Bruyneel auf Konfrontation zum Schleck-Lager

SID
Auf dem Bild scheint alles in bester Ordnung beim Radio-Shack Nissan Team
© Getty

Die Kommunikationsabteilung des Super-Radrennstalls RadioShack-Nissan hatte in diesen Tagen mal wieder alle Hände voll zu tun. Nacheinander wurden Interviews des allmächtigen Teamchefs Johan Bruyneel und des Tourdritten Fränk Schleck auf die Internetseite der Mannschaft gestellt. Der Tenor nahezu identisch: Die jüngsten Streitereien im Zuge der Aufgabe von Schleck beim 95. Giro d'Italia seien gar nicht so wild gewesen. Alles in bester Ordnung also beim "Dream Team" des Radsports"? Mitnichten.

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Es brodelt gewaltig hinter den Kulissen zwischen Bruyneel und den beiden Schleck-Brüdern Andy und Fränk. Eine Kombination, die bereits bei der Verpflichtung des erfolgsbesessenen Teamchefs aus Belgien für Irritationen gesorgt hatte und die mit Blick auf die am 1. Juli in Lüttich beginnende Frankreich-Rundfahrt noch mächtig Zündstoff in sich birgt.

Was war passiert? Bruyneel war verärgert und "enttäuscht" über den Ausstieg des Luxemburgers beim Giro. So hatte der frühere Mentor von Lance Armstrong moniert, dass die Verletzung - Schleck war auf der elften Etappe auf die Schulter gestürzt - kein Grund gewesen sei, die Italien-Rundfahrt zu verlassen.

Bruyneel ließ durchblicken, dass der Sturz vielmehr ein willkommener Anlass für die Heimreise Schlecks gewesen sei. Dies ließ der Radprofi so nicht stehen und bekräftigte, dass seine Schulter total entzündet sei. "Warum sollte ich ein Rennen verlassen, das fast vorbei war? Ich habe alles gegeben", sagte der Radprofi.

Streitpunkt Tour-Nominierung

Er habe nun ein langes Gespräch mit dem Teamchef geführt, Bruyneel sei sehr respektvoll gewesen. "Einige Leute haben Bruyneel falsch verstanden. Er hat nur gesagt, dass die Ergebnisse enttäuschend waren und sich keiner der Kapitäne sicher sein kann, bei der Tour automatisch dabei zu sein. Er hat nicht gesagt, dass ich bei der Tour nicht dabei bin", ergänzte Schleck.

Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn die enge Verbindung des Bruderpaares war dem Belgier von Anfang an ein Dorn im Auge. Bereits im ersten Trainingslager wollte Bruyneel die Beiden in getrennten Zimmern einquartieren - ohne Erfolg. Der frühere Baumeister des US-Postal-Teams, in dem Armstrong sieben Mal zum Toursieg fuhr, ordnet alles dem Erfolg unter.

Für ihn ist es ein Unding, dass die Schlecks im Rennen aufeinander Rücksicht nehmen. So war es im Vorjahr passiert. Am Ende war der Australier Cadel Evans der lachende Dritte, während die Luxemburger in Paris die Plätze zwei und drei belegten.

Klöden in der Hinterhand

Die Lösung wäre relativ einfach. Fränk Schleck, der vermeintlich schlechtere der Beiden, könnte aus dem Tour-Kader fallen. Gute Rennfahrer hat Bruyneel nach der "Monster-Fusion" der beiden Topteams Leopard und RadioShack im Winter ohnehin zur Genüge. So stünde neben Andy Schleck in Andreas Klöden ein weiterer Top-Klassementfahrer zur Verfügung.

Es dürften spannende Wochen werden. Bruyneel hatte bereits bekräftigt, dass er allein die Entscheidungen treffen werde. Dafür hatte ihn der millionenschwere Geschäftsmann Flavio Becca schließlich geholt.

Nach der enttäuschenden Vorsaison hatte er Teamchef Brian Nygaard entlassen und durch Bruyneel ersetzt. Die Schlecks wurden damals vor vollendete Tatsachen gestellt. So könnte es bei der Tour wieder passieren.

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