eingenommen.

Warum sein Doping-Geständnis so lange auf sich warten ließ, konnte oder wollte er allerdings nicht beantworten: "Ich weiß nicht, ob ich darauf eine gute Antwort habe."

Das Doping-System sei sehr gut organisiert gewesen, ließ Armstrong zudem wissen: "Es war auf jeden Fall professionell, es war auf jeden Fall schlau, wenn man das so sagen kann." Dennoch sei man "sehr konservativ" vorgegangen. Unter Druck habe er aber niemanden gesetzt: "Wir waren alle erwachsene Männer, wir haben alle unsere eigenen Entscheidungen getroffen." Indirekt beschuldigte Armstrong also auch seine ehemaligenTeamkameraden.

Tygart fordert Geständnis unter Eid

Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA, hat Armstrongs Geständnis als "kleinen Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet. Tygart, der mit seinen Ermittlungen maßgeblich zum Sturz des früheren Radsport-Helden aus Austin beigetragen hatte, forderte: "Wenn er es ernst meint, seine Fehler zu korrigieren, muss er ein vollständiges Doping-Geständnis unter Eid ablegen."

Armstrong hatte die Untersuchungen der USADA stets als "Hexenjagd" oder "Blutrache" bezeichnet. "Heute hat Lance Armstrong endlich akzeptiert, dass seine Radsport-Karriere auf einer mächtigen Kombination aus Doping und Betrug basiert hat", sagte Tygart.

Djokovic: "Schande für den Sport"

Der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic hat Lance Armstrong derweil als eine "Schande für den Sport bezeichnet". Der Serbe forderte, Armstrong solle "für seine Lügen büßen".

"Er hat den Sport betrogen. Er hat viele Menschen auf der ganzen Welt mit seiner Karriere und seiner Lebensgeschichte betrogen", sagte Djokovic, der seine eigene Sportart für sauber hält: "Die Ergebnisse beweisen das. In den letzten Jahren gab es höchstens ein oder zwei Fälle, von Spielern die mehr oder weniger nicht einmal in den Top 100 standen."

Auch der Bund Deutscher Radfahrer äußerte sich mittlerweile in einer Stellungnahmen zu den Vorkommnissen. In weiten Teile seien die Aussagen Armstrongs nur "heiße Luft" gewesen. Er habe nichts zur Erhellung und weiteren Aufklärungen dieser Zeit beigetragen.

Der Radsport habe sich in den letzten Jahren sehr verändert. Das Kontrollsystem sei engmaschiger geworden. Flächendeckendes Doping wie zu Armstrongs Zeiten gäbe es heute nicht mehr, heißt es dort. Dementsprechend sei ein Ausschluss des Radsports aus dem Olympischen Programm - wie vom ehemaligen Präsidenten der WADA Richard Pound gefordert - auch der falsche Weg.

Das Armstrong-Interview mit Winfrey war bereits am Montag in Texas aufgezeichnet worden, so dass das verbriefte Geständnis des Ex-Profis schon teilweise vorab kolportiert wurde. In der Nacht zum Freitag wurde das Gespräch dann im US-Fernsehen ausgestrahlt.

Wie Winfrey anschließend berichtete, habe das Interview statt der vereinbarten eineinhalb Stunden fast doppelt so lange gedauert. Aufgrunddessen wird es nun an zwei Abenden gesendet. Die zweite Etappe soll in der Nacht zum Samstag folgen.

Der Radsport-Kalender in der Übersicht

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