Armstrong: Behörden wollen weiter ermitteln

SID
Lance Armstrong gewann in seiner Karriere sieben Mal die Tour de France
© Getty

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht grüßt Lance Armstrong auf seiner Twitter-Seite. Das Bild auf seinem Internet-Sprachrohr hätte besser kaum gewählt werden können.

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Wie im Film "Catch me if you can" ist es wieder einmal der siebenmalige Toursieger, der im ewigen Katz-und-Maus-Spiel gegen die Anti-Doping-Fahnder zuletzt lacht.

Zuvor hatte die US-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Armstrong und weitere Mitglieder des früheren US-Postal-Radrennstalls wegen des Verdachts auf Betrug und Missbrauch von Steuergeldern eingestellt. Ganz ist die Angelegenheit für den langjährigen Tour-Patron aber noch nicht abgeschlossen. Die Anti-Doping-Behörden wollen die Ermittlungen fortführen.

Armstrong hochzufrieden

"Ich bin sehr erfreut zu hören, dass die US-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt hat", sagte Armstrong, bevor er in seiner Heimat Austin die Joggingschuhe für einen 15-Kilometer-Lauf schnürte. "Es ist die richtige Entscheidung. Ich freue mich, dass ich mein Leben als Vater, als Wettkämpfer und als Anwalt im Kampf gegen Krebs ohne diese Belastung fortführen kann", ergänzte der Texaner.

Vorausgegangen war eine mehr als zweijährige Ermittlung durch Fahnder Jeff Novitzky, der einst schon Sprint-Königin Marion Jones hinter Gittern gebracht hatte. Ausgelöst durch das Doping-Geständnis des früheren Armstrong-Helfers Floyd Landis hatte Novitzky zahlreiche Zeugen vor die Grand Jury gezerrt. Pikante Details über die mutmaßlichen Dopingmachenschaften bei US-Postal waren ans Tageslicht gekommen. Das Denkmal Armstrong wackelte bedenklich, aber es fiel nicht.

"Unser Rechtssystem hat versagt"

"Unser Rechtssystem hat versagt", sagte Betsy Andreu, die mit ihrem Ehemann und Armstrongs ehemaligen Teamgefährten Frank den Radstar des Dopings beschuldigt hatte. "Das kommt dabei heraus, wenn man viel Geld hat und sich gute Anwälte leisten kann, die ihre Leute ganz oben im Justizministerium haben."

Armstrongs früherer sportlicher Gegenspieler Jan Ullrich sah die Sache etwas anders. "Es ist immer gut, wenn sich etwas auflöst. Lance wird sicher froh sein und dem Radsport tut es auch gut", sagte der Toursieger von 1997 am Rande des Ball des Sports in Wiesbaden dem TV-Sender Sky.

Ob Ullrich die Schatten seiner Vergangenheit ähnlich galant loswird, entscheidet sich in der nächsten Woche, wenn der Internationale Sportgerichtshof CAS eine Entscheidung über eine mögliche Dopingsperre gegen Ullrich trifft.

WADA und USADA wollen nicht aufgeben

Geht es nach den Anti-Doping-Behörden, ist der Fall Armstrong aber noch längst nicht abgeschlossen. "Eine große Menge der sichergestellten Beweismittel ist wahrscheinlich sehr relevant in Sachen Doping.

Die WADA erwartet, dass diese Beweise von den entsprechenden Anti-Doping-Behörden gemeinsam genutzt werden können, um festzustellen, ob Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln stattgefunden haben", sagte John Fahey, der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur der USA (USADA) kündigte an, den Fall weiter zu verfolgen. "Im Gegensatz zur US-Justiz hat die USADA vielmehr die Aufgabe, den sauberen Sport zu schützen als das Strafrecht durchzusetzen. Wir freuen uns auf den Erhalt der Informationen aus der Bundes-Untersuchung", sagte USADA-Chef Travis Tygart.

Schwere Vorwürfe von Landis

Die Liste der Ankläger gegen Armstrong war lang, insbesondere die früheren Radprofis Landis und Greg LeMond hatten schwere Anschuldigungen erhoben.

Landis sprach von einem perfekt organisiertes Dopingsystem bei US Postal und führte sogar Korruptionsvorwürfe gegen den Radsport-Weltverband UCI ins Feld. LeMond bezichtigte indes Armstrong, der stets Doping bestritten hatte, der versuchten Bestechung.

Offenbar alles zu wenig für die US-Justiz, die nur wegen Betrugs- und Korruptionsverdacht ermitteln konnte, da Doping in den USA nicht strafbar ist.

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