NetApp betritt die große Bühne

SID
Die Hoffnungen von NetApp liegen vor allem auf den Schultern von Jan Barta
© Getty

Das größte deutsche Radsport-Team NetApp betritt die große Bühne: Wenn am Samstagnachmittag im dänischen Herning der erste Radprofi im blauweißen Trikot von der Startrampe rollte, beginnt für den Zweitdivisionär eine neue Zeitrechnung. Mit dem Giro d'Italia nimmt der in Bayern beheimatete Rennstall seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt in Angriff.

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Die neunköpfige Mannschaft will sich beim zweitgrößten Rennen der Welt angriffslustig zeigen und auf einzelnen Etappen gute Resultate einfahren - mehr ist noch nicht drin. "Wir sind uns bewusst, dass die Gesamtwertung für uns kein Thema ist. Deshalb schauen wir von Tag zu Tag", sagt Teamchef Ralph Denk. Zumal der tschechische Kletterer Leopold König kurzfristig verletzt passen musste.

Bei NetApp setzt man auf Teamgeist, will die Last auf mehrere Schultern verteilen. Am ehesten könnte der Tscheche Jan Barta für einen Achtungserfolg sorgen. Mit Siegen bei der kleinen Rundfahrt Settimana Coppi e Bartali sowie beim deutschen Klassiker Rund um Köln war Barta in dieser Saison der Mann für die Erfolge.

NetApp passt ins Giro-Konzept

Den Rennveranstaltern scheint das NetApp-Konzept, mit jungen Fahrern über Jahre eine schlagkräftige Truppe aufzubauen, zu gefallen. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Mannschaft zu Paris-Roubaix, der Kalifornien-Rundfahrt und der Tour de Suisse eingeladen. In diesem Jahr gab der Rennstall seine Premiere bei der Flandern-Rundfahrt, nun folgt mit dem Giro sozusagen die Kirsche auf der Sahnetorte.

Über die Giro-Teilnahme des aufstrebenden Teams wurde in einer Kommission entschieden. "NetApp hat einfach die beste internationale Bewerbung eingereicht", sagt Giro-Chef Michele Aquarone. Natürlich steckt auch Kalkül hinter, schließlich ist Deutschland ein wichtiger Markt. Acquarone sagt: "Wir werden außerhalb von Italien als kleines - oder zumindest nicht so großes Event - wahrgenommen. Gemeinsam können wir uns helfen, größer zu werden."

NetApps Wachstum wurde zuletzt etwas gebremst. Eigentlich wollte Denk die Mannschaft schon in diesem Jahr in die Eiliteliga WorldTour lenken, doch die Lizenz beantragte man nach einer durchwachsenen Saison 2011 erst gar nicht.

Heppner als Inspiration

Zu allem Überfluss hat sich der Hauptsponsor, ein kalifornisches IT-Unternehmen, bisher noch nicht klar zur Zukunft des Teams geäußert. Der Vertrag läuft am Saisonende aus und NetApp droht derzeit ein ähnliches Schicksal wie T-Mobile, Gerolsteiner und Milram, die sich mangels Hauptsponsor auflösen mussten.

Denk bleibt jedoch gelassen. "Ich könnte es nicht nachvollziehen, wenn NetApp die Reißleine ziehen würde. Wir glauben jedenfalls an das Projekt", sagt der Teamchef. Das eine oder andere Erfolgserlebnis beim Giro würde sicherlich helfen. Vielleicht inspiriert die Profis ja allein schon die Anwesenheit ihres sportlichen Leiters Jens Heppner zu Großtaten. Der eroberte vor zehn Jahren völlig überraschend das Rosa Trikot und verteidigte es zehn Tage lang.

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