Ära Holczer bei Radrennstall Katjuscha beendet

SID
Ende einer allzu kurzen Ära: Hans Michael Holczer ist nicht mehr Teamchef von Katjuscha
© Imago

Trotz eines laufenden Drei-Jahres-Vertrages wurde Hans Michael Holczer am Montag als Teamchef von Katjuscha entlassen. Als Nachfolger präsentierte der Radrennstall den früheren russischen Radprofi Wjatscheslaw Jekimow.

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"Ich kann bestätigen, dass ich Katjuscha verlassen habe. Aus bestimmten Gründen kann ich im Moment nicht mehr dazu sagen", sagte der frühere Chef des Teams Gerolsteiner der Nachrichtenagentur dapd. Dabei hatte Holczer erst im vergangenen Jahr den Posten in Moskau angetreten, war mit vielen Millionen und weitreichenden Kompetenzen ausgestattet worden.

Doch offensichtlich stimmte die Chemie zwischen dem selbst ernannten Anti-Doping-Kämpfer und der russischen Mannschaft mit zweifelhafter Vergangenheit nicht. Von Unstimmigkeiten zwischen Holczer und dem spanischen Giro-Zweiten Joaquim Rodriguez war zu hören. So hatte sich jüngst schon dessen Manager Angel Edo öffentlich beschwert.

Rodriguez' Vertrag sollte bei entsprechenden Ergebnissen neu verhandelt werden, doch mit Holczer seien die Dinge komplizierter geworden. "Mit Andrej Tschmil wäre das nicht passiert. Er war eine faire Person", hatte jüngst Edo dem spanischen Magazin "Biciclismo" gesagt. Tschmil hatte das Team vor Holczers geleitet.

Zukunft von Holczer ungewiss

Laut Holczer habe sein Abschied aber nichts mit Edo zu tun. "Ich bin auch nicht im Unfrieden gegangen", ergänzte der gelernte Mathematik- und Geschichtslehrer, der sich zu den Hintergründen aber nicht äußern wollte. Sein Abschied habe keine Auswirkungen auf die weitere Mannschaftsleitung. So waren unter anderem die Sportdirektoren Erik Zabel und Christian Henn sowie Michael Rich für Materialfragen Holczer zu Katjuscha gefolgt.

Er werde nicht ganz von der Radsport-Bühne verschwinden, ergänzte Holczer. Ob er ein neues Team in Aussicht habe, ließ er dabei offen. Nach dem Aus des Teams Gerolsteiner hatte er vor seinem Engagement bei Katjuscha für den Automobilhersteller Skoda gearbeitet.

Die Rückkehr auf die große Radsport-Bühne gelang aber erst mit Katjuscha, doch die Kombination war von Anfang an gewöhnungsbedürftig. Als entschiedener Anti-Doping-Kämpfer hatte sich Holczer stets in der Öffentlichkeit präsentiert, wenngleich sein Gerolsteiner-Team zum Schluss für zahlreiche Dopingskandale (Stefan Schumacher, Bernhard Kohl, Davide Rebellin) gesorgt hatte.

Katjuscha ein Team mit zweifelhaftem Ruf

Bei den Russen hatte man die Dopingproblematik dagegen nie so ernst genommen. Erst im April dieses Jahres war Denis Galimsjanow wegen Epo-Dopings aufgeflogen. Er setzte quasi eine Tradition im Team fort, waren vor ihm doch bereits Alexander Kolobnew, der Österreicher Christian Pfannberger und der Spanier Antonio Colom aufgeflogen.

Da passt die Verpflichtung Jekimows schon besser ins Bild. Jahrelang war der Russe an der Seite von Lance Armstrong bei US-Postal gefahren. Ein Rennstall, bei dem nach den Erkenntnissen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA jahrelang gedopt worden sei.

Der Radsport-Kalender 2012